Who is who im Sachverständigenwesen: Detlef Kuhnert

Schnittstellenkoordination – Mehrwert durch frühzeitige Initiative

Estrichleger vollbringen ihr Handwerk in den meisten Fällen dann, wenn die Bauplanung abgeschlossen und die Fußbodenheizung verlegt ist. Wie oft passiert es, dass nicht alle baulichen Parameter optimal vorliegen? Ich stelle immer wieder fest, dass eine frühzeitige Koordination wichtiger Schnittstellen Probleme reduziert und die Bauabstimmungen im Zeitverlauf vereinfacht werden können. Darüber hinaus kann sich der Estrichleger selbst zusätzliche Mehrwerte schaffen.

Der Hintergrund:
Estrichleger steht vor
vollendeten Tatsachen

Die fehlende und nicht rechtzeitige Abstimmung in der Bauausführung von Fußbodenkonstruktionen hat erhebliche Folgen: falsche oder vergessene Bauwerksabdichtungen, in der Höhe fehlerhaft bemessene Fußbodenheizungssysteme ohne Berücksichtigung von Zwangspunkten und fehlende oder suboptimale Fugenplanungen, die die Raumgeometrie und Bodenbelagswünsche nicht berücksichtigen. Dazu reiht sich häufig noch die zwanghafte Festlegung, dass Heizestrich zu verlegen ist. In der Summe warten auf den Estrichleger unangenehme Überraschungen, die sich in einem Mehr an Kosten, Zeit und nervlicher Belastung auswirken. Das muss nicht sein.

Mein Tipp:
Initiative übernehmen -
Baustellentermin anregen

Estrichleger sollten sich frühzeitig ins Spiel bringen, indem die eigene Fachkompetenz als Beratung angeboten wird, ohne in die Verantwortung zu gehen. Bauleiter sind oftmals mit der Schnittstellenkoordination der Fußbodenkonstruktion überfordert. Hinzu kommt, dass Heizungsbauer nicht über den notwendigen fachtechnischen Hintergrund verfügen. Zum Beispiel ist es ihnen teilweise nicht möglich, die vorhandenen Untergründe für den vorgesehenen Fußbodenaufbau zu überprüfen und optimale Lösungen zu finden. Hier gilt ein statisches System: Es wird verbaut, was der Projektplan vorsieht. An dieser Stelle sollte der Estrichleger proaktiv reagieren und sich zusätzliche Mehrwerte schaffen.

Empfehlenswert ist, rechtzeitig einen gemeinsamen Baustellentermin anzuregen und alle an der Fußbodenkonstruktion Beteiligten einzuladen. So lassen sich ganz einfach gemeinsame Abstimmungen über Bauwerksabdichtungen, notwendige Ausgleichsschichten, Höhe der Wärme- und Trittschalldämmungen in Abhängigkeit der Zwangspunkte und Bodenbeläge, das Fußbodenheizungssystem und natürlich über die zu verlegende Estrichart treffen. Zu diesem Zeitpunkt kann sich der Verarbeiter einen zusätzlichen Auftrag sichern, indem er auf das notwendige Ausgleichen der Rohdecke und Installationsebenen hinweist. Unter Umständen lässt sich der eigene Umsatz steigern, wenn man dem Heizungsbauer anbietet, den zeitintensiven Unterbau für ihn zu fertigen.

Mit guten Argumenten lässt sich die Bauleitung überzeugen, dass nicht nur wirtschaftliche Gründe die Art des Estrichs bestimmen sollten, sondern die technisch sinnvollen Parameter. Hier kann sich ein Estrichleger einbringen und die gelungene Estrichübergabe als den Moment nutzen, der sich im Kopf des Bauherrn positiv manifestiert. Auf diese Weise bleibt der Estrichleger in bester Erinnerung: Das ist die wirkungsvollste Werbung für den nächsten Auftrag.
aus FussbodenTechnik 06/18 (Wirtschaft)