Deutsches Tapetenmuseum Kassel

Kasseler Tapetentag lädt ein zur Zeitreise

"Optik.Haptik.Tapetentick" lautete das Motto des Kasseler Tapetentages. Er fand im Vorfeld der geplanten Dauerausstellung des Deutschen Tapetenmuseums statt, für die derzeit ein eigenes Gebäude errichtet wird.

Zwar wird das künftige Museumsgebäude für die Sammlung Deutsches Tapetenmuseum in Kassel erst um den Jahreswechsel 2023/24 fertig. Aber die Vorbereitungen für die geplante Dauerausstellung laufen bereits auf Hochtouren. Damit die historischen Tapeten bis zur Eröffnung nicht in Vergessenheit geraten, holte die Museumslandschaft Hessen Kassel die dekorativen Kunstschätze hervor und lud unter dem Motto "Optik.Haptik.Tapetentick" zu einem Tapetentag ein. Zahlreiche Besucher kamen ins Hessische Landesmuseum, um einen Blick auf kostbare Wandbekleidungen zu werfen und viel Wissenswertes rund um die Tapete zu erfahren.

Die Leiterin des Deutschen Tapetenmuseums, Astrid Arnold-Wegener, präsentierte zum Auftakt den Entwurf des Museumsneubaus und das Konzept der Dauerausstellung. Es schickt die Besucher auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Wanddekore. Die Erzählstruktur soll in jeweils passenden Kabinetten von den Themen Materialität, Surrogat, Wettkampf der Künste und Neue Techniken gebildet werden. Dazu werden Möbel, Gemälde, Skulpturen und kunsthandwerkliche Objekte gezeigt.

Passend zum Bauhausjahr sprach Rüdiger Joppien, ehemaliger Kurator des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg, über Kurt Kranz (1910-1997). Dieser gilt als einer der innovativsten Tapetendesigner des 20. Jahrhunderts. Sein Name ist eng verbunden mit der Erfindung der rapportlosen Tapete der Marburger Tapetenfabrik in den späten 1950er Jahren. Kranz ersetzte die bis dahin übliche Rapportbemusterung durch ein scheinbar endloses, geometrisches Dekor. Dadurch können einzelne Tapetenbahnen an jeder beliebigen Stelle aneinander gesetzt werden. Diese Erfindung wurde aufgrund eines neuartigen Druckverfahrens möglich, auf das Kranz und die Marburger Tapetenfabrik ein Patent erhoben.

"Naturalismus oder die Kunst der Tapetenblume" lautete der Titel des launigen Vortrags von Sabine Thümmler, Direktorin des Kunstgewerbemuseums in Berlin und Vorgängerin von Arnold-Wegener. Ihre Zuhörer erfuhren, dass Blumenmuster die Papiertapete von ihren Anfängen im 18. Jahrhundert bis heute begleiten. Wald- und Wiesenblumen entfalteten ihre Blütenpracht neben exotischen Motiven in unterschiedlicher Stilisierung. Im Zuge des Naturalismus setzten die Tapetenmanufakturen ab Mitte des 19. Jahrhunderts auf üppige Flora, die Tapetendruckkunst erlebte ihre Blütezeit.

Neben den Vorträgen lernten die Besucher beim Tapetentag die Ledertapete kennen und durften sie mit Hammer und Punzen bearbeiten. Zur Verfügung gestellt wurden die ledernen Wandbekleidungen von der Firma Colonia Leather aus Fuldatal. In der Tapetenwerkstatt konnten kleine und große Gäste zudem zu Raumgestaltern werden und ihre kreativen Fähigkeiten ausleben.
Kasseler Tapetentag lädt ein zur Zeitreise
Foto/Grafik: Mario Zgoll / MHK
Die Besucher des Kasseler Tapetentages im Hessischen Landesmuseum wurden in Vorträgen über Tapeten informiert, durften einen Blick auf wertvolle historische Tapeten werfen und sogar eine Ledertapete bearbeiten.
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