25 Jahre Care & Fair

Interview mit Volker Heinrich


Zum 25-jährigen Jubiläum stellt Carpet! Magazine wichtige Unterstützer und Spender von Care & Fair vor. Dieses Mal sprechen wir mit Volker Heinrich. Nicht nur, dass er seit Gründung ehrenamtlich im Vorstand aktiv ist (erst als Kassenwart und später auch als Vorsitzender), niemand anders hat in den 25 Jahren mehr Geld an Care & Fair überwiesen.

Carpet! Magazine: Seit nunmehr 25 Jahren engagieren Sie sich für Care & Fair, sowohl finanziell als auch ehrenamtlich im Vorstand. Und das in einem sehr hohen Maße. Wie kam es zu dieser engen Bindung?

Volker Heinrich: Ich möchte ganz ehrlich sein. In den frühen 1990er-Jahren wurde in der breiten Öffentlichkeit intensiv über illegale Kinderarbeit diskutiert ... es standen Boykottaufrufe gegen handgeknüpfte Teppiche im Raum. Zu diesem Zeitpunkt standen wir Teppichimporteure unter dem Druck, dieses Thema offensiv anzugehen und schnellstmöglich praktikable Lösungsansätze zu finden. Zu Beginn von Care & Fair war es für mich vor allem aus rationalen Gründen sinnvoll, mich gemeinsam mit vielen anderen Importeuren und Einzelhändlern gegen Kinderarbeit einzusetzen und Projekte in den Ursprungsländern ins Leben zu rufen.

Meine emotionale Bindung an Care & Fair entwickelte sich im Laufe der Jahre. Mir war es sehr wichtig, immer persönlich zu wissen, was mit den Geldern von Care & Fair passierte. Regelmäßige Reisen zu den Projekten, Besuche in den Schulklassen und medizinischen Einrichtungen waren da unabdingbar; übrigens grundsätzlich ehrenamtlich, immer auf eigene Kosten.

Bei diesen Besuchen habe ich in so viele glückliche Kinderaugen sehen können, habe direkt erleben dürfen, wie viel sich mit verhältnismäßig wenig Geld bewegen lässt und wie positiv sich die Projekte entwickelt haben. Heute sage ich gern, dass Care & Fair wie ein Kind für mich ist.

Carpet! Magazine: Was passierte in den ersten Jahren von Care & Fair? Was waren die ersten Schritte?

Volker Heinrich: Durch den hohen öffentlichen Druck und die damals sehr guten Geschäfte im Teppichhandel war Care & Fair in der glücklichen Lage, recht bald stattliche Beträge zur Verfügung zu haben. Relativ schnell war uns klar, dass wir dieses Geld nicht an andere Wohltätigkeitsorganisationen spenden, sondern es in eigene Projekte investieren wollten. So wussten wir ganz genau, wie diese Gelder eingesetzt wurden. Diese Transparenz war uns wichtig und ist es noch immer.

Carpet! Magazine: Care & Fair hat in Indien, Pakistan und Nepal vor allem Schulprojekte unterstützt und aufgebaut. Warum?

Volker Heinrich: Zum einen ist es so, dass Bildung sehr wichtig ist und es in vielen Ursprungsländern nicht selbstverständlich ist, dass Kinder kostenlos eine Schule besuchen können. Grade in ländlich geprägten Knüpfgebieten, wo fast nur im Hausfleiß geknüpft wird, wie beispielsweise im indischen Teppichgürtel, ist es sehr schwer, Kinderarbeit durch Kontrollen zu verhindern. Wenn es für die Kinder in der Region keine Möglichkeit gibt, eine Schule zu besuchen, müssen sie stattdessen die Familie mit ihrer Arbeitskraft unterstützen. Wir legen auch großen Wert darauf, dass in den Klassen das Verhältnis zwischen Jungen und Mädchen ausgeglichen ist, dass auch die Mädchen Zugang zu Bildung haben.

Carpet! Magazine: Worauf sind Sie besonders stolz, wenn Sie an sich und die 25-jährige Geschichte von Care & Fair denken?

Volker Heinrich:Es ist vor allem die Unabhängigkeit von Care & Fair. Vom ersten Tag an, bis heute. Wir haben unsere Gelder ausschließlich durch die Mitgliedsbeiträge, die Importeurs- und Herstellerabgabe sowie Spenden aus der Teppichbranche bzw. über den Förderverein von Privatpersonen erhalten. Viele Projekte, wie die Vern-Schule in Pakistan, stehen heute finanziell auf eigenen Beinen und benötigen keine oder kaum Gelder von uns.•
aus Carpet! 01/20 (Wirtschaft)