The Rug Show at Javits, New York

Immer wieder die Struktur


Lebendigst war auf der Rug Show 2018 im Javits der kreative Wind zu spüren, der gerade die Handknüpf-Branche durchweht. Es gibt heute so viele Looks, in denen Teppiche gestaltet werden - die alten Definitionen reichen schlicht nicht mehr aus, um den Ideenreichtum der Anbieter zu beschreiben. | von Stephen Landrigan

Die New York Rug Show zelebrierte die Ideen der Designer aus aller Welt auf ganz besondere Weise. Farbintensive Entwürfe voller Energie standen gegenüber schlichten Varianten im Vordergrund. Keine Spur mehr von den Silverwash- und ausgeblichenen Teppichen der Rezessionszeit, abgesehen von einigen wenigen Ausstellern, die noch ihre Lager räumten, um Platz zu schaffen für die neuen, aktuell gefragten Designs.

Angesichts dieser Vielfalt war es nicht ganz einfach, Trends auszumachen. Ein Element zog sich jedoch als roter Faden durch die Veranstaltung: die Struktur. Viele Teppiche vereinten unterschiedliche Strukturen in einem einzigen Stück, und außergewöhnliche Materialien wurden mit mehreren Knüpftechniken kombiniert - mit visuell eindrucksvollen Ergebnissen.

Darunter Stücke mit Blickfang-Qualitäten von Erbil Tezçan, dem Design-Visionär und Eigentümer von Wool & Silk Rugs. In seinem Teppich "The Happy Life" kontrastiert er die Cut-and-Loop-Technik mit traditionellen Knüpfknoten, um Flächen und Design-Elemente voneinander abzuheben. Zusammen mit den Teppichen "Joy" und "Cheer" bildet "The Happy Life" eine dreiteilige Serie; alle drei sind aus einem neuen, von Tezçan entwickelten Garn gefertigt, das Wolle und Seide in einem einzigen Faden vereint. "Ich habe viele Arten von Seiden ausprobiert, bevor ich die passende gefunden habe", sagt er. "Und ich habe einige Jahre Arbeit investiert - es hat lange gedauert, die richtige Seide zu finden."

Ganz in der Nähe zeigte Lapchi die Arbeiten seines Designers Maurizio Battilossi, die mit mehreren Knüpftechniken und dem sparsamen Einsatz von Seide umwerfende Strukturen in intensiven Farben kreieren. Erwähnenswert ist hier insbesondere ein Teppich, auf dem türkische Knoten in warmem Rot ein Gitter bilden und sich dabei von einem blau-rot getupften Farbverlauf aus persischen Knoten abheben; dieser wiederum geht ihn dunkelgraue Felder mit braunen, schwarzen und blauen Akzenten über, die von flach gewebten Bereichen durchsetzt sind.

Samad, der schon lange für bewusst schlichte Eleganz steht, setzte diese Tradition fort mit einer Neuheit mit Lurex, das sich über die Teppiche der Savoy-Serie legt wie Goldstaub. "Käufer, die Luxus suchen, wissen dies zu schätzen", sagt David Samad. Die zarten Farben verraten nicht auf den ersten Blick, mit wie vielen Schattierungen der dezente Reiz der floralen Muster herausgearbeitet wurde - ein Teppich, bei dem man auf jeden Fall zweimal hinsieht.

Mit der Struktur
ein Stück weitergehen

Kirkit aus Istanbul hob das Thema Struktur auf die nächste Stufe. Bei seinen ausdrucksstarken Schwarzweiß-Teppichen, gestaltet von dem preisgekrönten Designer Mohammed Turk, umgibt fest verzwirntes Garn aus schwarzem Ziegenhaar kleine Flächen aus weißer Wolle. Ein Hingucker - das merkte man auch an den vielen Einkäufern, die sich oft mehrmals am Stand einfanden.

