Carl Prinz: Interview mit Geschäftsführerin Katharina Prinz

"Unser Standort Goch ist fit für die Zukunft"

Carl Prinz hat sich in den letzten Monaten gefühlt mehrfach neu erfunden. Der Profilhersteller profitiert einerseits von der Zusammenlegung der Standorte und beschäftigt sich andererseits schon mit der Weiterentwicklung der Produktion, einer zusätzlichen Halle zur Lagerung von Rohmaterialien und seit Sommer 2019 mit einer neuen Software. Für die Domotex 2020 kündigte Geschäftsführerin Katharina Prinz Neuheiten an, die besonders an die Anforderungen im Objekt ausgerichtet sind.

FussbodenTechnik: Seit gut 1,5 Jahren sind Unternehmenssitz, Verwaltung & Produktion an einem Standort in Goch zusammengefasst - wie hat sich die Situation entwickelt und wurden die gewünschten Synergien erreicht?

Katharina Prinz: Durch die Zusammenlegung der Standorte und die gleichzeitige Erweiterung der räumlichen Kapazitäten haben wir wichtige Synergien erzielt. Das zeigt sich in den betrieblichen Prozessen, dem Materialfluss bis hin zur Personaleinsatzplanung. Dadurch, dass der Werksverkehr entfallen ist, haben sich auch die Durchlaufzeiten in der Produktion nochmals verringert. Die Effekte, die wir erwartet haben, konnten realisiert werden.

FT: Konnten Sie die angekündigte Halle mit 2.500 m2 Fläche sowie den Lkw-Kranport zur Be- und Entladung bereits realisieren?

Prinz: Im Jahr 2018 haben wir den Bauantrag für die geplante Halle zur Lagerung von Rohmaterialien und Halbfabrikaten inklusive Kranport gestellt. Die Baugenehmigung liegt jedoch bisher nicht vor, da die Behörden überlastet sind. In der Zwischenzeit hatte ein anderes Projekt für uns oberste Priorität. Am 1. Juni 2019 haben wir ein neues ERP-System (Geschäftsressourcenplanung, d. Redaktion) eingeführt. Die anderthalbjährige Vorbereitungszeit mit Prozessworkshops, Programmanpassungen, Schulungen und Parallelbetrieb hat neben dem Tagesgeschäft unsere ganze Aufmerksamkeit gefordert. Die Einführung hat reibungslos funktioniert. Nach heutigem Stand müssen nur noch einige kleinere Anpassungen vorgenommen werden. Das wird uns in den nächsten Wochen noch beschäftigen. Rückblickend sind wir froh, dass nicht beide Projekte parallel betreut werden mussten.

FT: Wo gibt es noch Optimierungsbedarf?

Prinz: Die Weiterentwicklung der Produktion sehen wir als Aufgabe der nächsten Jahre. Die Einführung eines wertstromorientierten Prozessmanagements soll die Effizienz weiter steigern und die Flexibilität erhöhen. Hier geht es um Themen wie Rüstzeitoptimierung, Standardisierung, Prozessgestaltung und Mitarbeiterqualifizierung.

FT: Wie entwickelt sich der Markt in Deutschland aus der Sicht von Prinz gerade aktuell?

Prinz: Die Stimmung im Bausektor ist nach wie vor hervorragend. Der Staat schafft aktuell steuerliche Anreize wie die erhöhte Sonderabschreibung für Neubauten, die diesen Bereich weiter befeuern. Dazu kommen die Niedrigzinsen bzw. Negativzinsen auf große Bankguthaben, die dafür sorgen, dass Kapital in Immobilien investiert wird. Die Rahmenbedingungen sind im Übrigen allgemein gut. Die Beschäftigungsquote in Deutschland liegt auf Rekordniveau, und die Reallöhne sind deutlich gestiegen. Das schafft ein gutes Konsum- und Investitionsklima. Als Hersteller von Profilsystemen für den Boden- und Wandbereich profitieren wir sowohl vom florierenden Neubausektor als auch von Renovierungsmaßnahmen.

FT: Wo spüren Sie die gute Baukonjunktur am meisten?

