Oritop-Teppichsymposium in Wien

Die Teppichbranche wieder attraktiv machen


Nach Jahren des stillen Rückzugs soll die Teppichbranche mit neuen Ansätzen wieder durchstarten. Mit diesem Ziel vor Augen hat die Oritop in Wien ein Symposium mit internationalen Branchenexperten organisiert. Fritz Langauer und Ernst A. Swietly stellten ihr neues Fachbuch vor.

Heute wissen die wenigsten Endverbraucher, was für schöne handgearbeitete und gleichzeitig bezahlbare Teppiche im Handel erhältlich sind", beklagt Fritz Langauer, Teppich-Großhändler, -Importeur, Sachverständiger und Senior-Chef der Oritop. "Inzwischen gibt es neue Herkunftsländer mit neuen Qualitäten, Mustern, Materialien und Vermarktungswegen." Gleichzeitig hat sich der Teppichhandel aus Einkaufsstraßen und Shoppingzentren zurückgezogen; Teppiche finden sich hauptsächlich in Möbelhäusern. Günstige Maschinenwebteppiche verdrängen handgearbeitete Ware, und die Bedeutung des Internethandels wächst. Fachhandel und Importeure müssten laut Langauer also gemeinsame Konzepte entwickeln, damit der Fachhandel verlorene Marktanteile zurückerobern kann.

Mit diesem Ziel vor Augen haben Langauer und die Oritop im April ein Symposium organisiert: Im Wiener Barockpalais Neupauer-Breuner trafen sich knapp 100 Groß- und Einzelhändler, Importeure, Sammler, Wissenschaftler, Sachverständige und Analysten aus den USA, Großbritannien, Deutschland und der Schweiz.

Die US-Einrichtungsberaterin Alix Perrachon ging in ihrem Vortrag auf die veränderte Bildsprache neuer Teppicharten ein: In Amerika würde man sich derzeit auf traditionelle Einrichtungen zurückbesinnen - mit Teppichen, die auf "geniale Weise" alte Ornamente in knackig-frischen Farben zeigen. Rob Leahy, führender US-Teppichexperte und Sachverständiger, stellte ebenfalls eine Rückbesinnung auf Qualität, Naturfarben und traditionelle Ornamente fest. Und trotz billiger Maschinenwebteppiche und Verdrängungswettbewerb durch Großflächenanbieter und das Internet würden einige Kunden nach und nach zum Facheinzelhandel zurückkehren - vorausgesetzt, dieser wisse Know-how mit solider Beratungsintensität und echter Kundenempathie zu verbinden.

Der deutsche Teppichexperte und Chefredakteur der Zeitschriften "Carpet XL" und "Carpet Collector", Tim Steinert, hielt den Fachhandel an, die Themen Internet und Kundenkommunikation sehr ernst zu nehmen und dort mit dem Kunden in Kontakt zu treten, wo er sich vorrangig informiere - online. Gerade weil es heute kaum noch Teppichfachgeschäfte in den Innenstädten gebe, sei dies besonders wichtig.

Die Umwälzungen in den Herkunftsländern waren ebenfalls Thema des Symposiums. Über soziales Engagement in den Knüpfländern sprachen Stefan Drechsle, Chef eines deutschen Unternehmens für Designerteppiche, und Peter Fliegner, Geschäftsführer von Care & Fair.

Im Zuge des Symposiums wurde auch das umfassende Orientteppich-Fachbuch von Fritz Langauer und dem Journalisten Ernst A. Swietly vorgestellt, das im Sommer dieses Jahres auf Deutsch und auf Englisch erscheint: "Der handgeknüpfte Teppich: Ein umfassender Überblick über die Teppiche von heute" arbeitet die dramatischen Veränderungen der internationalen Teppichwelt heraus und wirft fachliche Blicke in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

In einem Workshop ging der Biologe und Pflanzenforscher Michael Bischof auf das Thema Naturfarben und deren moderne Einsatzmöglichkeiten ein.•
aus Carpet Magazin 03/18 (Marketing)