Berg & Berg: Spezialisierung auf baubiologisch zertifiziertes Dreischichtparkett

Kleine Nische mit großem Potenzial

Das gibt es nicht oft: Die solidarischen Anstrengungen von Management, Mitarbeitern und Geschäftspartnern, die Berg & Berg verbunden sind, retteten das Unternehmen Ende 2019 vor der Insolvenz. Nun schärft der kleine, aber feine Parketthersteller unter der neuen Inhaberstruktur sein Profil als Spezialist für hochwertige, baubiologisch zertifizierte Dreischichtprodukte, "100 % made in Sweden".

Manchmal braucht es einen Umweg, um zum Ziel zu kommen. Erst Ende 2018 hatte Berg & Berg den Eigentümer gewechselt. Investor Bernt Ivarsson hatte den Spezialisten für baubiologisch zertifiziertes Mehrschichtparkett vom schwedischen Waldbesitzerverein Södra übernommen. Doch kaum ein Jahr später meldete er Insolvenz für das Unternehmen an, weil er sich mit dem kommunalen Besitzer der Berg & Berg-Immobilie nicht über Modalitäten des Geschäftsverhältnisses einigen konnte. Jan Söderberg, Gründer und Exportleiter von Berg & Berg, und sein Freund Stephan von Schreitter, geschäftsführender Gesellschafter von Barth & Co., waren Mitte Dezember 2019 gerade gemeinsam auf Kundentour in Deutschland, als sie von dem Desaster erfuhren. Von Schreitter, der den Schweden seit Jahrzehnten verbunden ist, fackelte nicht lange, nutzte sein großes Netzwerk in der Branche und initiierte noch vor Weihnachten ein Rettungsprogramm.

Bis in den Januar 2020 zogen sich die Verhandlungen hin. Am 13. Januar unterschrieb eine deutsch-schwedische Gruppe von Investoren den Vertrag zur Übernahme von Berg & Berg im Rahmen eines Asset Deals. Nicht eingeschlossen in die Transaktion war das Sägewerk in Eringsboda, weil die Kapazitäten von Lohnsäger Wesaborg ausreichten. Zu dem Eignerkonsortium gehören Barth & Co., bereits seit 20 Jahren exklusiv verantwortlich für Marketing und Vertrieb von Berg & Berg in der DACH-Region, Parkettunternehmer und Branchenkenner Dr. Werner Knoblauch-Mayer sowie Mitarbeiter und Mitglieder des Managements aus Deutschland und Schweden.

Schlüssiges Konzept zur Fortführung
und Weiterentwicklung

Aufatmen in Kallinge. "Wir haben ein schlüssiges Konzept zur langfristigen Fortführung und Weiterentwicklung der Produktion und Marke erarbeitet", betonten die neuen Inhaber unmittelbar nach der Akquisition. Die Produktion war ohnehin die ganze Zeit unverändert weitergelaufen, Liefer- und Preisvereinbarungen wurden eingehalten.

Nach der Neuorganisation und Konsolidierung ist das Unternehmen inzwischen auf Kurs und dabei, sein Profil zu schärfen. "Schon immer haben wir hochwertige, attraktive Parkettböden für den ökologisch anspruchsvollen Kunden hergestellt", resümieren Söderberg und von Schreitter. "In den letzten Jahren hat sich der Markt weiterentwickelt und neben der Klimaschutz-Bewegung, die auch durch "Fridays for Future" angefeuert wurde, wächst aus unserer Sicht auch der Anteil der Kundschaft, der konkret wissen will, wo und unter welchen Bedingungen ihr Parkett hergestellt wurde."

Konzentration auf schwedische Rohware

Und genau das kann Berg & Berg fast bis zum Baum zurück belegen, denn "wir konzentrieren uns auf Hölzer, die in Schweden wachsen, mit Dominanz der Eiche." Daneben werden auch Buche, Esche und Kiefer verarbeitet. "Schwedeneiche ist etwas ganz Besonderes", schwärmt Söderberg. "Die Bäume wachsen hier im hohen Norden langsamer, sind dadurch fester. Da sie weniger dicht stehen, bilden sie schon im unteren Stammbereich mehr Äste aus. Das gibt unseren Parkettböden ihre unverwechselbare Optik." Die kurzen Transportwege sind ein weiteres Argument, das zum Selbstverständnis und zur Philosophie des Unternehmens passt.

Angefangen bei der Pflege der Wälder, über Holzernte und Zuschnitt bis zum fertigen Parkett ist Berg & Berg in jeden Schritt der Produktionskette involviert. "Hans Olof Mattson ist sozusagen unser Waldchef." Selbst Waldbesitzer, ist er als Anteilseigner zuständig für die Beschaffung des Rundholzes. Mattson war 40 Jahre Sprecher der 50.000 Waldbesitzer, die im Södra-Verein zusammengeschlossen sind und verfügt dadurch über beste Verbindungen zur Forstwirtschaft. Das Rundholz lässt Berg & Berg im Sägewerk Wesaborg einschneiden, das ausschließlich für den Parketthersteller arbeitet.

