Handel im Internet

Generation 60plus entdeckt den Onlinekauf


Berlin. Immer mehr Verbraucher in Deutschland kaufen online ein. Gleichzeitig steigen die Pro-Kopf-Ausgaben der Online-Shopper. Das zeigen aktuelle Zahlen des HDE-Online-Monitors 2019. Vor allem immer mehr Ältere entdecken das Einkaufen im Internet für sich. Fast jeder zweite Euro wird bei Amazon ausgegeben.

Die Zahl der Online-Shopper in Deutschland wuchs zwischen 2016 und dem vergangenen Jahr um fünf Prozentpunkte von knapp 61 auf rund 66 Prozent der Verbraucher. 2016 gaben die Deutschen pro Person rund 1.230 Euro für ihre Online-Einkäufe aus, zwei Jahre später waren es rund 130 Euro mehr. Das ergibt sich aus dem Online-Monitor 2019 des Handelsverbandes Deutschland (HDE).

Insbesondere bei der Generation 60 plus wuchs die Zahl der Online-Shopper: So konnte hier ein Plus von elf Prozent im Jahr 2018 verzeichnet werden. "In den älteren Generationen liegen noch große Wachstumspotenziale. Auf diese Zielgruppe speziell zugeschnittene Angebote lohnen sich", so der stellvertretende HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Tromp. Im vergangenen Jahr shoppte nur rund jeder dritte über 60-jährige online, während jüngere Generationen zu 80 Prozent im Internet einkauften.

Insgesamt fiel das Umsatzplus im Online-Handel 2018 mit 9,1 Prozent im Vergleich zu 2017 etwas schwächer aus als erwartet. Dabei ist das Bild in den einzelnen Handelsbranchen sehr unterschiedlich. Wachstumstreiber sind vor allem die Bereiche Lebensmittel und Kosmetik, Heimwerken und Garten sowie Wohnen und Einrichten. Den größten Online-Anteil am Umsatz weisen seit Jahren die Branchen Bekleidung und Accessoires sowie der Elektrohandel auf.

Absoluter Platzhirsch ist dabei Amazon. Auf den US-Giganten entfallen inklusive Marketplace 2018 bereits 46 Prozent des Onlineumsatzes in Deutschland. Der Anteil ist gegenüber 2017 nahezu unverändert. Während der Anteil des Eigenhandels leicht gesunken ist, ist der Anteil des Amazon Marktplatzes um zwei Prozentpunkte gestiegen. Zu den anderen Marktplätzen zählen neben eBay, Rakuten oder Stylight auch immer mehr erst in jüngerer Vergangenheit eröffnete Marktplätze etablierter Anbieter des Onlinehandels, wie von Zalando oder Otto. Alle zusammen (ohne Amazon Marketplace) kommen auf einen geschätzten Umsatz von rund 4,4 Milliarden Euro (2018).

"Das Online-Wachstum verschiebt sich langsam in neue Warenbereiche. Insbesondere der Online-Lebensmittelhandel wächst sehr dynamisch", erklärt HDE-Mann Tromp weiter. So stieg 2018 der Umsatz mit Lebensmitteln im Vorjahresvergleich um fast 16 Prozent. Insgesamt erzielt der Handel in diesem Bereich dennoch lediglich ein Prozent seines Umsatzes online. Branchenübergreifend liegt der Online-Anteil am Einzelhandelsumsatz bei zehn Prozent. 2018 wurden im Online-Handel in Deutschland 53 Milliarden Euro umgesetzt.

Immer wichtiger wird die Vorbereitung eines stationären Einkaufs im Netz. Die sogenannten Onlineschaufenster, in denen sich die Verbaucher informieren, bevor sie ein Geschäft aufsuchen, gewinnen in fast allen Branchen für stationäre Käufe noch einmal deutlich an Bedeutung. Und auch Apps für mobiles Shoppen verändern zunehmend das Onlinekaufverhalten.
Die Anbieter im Onlinehandel haben eine differenzierte Geschichte und eine unterschiedliche geschäftliche Grundlage ihrer Vertriebswege. Neben Anbietern mit Basis im Internet, den sogenannten Internet-Pure-Playern (wie Amazon), sind dies die klassischen Katalogversender, stationäre Händler und Hersteller. Im Zuge von Multi-Channel-Strategien haben sich mittlerweile immer mehr Mischformen der angegebenen Formate entwickelt. Längst betreiben einstige Versender und Internet-Pure-Player auch eigene stationäre Geschäfte.

Im langjährigen Vergleich 2018 gegenüber 2010 hat sich der Abstand zwischen Internet-Pure-Playern und Händlern mit stationärer DNA vergrößert. In den letzten Jahren konnten die stationären Händler aber jedes Jahr Anteile hinzu gewinnen, während die Internet-Pure-Player nach einer Stagnation 2017 im Jahr 2018 Anteile eingebüßt haben. Die Versender wachsen seit Jahren zwar unterdurchschnittlich, aber stabil.
aus Haustex 07/19 (Wirtschaft)