Schmitz Textiles GmbH + Co. KG

Eigene Produktion macht Schmitz Textiles flexibel

Seit 2018 agiert Schmitz Textiles eigenständig am Markt und bedient mit den Marken Drapilux, Swela und Mobiltex die Segmente Objekt, Outdoor und Automobil/Transport. Die eigene Produktion in Emsdetten garantiert Qualität und Flexibilität.

Seit Unternehmensgründung produzieren die Schmitz-Werke ausschließlich in Deutschland. In der Textilindustrie, die die Produktion zu großen Teilen in Niedriglohnländer verlegt hat, ist das "Made in Germany" aus dem Münsterland schon ein Alleinstellungsmerkmal. Aber die Märkte weltweit sind in Bewegung und die Anforderungen an die Hersteller verändern sich permanent. Um darauf flexibel und schnell reagieren zu können, hat sich das Familienunternehmen unter Geschäftsführer Dan Schmitz eine Umstrukturierung auferlegt, die im Jahr 2015 begann und 2018 mit der kompletten Reorganisation der Firmengruppe abgeschlossen wurde.

Hintergrund der Maßnahmen war nach erfolgtem Generationenwechsel im Jahr 2013 auch, auf die unterschiedlichen wirtschaftlichen Herausforderungen der zur Gruppe gehörenden Marken reagieren zu können und sich den ökonomischen und technischen Entwicklungen anzupassen. "Die Schmitz-Werke bestanden schon immer aus zwei sehr unterschiedlichen Teilen", führt Marketingleiter Markus Overbeck aus. "Einerseits haben wir uns mit dem Thema der textilen Produktion beschäftigt und andererseits mit dem Fertigprodukt Markise mit einer starken Endverbrauchermarke." Für das Marketing ein Spagat, denn die Anforderungen hätten unterschiedlicher nicht sein können.

So wurden 2015 erste Schritte im Zuge einer Umstrukturierung realisiert, mit dem Ziel, die Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern. Für die Bereiche Textil und Sonnenschutz wurden Profitcenter-Strukturen eingeführt, womit kleinere und besser zu steuernde Einheiten entstanden. Der nächste logische Schritt war 2018 die Umsetzung eines umfangreichen Maßnahmenpakets zu Reorganisation. Dazu Dan Schmitz, der das Unternehmen in vierter Generation führt: "Wandel ist für uns immer präsent. Im Grunde genommen leben wir ihn jeden Tag. Nur die Dimensionen, in denen wir Neues anstoßen, unterscheiden sich. Mit dem Konzept, die Schmitz-Werke gesellschaftsrechtlich umzustrukturieren, sind wir einen großen Schritt vorwärts gegangen. Denn wir möchten das Unternehmen gut aufgestellt in die Zukunft führen."

Die digitale Zukunft fordert
effiziente Strukturen

Konkret wurden dazu aus den Geschäftsfeldern Textil und Sonnenschutz sowie aus Verwaltung und Infrastruktur im Zuge der Umstrukturierung drei rechtlich eigenständige Unternehmen: Die Schmitz-Werke GmbH + Co. KG operiert als übergeordnete Holdinggesellschaft. An ihrer Spitze steht Dan Schmitz. Markisenwerk und Vertrieb der Marke Markilux firmieren seit 2018 als Markilux GmbH + Co. KG mit Michael Gerling und Klaus Wuchner als Geschäftsführern. Unter dem Dach der Schmitz Textiles GmbH + Co. KG mit Geschäftsführer Stefan Ruholl sind die Marken Drapilux, Swela sowie die 2017 eingeführte Mobiltex zusammengefasst.

Ein weiterer Punkt, der nach Einschätzung von Dan Schmitz für einen grundlegenden Wandel des Unternehmens spricht, ist die schnell voranschreitende technische Entwicklung. Man müsse mehr denn je die technischen Möglichkeiten und systemischen Applikationen berücksichtigen, Arbeitsprozesse automatisieren und vernetzen, wenn man als Industrieunternehmen bestehen wolle. Auch das setze ein flexibles System voraus. "Als geschäftsführender Gesellschafter sehe ich es als meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der Ball immer im Spielfeld bleibt. Wir also als Team auch mit Blick in die Zukunft gut zusammen funktionieren", sagt Schmitz.

Er ist davon überzeugt, dass das gesamte Unternehmen von einer neuen, zeitgemäßen Struktur profitiert. Dazu zählt für ihn auch die Verjüngung und Straffung der Textilsparte. Durch die 2017 ins Leben gerufene Marke Mobiltex konnte zudem mit der Automobilindustrie ein neuer Kundenkreis erschlossen werden, wobei dieses Segment vom textilen Know-How bei Schmitz Textiles profitiere.

Mobiltex erschließt
neuen Kundenkreis

Unter Mobiltex werden textile Individuallösungen für die Automobilindustrie (Automotive), den Schienenverkehr (Rail) und den Flugverkehr (Aircraft) entwickelt und produziert. So wurde jüngst nach mehr als dreijähriger Entwicklungszeit ein Cabrio-Verdeckstoff auf der Techtextil in Frankfurt vorgestellt.