Art Resources bildete die Rug Show in einer Art Mikrokosmos ab. Innovativ strukturierte Teppiche an einer Wand, hinten ein marokkanisch inspirierter, raumgroßer Teppich, eine überbordende Vielfalt am Boden. Elektrisierende Farben einerseits, zurückgenommene Farben andererseits, Traditionelles und Zeitgenössisches. Ein Teppich, der aussieht wie das Universum, das sich selbst in eine harmonische Balance rotiert. Kurz: Hier fand man unglaublich viele Stilrichtungen bei einem einzigen Anbieter - und jede von ihnen war die Aufmerksamkeit wert.

Nach seinem Bestseller gefragt, witzelte Art-Resources-Eigentümer Eddie Simantob: "Wenn ich das wüsste, müsste ich nicht so viele produzieren! Was gut ist, verkauft sich auch." Als er auf die Navajo-Teppiche zu sprechen kommt, die Art Resources dieses Jahr eingeführt hat, ist schnell zu spüren, wofür sein Herz schlägt: "Ich liebe den Spirit dieser Teppiche!"

Eine andere Art von Struktur zeigte Paulig: dicke, flachgewebte und geflochtene Teppiche in 15 Strukturen und Designs. Thomas Graf erklärte, dass die dicken Wollfäden, die für den gemütlichen Look der Paulig-Teppiche und -Sitzkissen sorgen, um einen Jutekern gewickelt sind, um deren Stabilität zu erhöhen. Zur Wahl stehen 29 nordische Farben.

Starke und zarte Farben,
Traditionelles und Abstraktes

Wo die Struktur in die zweite Reihe trat, nahm Farbe ihren Platz ein. Tamarian würzte seine Palette mit Bronze und anderen Erd-Tönen, die das von jeher opulente Sortiment um eine neue Dimension erweiterten. Teppiche von Tamarian sprechen ihre eigene, ruhige Sprache, und die zahlreichen Einkäufer, die sich am Tamarian-Stand drängten, haben sie verstanden.

Reza Zollanvari zeigte die typische Kollektion seiner Familie aus dicht geknüpften Gabbehs und anderen Teppichen und verband dabei traditionelle mit abstrakten Elementen. Javed Quinn von Harry King Rug & Home in Easthampton, Massachusetts, lobte den Zollanvari-Stil. "Das ist echte Qualität - wenn meine Kunden diese Stücke sehen, bemerken sie das sofort", sagte er, während er sich durch einen der Stapel arbeitete. "So was kommt nie aus der Mode."

Raj Choudhary bewies, dass die Anziehungskraft des Schlichten weiterhin wirkt: Für die stilvolle, in Jaipur handgeknüpfte Amer-Linie mit gedämpftem Grau, Naturweiß und Pastellfarben aus handversponnener Neuseeland-Wolle verzeichnete er zahlreiche Aufträge. "Viele neue Interessenten haben uns am Stand besucht", sagte er. "Sie sind hellauf begeistert." Amer hatte auch eine seidig glänzende Bambus-Viskoseserie aus der Türkei im Sortiment. Und sein Stapel traditioneller Klassiker in sanften Farben machte sich neben den modernen Amer-Teppichen ausgesprochen gut.

Auch HOC hielt an den Erfolgsprodukten am sanfteren Ende des Farbspektrums fest - mit Designs, die von innen heraus zu strahlen schienen. Wie immer lässt Designerin Fabi Hens den visuellen Reiz aus dem Zusammenspiel heller und dunkler Töne in einfachen Mustern entstehen.

Jaipur war wieder mit seinen Erfolgsserien Unstring und Free Verse dabei, den Flaggschiffen des umfangreichen Sortiments. Yogesh Chaudhary verweist auf mehrere neue Stilrichtungen am Jaipur-Stand, sagt aber, dass Jaipur die älteren Designs seiner Schwester Kavita gerne weiterhin liefere, solange die Nachfrage so hoch bleibe.

Eine breite Farbpalette

Momeni setzte bei seinen Kelims auf ganz "große" Farben - als Ergänzung zu den modernen Knüpfteppichen des Anbieters. Die zeigen sich in Grau mit kleinen gelben Akzenten, mit Muster in Lavendeltönen und in interessanten Kombinationen aus Braun, Creme und Grau mit einem Hauch von Schwarz. Stolz war Ali Momeni besonders auf die Vielfalt, die seine Familie präsentierte.