Die Deckschichten des Berg & Berg-Parketts sind 3,8 mm stark - "auf dünnere gehen wir nicht" -, die Mittellage besteht aus feinjährigen Kiefer-Stäbchen mit stehenden Jahresringen. "Dadurch erreichen wir überlegene Formstabilität". Als Alleinstellungsmerkmal sehen Söderberg und von Schreitter das Svedloc Plus-Profil, ein eigenes Patent, nicht nach dem üblichen Fold Down-Prinzip, sondern eine Synthese aus klassischer Nut- und Feder-Verbindung und Klickprofil. "Einfach zu verlegen, für den Heimwerker ebenso wie für den Profi." Für die Oberflächenbehandlung setzen die Schweden gemäß ihren Ansprüchen sauerstoffhärtendes Naturöl ein, "auch wenn Hartwachs- oder UV-Öl vordergründig einfacher zu verarbeitende Optionen wären."

Schwedische Bodenschätze

Das Sortiment ist straff gehalten und durchdacht. "Wir wollen einerseits dem Verkäufer vor Ort das Leben erleichtern", sagt Stephan von Schreitter dazu, "andererseits wollen wir die Lagerhaltung nicht ausufern lassen." Schwerpunkt bilden Landhausdielen (14 x 195 x 2.390 mm), aber auch Dreistab-Schiffsböden (14 x 198 x 2.390 mm) nehmen immer noch einen nicht unwesentlichen Anteil ein. Wiederum eine Besonderheit bietet Berg & Berg mit den XS-Böden in ihrem einzigartigen Hochkantdesign. "Das hat nichts mit Fineline zu tun", betont von Schreitter. Die Nachfrage nach dieser modernen Linie in aktuell drei Holzarten - Eiche, Räuchereiche, Buche - jeweils natur- oder weißgeölt, nehme stetig zu, sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich. Im Laufe des Jahres sollen noch Schmaldielen für die Verlegung gemischter Breiten hinzukommen. Zugleich wird dadurch die Holzausbeute optimiert.

Die Zielgruppe ist klar umrissen: "Unsere Kunden sind die, die an der Herkunft ihres Parkettbodens interessiert sind und bereit sind, für ein Qualitätsprodukt mit wohnbiologischer Zertifizierung mehr zu bezahlen", betont von Schreitter. "Das ist eine kleine Nische mit großem Potenzial." Als Absatzmittler ist der ökologische Handel prädestiniert, schon heute eine wichtige Klientel von Berg & Berg, mit der man die Zusammenarbeit noch weiter vertiefen will. "Außerdem glauben wir, dass es in Handel und Handwerk eine wachsende Anzahl von Betrieben gibt, die an unserem ökologischen Konzept Interesse haben", ist von Schreitter überzeugt. "Dort wollen wir uns neben den Mainstream-Herstellern als kleine, aber feine Marke mit schönem Parkett und ökologischem Anspruch ,made in Sweden’ zu einem fairen Preis positionieren." Vor allem in den Schlüsselmärkten Deutschland und Österreich werden derzeit die Fühler nach neuen Kunden ausgestreckt.

Eingängig kommuniziert wird die Berg & Berg-Philosophie auf der neuen Website des Unternehmens; sie transportiert die Naturnähe und -verbundenheit des Parkettherstellers ebenso wie die qualitativen, ökologischen und ästhetischen Ansprüche an das Endprodukt. Von Schreitter bringt es auf den Punkt: "Wir produzieren schönes Parkett mit überzeugender Technik und wohnbiologisch einwandfrei zu einem fairen Preis und freuen uns, dafür Anerkennung von unseren Kunden zu erfahren."

| Claudia Weidt


i Berg & Berg
Berg & Berg Sweden AB
Flyttblocksvägen 2
37252 Kallinge, Schweden
Tel.: 0046 - 457 792 50
www.berg-berg.com

Gründung: 1996 durch Jan Söderberg und Ulf Palmberg
Inhaber: Eigentümerkonsortium aus F.W. Barth & Co., Dr. Werner Knoblauch-Mayer, Mitarbeiter und Mitglieder des Managements aus Schweden und Deutschland
Geschäftsführung: Christian Jöhncke
Mitarbeiter: 49

Umsatz 2019: ca. 12 Mio. EUR
Absatzmenge 2019: ca. 400.000 m2
Exportanteil 2019: ca. 75 %
Sortiment: Baubiologisch zertifiziertes Drei- und Zweischichtparkett - Landhausdielen, Schiffsboden, Hochkantdesign; ab Herbst 2020 auch Schmaldielen
Holzarten: Eiche, Buche, Kiefer, Esche aus nachhaltig bewirtschafteten schwedischen Wäldern

Hauptmärkte: Schweden, Deutschland, Schweiz, Österreich
Vertrieb in Deutschland: F.W. Barth & Co GmbH, Stephan von Schreitter, svs@barth1873.de
Vertrieb in Österreich:
Robert M. Hieger, info@hieger.tirol
Vertrieb in Südtirol/Trentino:
Seeber - Der Boden,
info@seeber.bz
Vertrieb in der Schweiz:
Holzpunkt AG,
info@holzpunkt.ch,
www.holzpunkt.ch
Kleine Nische mit großem Potenzial
Foto/Grafik: Heine Warnecke Design GmbH
Die Nachfrage nach dem einzigartigen XS-Hochkantdesign nimmt stetig zu. Hier in Eiche weiß.
Kleine Nische mit großem Potenzial
Foto/Grafik: Heine Warnecke Design GmbH
Eiche XXL-Landhausdiele, astig, Rohholzeffekt.
aus Parkett Magazin 04/20 (Wirtschaft)