International Iran Carpet Exhibition 2018, Tehran

Neue Herausforderungen für die persische Teppichbranche


Am 25. August eröffnete die 27. Internationale Teppichausstellung auf dem Teheraner Messegelände. Dieses Jahr stand die persische Teppichbranche vor neuen Herausforderungen - aber wieder einmal ist es ihr gelungen, sich durch die harten Zeiten zu kämpfen und ein unvergessliches, erfolgreiches Event auf die Beine zu stellen.

Ein Thema zog sich als roter Faden durch alle Reden zur Eröffnung: Die neuerlichen US-Sanktionen, die dunkle Schatten auf die Wirtschaft des Landes - und damit natürlich die Teppichbranche - werfen. Fereshteh Dastpak, die neue Leiterin des nationalen Teppichzentrums des Iran INCC, deren Ernennung als erste Frau an der INCC-Spitze für Aufsehen gesorgt hatte, begrüßte die Teilnehmer der diesjährigen Ausstellung. Sie betonte die Notwendigkeit, auf kulturelle und wirtschaftliche Veränderungen zu reagieren und gleichzeitig Wurzeln und Herkunft zu bewahren. Um das zu erreichen, sagte sie, "müssen wir kreativer sein, die Produktion steigern und die Beteiligung privater Organisationen erleichtern."

Alarmierende Warnung
an die Teppichbranche

Anschließend sprach Turaj Zhuleh: Seine Rede war eher alarmierende Warnung als warmer Empfang. Als Vertreter der vom INCC eingeladenen Teppichforscher, Wissenschaftler, Autoren und Künstler verwies er auf die vielen Probleme, welche diese breite Community bedrohen. Das Publikum nahm seine Rede als Augenöffner auf - und antwortete mit großen Applaus.

Ahmad Karimi Esfahani, Chef des persischen Verbands der Teppichexporteure, sprach über den deutlichen Rückgang der Exporte und beschrieb die zu erwartenden Auswirkungen der US-Sanktionen auf die Branche. An die Abgeordneten des Parlaments richtete er die Forderung, für die Auswirkungen der Sanktionen einen Ausgleich zu schaffen.

Erfrischendes Eröffnungsevent

Gastgeberin Fereshteh Dastpak wollte die diesjährige Eröffnungsveranstaltung anders und frischer gestalten - das ist ihr gut gelungen, gerade mit Blick auf ihre erst kurze Amtszeit. Besonders zu nennen ist hier die Präsentation des Teppichdesign-Wettbewerbs unter dem Titel "Die Symphonie des Teppichs". Dass Dastpak dieses Event unterstützt, belegt ihr Bewusstsein für die große Bedeutung der künstlerischen Dimension persischer Teppiche. Eine weitere interessante Zeremonie enthüllte einen Seidenteppich mit dem Titel "Earth, Peace, Generations to Come" (Erde, Frieden, kommende Generationen): Er soll bei den Vereinten Nationen in Genf aufgehängt werden. Das Werk, dessen Herstellung 14 Monate dauerte, zeigt die Kraft des persischen Teppichs, als kulturelles und politisches Statement aufzutreten.

Im Schatten der im November anstehenden Sanktionen hatten viele erwartet, die Ausstellung würde lediglich eine traurige Erinnerung ein für alle, die auf gute Teppichgeschäfte hofften. Die Statistik zeigte ein anderes Bild.

Attraktive Preise für
ausländische Käufer

Der starke Kursrückgang des Rials machte die Preise für ausländische Käufer attraktiv, und die resultierenden Umsätze machten die Messe erfolgreicher als in den Vorjahren. In den vier Monaten vor der 27. Ausstellung stiegen neue Knüpfteppiche, vor allem solche mit Seide (wie Ghoum und Tabriz), dramatisch im Preis. Auch die Preise für alte Teppiche, und welche aus Vorbesitz stiegen, wenn auch weniger stark. Bei der Umrechnung in andere Währungen zeigte sich, dass der Wechselkursvorteil höher lag als die lokale Inflationsrate.

Nur wenige "Top-Teppiche"

Rund 670 Unternehmen von Herstellern bis zu Exporteuren stellten ihre besten Teppiche in 13 Hallen mit einer Gesamtfläche von 50.000 Quadratmetern aus. Zudem war das Event Bühne für das 8. Festival der Top-Teppiche - mit einer kleinen Überraschung. Kandidaten waren in 12 Kategorien angetreten, doch als Turaj Zhuleh, Vorsitzender der Jury, das überraschende Ergebnis verkündete, waren nur in fünf Kategorien "Top-Teppiche" ausgezeichnet worden: In den anderen sieben Kategorien hatte das Komitee keinen preiswürdigen "Top-Teppich" gefunden.

Zeitgleich zur Ausstellung bot das INCC zehn Workshops zu E-Commerce, Handel und Business an. Und erstmals öffnete die nationale Handwerksmesse, die zum 30. Mal stattfand, zeitgleich mit der Teppichausstellung ihre Tore: Beide Ausstellungen liefen in angrenzenden Hallen.

Sanktionen werden
Geschäftsbeziehungen schwächen

Insgesamt verließen die Exporteure die Ausstellung sicher am zufriedensten. Klar ist aber, dass die Gesamtsituation derzeit mehr als beunruhigend ist. Gewisse Vorschriften werden zum Inkrafttreten der Sanktionen im November Unruhe auslösen - wie etwa jene Richtlinie, nach der Exporteure erworbene Fremdwährungen innerhalb von zwei Monaten (später geändert auf sieben Monate) an das Land zurückgeben müssen. Vorschriften wie diese werden die Geschäftsbeziehungen zwischen dem Iran und anderen Ländern schwächen und es schwerer denn je machen, Devisen in den Iran zu bringen. Wir alle wissen: je niedriger der Umsatz, desto geringer die Produktion. So werden am Ende alle, auch die Hersteller und sogar die Knüpfer, unter den unvermeidlichen Folgen der anstehenden Sanktionen leiden.•
aus Carpet Magazin 01/19 (Wirtschaft)