New Moon folgt von jeher seinem eigenen Rhythmus - so auch in New York. Die breite Auswahl von Nepal-Teppichen in sanften Farben verwandelte den Stand in eine Schau zeitgenössischer Kunst, in der man einfach verweilen wollte. Wie üblich hat Designer John Kurtz Spaß daran, Tiere in die Muster einzubauen, wo er nur kann - dieses Jahr gab es einen farbenfrohen Teppich mit Elefanten und einen, dem einfarbige Leoparden Leben einhauchten.

Baki Ildiz von Creative Touch stand nahe am Haupteingang, wo er alle mit seinem markanten Lächeln und der Kollektion Bosphorus begrüßte, die das Interesse sofort auf sich zog. Blaue Farbtupfer hauchen den sandfarbenen Teppichen Leben ein; Bosphorus ist visuell ansprechend und verströmt gleichzeitig eine ruhige Energie. Die Kollektion wird in Indien aus Wolle und Viskose gefertigt und ist in mehreren Großformaten verfügbar.

Sehr beliebt: traditionelle Muster

Obwohl die Messe wegen ihres Termins Ende August recht spärlich besucht wurde, hatten Anbieter von traditionellen Designs und Stammesteppichen hier alle Hände voll zu tun. Wie etwa Dr. Doug Lay von The Persian Carpet in Chapel Hill, North Carolina. Seine traditionellen, in Afghanistan gefertigten Designs leuchteten - passend zu ihrem ungewöhnlichen Aufbau - von innen heraus. Nach seinen Teppichen gefragt, sagte Dr. Lay grinsend, er habe "kaum Zeit zum Reden. Ich muss mich mit all den Leuten hier unterhalten, die unsere Teppiche kaufen wollen."

Der Anbieter Pacific Collection hat sich von den Edelsteinfarben und Folk-Designs der letzten Jahre gelöst und sich sanfteren, aber ebenso satten Tönen und persisch angehauchten Mustern zugewendet: Designer Fred Hazin zeigt sich dabei nach wie vor genial im Umgang mit Farben, auch wenn er neue Wege einschlägt.

Rug & Kelim erweckten die 1960er wieder zum Leben - mit ihrem vielseitigen Angebot, das sie als "skandinavisches Headquarter" bezeichneten. Entsprechend saß Eigentümer Josh Nazmiyal auf dem Podium, als über den Einfluss des skandinavischen Designs auf Teppiche und Einrichtung Mitte des 20. Jahrhunderts diskutiert wurde.

Und als wolle er damit beweisen, wie breit das Spektrum der New York Rug Show jetzt ist, präsentierte Jeffrey Soleimani von ModRen seine großartigen Aubusson- und Savonnerie-Tapisserien, die auf Originalen aus dem 17. Jahrhundert basieren. "Eine neue Generation entdeckt diese Textilien gerade wieder", so Soleimani. Die Vorbilder seiner Tapisserien stellten zu ihrer Zeit das Nonplusultra der Textilkunst dar - mit ihrem komplex konstruierten Zusammenspiel von Ranken, Rosetten, Rahmen und idyllischen Szenen.

Auch Afghan Bazar Carpets war in New York an Bord: Für den Anbieter handgefertigter Teppiche und Kelims aus Afghanistan lief es so gut, dass er gleich im Anschluss an die Messe eine Niederlassung in Washington gründete. Und die Teilnahme in der New York Rug Show im nächsten Jahr - ist auch schon gebucht.

Die Handknüpf-Branche erlebt offenbar gerade einen kreativen Höhepunkt: Wir dürfen gespannt sein, ob einige dieser neuen Richtungen überproduziert und vorhersagbar werden oder ob die Ideen weiterhin in alle Richtungen fließen.•
aus Carpet Magazin 01/19 (Wirtschaft)