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"Die Digitalisierung läuft im Sonnenschutz recht gut"


In der Sonnenschutzbranche wird viel über Digitalisierung geredet. Doch wie sieht das in der Praxis aus? Wir haben bei Michael Käding nachgefragt, dem Geschäftsführer von Softwarentwickler Anova in Rostock.

BTH Heimtex: Herr Käding, Sie entwickeln Software für die Produktpräsentation, Verkaufsförderung und Auftragsabwicklung. Wie geht die Sonnenschutzindustrie mit dem Thema Digitalisierung um?

Michael Käding: Verschiedene Hersteller bieten Online-Bestellportale. Hier kann der Fachhändler Aufträge erfassen und konfigurieren. Insofern läuft das im Sonnenschutzbereich schon recht gut. Ein Teil der Unternehmen befindet sich noch in der Umsetzung, andere sind bereits damit fertig. Größere Firmen haben natürlich mehr Möglichkeiten, wenn sich z.B. eine eigene Abteilung um die Digitalisierung kümmern kann und der Chef das nicht noch neben dem Tagesgeschäft selbst machen muss.

BTH Heimtex: Ein Kunde kommt ins Fachgeschäft und will ein Rollo kaufen. Welche Vorteile hat der Raumausstatter, wenn sein gesamter Abwicklungsprozess digitalisiert abläuft?

Käding: Der Händler spart erst einmal schlicht Zeit. Die Idee ist ja, dass durchgängig vom Point of Sale bis hinein in die Produktion ein Datenstrom generiert wird, in den nicht manuell eingegriffen werden muss. Im Verkaufsgespräch lässt sich das Rollo über ein Planungsprogramm am PC, Laptop oder Tablet visuell konfigurieren. Durch die Logik, die im Konfigurator abgebildet ist, vermeidet man außerdem Reklamationen und vergisst z.B. keine Aufschläge.

Alles was ich anklicke ist produzierbar. Ich habe also Bestellsicherheit und gleichzeitig Bestellbeschleunigung. Die Aufträge werden nur einmal erfasst und es besteht durchgehend Zugriff darauf. Idealerweise wird die Bestellung beim Hersteller in eine ERP-Software (Enterprise-Resource-Planning) importiert, die den Fertigungsprozess steuert.

Der Vorteil beim Sonnenschutz ist, dass es ein definiertes Portfolio gibt. Bei Gardinenstoffen muss man viele Aufträge nochmals sichten, weil hier sehr viele Konfektionsvarianten vom Katalog abweichen können.

BTH Heimtex: Führt ein Beratungsgespräch mit digitaler Planung zu höheren Kaufabschlüssen?

Käding: Auf jeden Fall erleichtert die Visualisierung von Gestaltungsideen die Entscheidungsfindung beim Kunden. Bei einer Beratung in dessen Wohnung kann man den Sonnenschutz virtuell in das Original-Fenster bzw. den Raum hineinprojizieren. So können sich durchaus Zusatzverkäufe ergeben, etwa ein Vorhang, der zum konfigurierten Rollo passt.

Gerade bei der jüngeren Generation, den Digital Natives, gibt es schon die Erwartungshaltung, dass im Fachgeschäft eine Computerplanung angeboten wird. Der Händler kann sich durch die Nutzung solcher Software von Mitbewerbern abheben.

BTH Heimtex: Wie ist denn generell beim Raumausstatter die Akzeptanz von Software zur digitalen Verkaufsunterstützung?

Käding: Ganz unterschiedlich. Manche Händler sind der Meinung, sie brauchen so etwas gar nicht oder nutzen das Internet nur privat. Andere sind total offen und probieren alles aus.

Das ist nicht unbedingt altersabhängig. Wir haben Kunden, die gehen auf das Rentenalter zu. Die Frage ist: Bin ich bereit, mich neuen Medien aufzuschließen? Man muss einmal die Schwelle überschreiten und sich mit dem Programm beschäftigen - es also zu einem gewissen Grad erlernen -, um die Vorteile für sich persönlich zu entdecken. | Die Fragen stellte Petra Lepp-Arnold.
aus BTH Heimtex 01/19 (Wirtschaft)