Wenngleich der Bereich Mobiltex in puncto Design nicht so anspruchsvoll wie Drapilux ist, gibt es andere, zeitaufwändige Herausforderungen in der Produktentwicklung, die beachtliche Kapazitäten in Anspruch nehmen, wie Kirstin Herrmann berichtet. Während dort in Kollektionen und Kollektions-Rhythmen gedacht wird, geht es bei Mobiltex um flexible, schnelle und detailintensive Individuallösungen, erklärt die Leiterin des Designstudios. Bei einem Umsatzanteil von aktuell etwa 10 % ist Mobiltex als die jüngste der drei Marken unter dem Dach von Schmitz Textiles zugleich der Sektor mit dem größten Zuwachspotential.

Swela steht für Sonnenschutz
und Outdoorstoffe

Swela ist die Marke für Outdoortextilien. Hier werden Sonnenschutzstoffe, wetterbeständige Stoffe für die Polsterung von Outdoormöbeln und im maritimen Bereich zur textilen Ausstattung von Booten und Yachten angeboten. Bei dem Produktbereich kann auf die jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der Markisenstoff-Entwicklung zurückgegriffen werden. Für den Sonnenschutz gibt es beispielsweise ein Screen-Gewebe, das als dekorative Outdoorgardine zugleich Sonnen- und Blendschutz für das Fenster ist, den Blick nach außen freigibt, aber nach innen Sichtschutz bietet. Noch funktionaler werden die Textilien durch eine Flammschutzausrüstung, womit sie bedenkenlos auch im Objekt eingesetzt werden können.

Der Vertrieb von Swela läuft vornehmlich über die B2B-Schiene, mit rund 40 % Umsatzanteil ist die Marke die zweitstärkste Marke von Schmitz Textiles.

Drapilux: Wohntextilien
mit Zusatzfunktionen

Mit einem Anteil von 50 % am Gesamtumsatz von Schmitz Textiles ist Drapilux die wichtigste Marke. Seit Jahresbeginn wird der Fachhandel wieder von einem eigenen Team aus freien Handelsvertretern bedient, während der Objektbereich immer schon durch Objektmanager abgewickelt wird, die bestens mit Architekten und Entscheidern vernetzt sind. Sie bewegen sich ausschließlich in den Segmenten Hotel (Hospitality), Krankenhaus und Seniorenheime (Healthcare), Büro (Office & Education) und Kreuzfahrtschiffe. Auf internationaler Ebene wird mit Area Managern gearbeitet.

In Deutschland sieht sich Drapilux als Marktführer im Segement Healthcare. Ein Bereich, in dem Vertriebsleiter Hubert Reinermann weiterhin Wachstumspotential sieht, wobei es hier leichte Verschiebungen zugunsten der Ausstattung von Pflegeheimen gebe, denn: "Zimmer in Pflegeheimen müssen heute ganz klar Hotelcharakter haben."

In Großbritannien ist Drapilux hingegen schwerpunktmäßig in der Hotelausstattung aktiv, während sich Healthcare hier rückläufig entwickelt. Anders wiederum als etwa in den Regionen Mittlerer Osten und Fernost; dort wächst der Markt für Krankenhausausstattung. Reinermann berichtet von Architekturbüros in China, die sich auf die hochwertige Ausstattung von Krankenhäusern spezialisiert haben. "Die Märkte sind weltweit in Bewegung, alles dreht sich und verändert sich rasant schnell. Diesen Herausforderungen müssen wir uns als Schmitz Textiles stellen, wir müssen uns neu erfinden und neue Wege gehen", fasst der Vertriebsleiter zusammen.

Dazu will man künftig den Aspekt Design stärker in den Fokus rücken und damit aus der Ecke des reinen "Funktions-Textilers" herauskommen. "Wir müssen und wir wollen in Zukunft auf Marketingseite mehr Signale in Richtung Design, Designkompetenz und Farbkompetenz in den Markt geben. Dort haben wir ohne Frage die entsprechende Expertise, nun müssen wir diese richtig spielen", meint Marketingleiter Markus Overbeck.

Produktion in Deutschland als Vorteil

Produziert wurden und werden die Stoffe auch in Zukunft in Emsdetten. Das Bekenntnis zum Produktionsstandort Deutschland hat bei den Schmitz-Werken Tradition. Bereits Justus Schmitz und Carl-Hinderich Schmitz, Vater und Großvater des heutigen Geschäftsführers Dan Schmitz, waren der festen Überzeugung, dass man hier hochwertige Textilien zu marktgerechten Preisen auf höchst wirtschaftlichem Niveau produzieren kann.

Branchenübergreifend galt Deutschland als Produktionsstandort viele Jahre als reiner Kostenfaktor. Das ändert sich aktuell, wie Markus Overbeck wahrnimmt: "Da findet ganz langsam ein Umdenkprozess statt. Heute ist Made in Germany eher so etwas wie ein Asset anstatt ein Kostenblock." Auch das wichtige Thema Nachhaltigkeit lasse sich im eigenen Werk einfacher kontrollieren und so glaubwürdiger kommunizieren. | michaela.fischer@snfachpresse.de
Eigene Produktion macht  Schmitz Textiles flexibel
Foto/Grafik: Schmitz Textiles
Eigene Produktion macht  Schmitz Textiles flexibel
Foto/Grafik: Schmitz Textiles
Dekorativ und schallabsorbierend zugleich: Die Drapilux Soundwise Akustikelemente.
aus BTH Heimtex 10/19 (Wirtschaft)