Prinz: Im Bereich des Wohnungsbaus kann man regelrecht von "Boom" sprechen. Dies gilt sowohl für den frei finanzierten Wohnungsbau als auch den öffentlich geförderten. Deutschland hat Nachholbedarf; und die in den letzten Jahren zunehmende Bevölkerung verschärft das Problem der Wohnraumknappheit. Wir müssen registrieren, dass die Kapazitäten der Bauwirtschaft hochgradig ausgelastet sind. Dennoch hinken die Fertigstellungszahlen den Bedarfszahlen hinterher. Bei den Genehmigungsbehörden herrscht aufgrund der Vielzahl der Bauanträge ein Bearbeitungsstau. Dazu kommt, dass die Vorgaben, z. B. zum Schall- und Brandschutz erheblich verschärft wurden und das Personal in den Bauämtern nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. Viele Bauanträge warten daher noch auf die Genehmigung.

Aufgrund der guten Konjunktur steigt auch der Bedarf an Industrie- und Gewerbeimmobilien. Die Leerstände bei Büroflächen gehören inzwischen weitestgehend der Vergangenheit an, weil sie mittlerweile vermietet oder in Wohnflächen umgewandelt wurden. Stand heute steht ein knappes Büroflächenangebot einer gestiegenen Nachfrage durch anhaltenden Beschäftigungsaufbau gegenüber.

FT: Wo liegen die aktuell die größten Heraus-
forderungen?

Prinz: Die Antwort möchte ich gerne zweiteilen. Für Prinz als Hersteller: Günstige Ware aus Fernost drängt auf den deutschen Markt, häufig in minderwertiger Qualität. Die hohe Preistransparenz im Onlinehandel führt dazu, dass nur noch Preise verglichen werden, aber keine Qualitäten. Wie will man auch Materialstärken, Oberflächengüte und Verarbeitung anhand von Internetabbildungen prüfen? Das erhöht enorm den Druck auf die Preise.

Gleichzeitig nimmt der Trend zur "Individualisierung" zu sowie die Erwartung, dass "alles" in homöopathischen Mengen machbar sein muss, ohne entsprechende und angemessene Zusatzkosten.

Für das Handwerk im Fußbodenbau: Obwohl es zu wenige Handwerker gibt und man um Nachwuchs ringt, verstehen es manche Handwerker noch nicht, ihre Leistung richtig zu verkaufen und auch auf technisch notwendigen Lösungen zu bestehen, anstatt dem Preisdruck des Auftraggebers nachzugeben. Dies ist eine gemeinsame Herausforderung für alle am Gewerk "Boden" Beteiligten. Nicht nur der Oberboden entscheidet über Qualität, sondern der gesamte technische Aufbau.

FT: Welche Innovationen plant Prinz für die nächsten Monate und in 2020?

Prinz: Auf der Domotex 2020 werden wir eine Reihe von neuen Produkten ausstellen, und die sind besonders an die Anforderungen im Objekt ausgerichtet. Flexibilität, schnelle Entscheidung vor Ort und Vermeidung von Warte- und Ausfallzeiten sind hier unsere Ansprüche. Ohne mehr verraten zu wollen - Sie dürfen gespannt sein.

FT: Klimaschutz ist ja gerade das Thema - wie gehen Sie damit um?

Prinz: Unsere Fertigung ist umweltschonend. Wir verursachen keine Emissionen und setzen keine gefährlichen Stoffe ein. Unsere Flurförderfahrzeuge laufen alle mit Elektroantrieb, die Hallendächer sind mit PV-Anlagen bestückt, die Solarstrom erzeugen. Prinz-Profile bestehen aus natürlichen Rohstoffen und sind von hoher Lebensdauer; sie verlieren auch nach langjähriger Nutzung nicht ihre Funktionalität. Unsere Produktverpackung ist ganz bewusst auf ein Minimum reduziert. Sie besteht aus einer hauchdünnen, nur 15 my starken PE-Folie, die sortenrein in den Stoffkreislauf eingebracht werden kann. Das fachgerechte Recycling unserer Transport- und Verkaufsverpackungen führteim vergangenen Jahr zu einer Einsparung von rund 60.000 kg Treibhausgasen.
aus FussbodenTechnik 06/19 (Wirtschaft)