Berg & Berg: Aufbruchstimmung in Kallinge

Neue Perspektiven durch Eigentümerwechsel


Berg & Berg ist gerettet. Nachdem sich zunächst kein Käufer für den schwedischen Spezialisten für baubiologisch zertifiziertes Drei- und Zweischichtparkett fand, stieg Ende 2018 ein Investor ein, der das Unternehmen weiter entwickeln will.

Ein Wechselbad der Gefühle hat Jan Söderberg, Gründer und Exportleiter des schwedischen Parkettherstellers Berg & Berg, 2018 durchlebt. Der südschwedische Waldbesitzerverein Södra, seit 2012 Eigentümer des Unternehmens, entschied 2017, sich auf seine Kerngeschäfte Zellulose, Sägewerke und Forstwirtschaft zu konzentrieren. Konsequenz daraus war die Trennung von der Interior-Sparte (u.a. Parkett, Leisten und MDF-Bauteile), die mit umgerechnet ca. 170 Mio. EUR einen Anteil von etwa 8,5 % zum Gesamtumsatz von 2 Mrd. EUR beitrug. Die Leistenaktivitäten gingen an das norddeutsche Unternehmen Sörnsen, Berg & Berg wurde im Frühjahr 2018 offiziell zum Verkauf ausgeschrieben.

Nachdem sich zunächst kein ernsthafter Übernahmekandidat fand, teilte Södra im Herbst mit, dass der Betrieb in Kallinge geschlossen würde, was dort und auch beim deutschen Generalimporteur Barth & Co große Bestürzung hervorrief. Gemeinsam suchten Söderberg und sein langjähriger Geschäftspartner und Freund Stephan von Schreitter, geschäftsführender Gesellschafter von Barth & Co, nach einer Lösung. Kurz vor Jahresende konnten sie und die Belegschaft von Berg & Berg aufatmen: Mit der Mor Gerd-Gruppe fanden sie einen solventen Investor. Am 29. November 2018 wurden die Verträge unterschrieben. Hinter dem neuen Eigentümer steht der Schwede Bernt Ivarsson. In den 1970er Jahren im Holzhandel gestartet, verlegte er sich ab Anfang der 2000er Jahre komplett auf Investitionen in kleinere und mittlere nicht börsennotierte schwedische Unternehmen mit Wachstumspotenzial.

Ivarsson, "ein veritabler Entrepreneur", wie ihn Söderberg beschreibt, ist langfristig orientiert und in der Holzbranche bereits mehrfach engagiert, unter anderem mit dem Sägewerk Balungsstrands in Mittelschweden und dem Massivholzdielenspezialisten Stigma im südschwedischen Älvsered. Mit Berg & Berg wurde das Portfolio nun um einen Spezialisten für baubiologisch geprüftes und zertifiziertes Drei- und Zweischichtparkett ergänzt, der vor allem den gut sortierten Parkettfachhandel und Ökohandel beliefert. Rund 75 % der Produktion gehen in den Export; Hauptmärkte sind die DACH-Länder.

Seitdem der Fortbestand von Berg & Berg gesichert ist, herrscht in Kallinge Aufbruchstimmung. Die Produktion wurde auch in der Phase der Unsicherheit fortgesetzt, nun hat der neue Eigentümer Investitionen zugesagt. 15 Mio. SEK, umgerechnet gut 1,4 Mio. EUR, will er im ersten Schritt bereitstellen. Die sollen nicht nur in den Maschinenpark fließen, sondern auch in Menschen, denn angesichts der unsicheren Zukunft waren im vergangenen Jahr einige Mitarbeiter gegangen. "Fünf neue haben wir schon eingestellt", freute sich Söderberg auf der Münchner Bau.

Söderberg und von Schreitter sind fest entschlossen, das in der speziellen Kompetenz und klaren Positonierung vorhandene Potential noch stärker zu nutzen und auszubauen. Mittelfristig wird angestrebt, die Produktion von derzeit 400.000 bis 500.000 m2 auf 800.000 m2 zu steigern. Das Rundholz wird zu großen Teilen weiter von Södra bezogen, die 50 % der südschwedischen Wälder besitzen (entsprechend 10 % der gesamtschwedischen Vorkommen) und soll bei Lohnsägern sowie einem früher eigenen Sägewerk eingesägt werden, das Berg & Berg zurückkaufen will.

Das Sortiment soll eher verschlankt als ausgebaut werden. Die Südschweden verarbeiten ausschließlich heimische Hölzer, natürlich derzeit auch mit Schwerpunkt auf der Eiche. Besonderheiten sind die Mittellage aus nordschwedischer Kiefer (feinjährig, mit stehenden Jahresringen) beim Dreischichtparkett mit 3,8 mm Decklage sowie das patentierte Svedloc-Klicksystem. Neuheiten gab es auf der Bau aber trotzdem zu sehen: Zum einen die neue Oberfläche im trendigen Rohholzeffekt für XXL-Landhausdielen (14 x 195 x 2.390 mm) und Dreistab-Schiffsboden (14 x 198 x 2.390 mm), bei dem sauerstoffhärtendes Naturöl tief in die Holzfasern einpoliert und dann werksseitig Faxe-Aktivpflege weiß aufgebracht wird. Zum anderen die Hochkant Design XS-Optik als moderne Interpretation des klassischen Hochkant-Bodens.
aus Parkett Magazin 02/19 (Wirtschaft)