Nachgefragt bei Jan Söderberg und Stephan von Schreitter

"Das Interesse an ökologischen Produkten mit klarem Herkunftsnachweis nimmt zu"


Jan Söderberg und Stephan von Schreitter sind seit vielen Jahren Geschäftspartner - und seit Januar 2020 Miteigentümer von Berg & Berg. Aus der geschäftlichen Verbindung ist längst auch eine Freundschaft erwachsen.

Parkett Magazin: Nachdem Sie Ende 2019 eine Lösung für den Fortbestand von Berg & Berg fanden, ist kurz darauf die Corona-Krise ausgebrochen. Wie hat sich das für Berg & Berg bemerkbar gemacht?

Stephan von Schreitter: Die Situation ist natürlich nicht einfach, weil die Kunden verunsichert sind und bei ihrer Lagerdisposition vorsichtiger als sonst. Berg & Berg produziert jedoch bisher mit voller Kapazität und natürlich weiterhin zu 100 % in Schweden.

Was waren die ersten Maßnahmen unter der Ägide der neuen Eigentümer- Gemeinschaft?

Jan Söderberg: Wir haben für 49 Arbeiter und Angestellte neue Arbeitsverträge ausgestellt und einen mittelfristigen Investitionsplan erarbeitet, der nun Stück für Stück umgesetzt wird. Kernstück ist die Fokussierung auf die Verarbeitung von schwedischem Rundholz im Sägewerk Wesaborg.

Besteht weiterer Handlungsbedarf?
Wenn ja, wo?

von Schreitter: Das Marktumfeld hat sich weiterentwickelt. Wir spüren ein zunehmendes Interesse an ökologischen Produkten mit klarem Herkunftsnachweis. Genau das liefert Berg & Berg. Und wir arbeiten daran, diesem Ruf von Berg & Berg intern und in der Außendarstellung gerecht zu werden.

Das Sortiment ist kompakt und konzentriert mit derzeit drei Formaten, vier Sortierungen und zwei Oberflächenvarianten. Können Sie damit allen Bedarf abdecken?

von Schreitter: Absolut. Wir glauben sogar, dass eine weitere Verschlankung von unserer Kundschaft gewünscht wird. Wir bieten allein in der Holzart Eiche zehn Farbvarianten und das in mehreren Sortierungen. Das ist mehr als genug. Allerdings planen wir, das Portfolio im Herbst durch zwei weitere, schmalere Landhausdielenformate zu ergänzen. Diese Formate werden nachgefragt und geben uns die Möglichkeit, auch kleineres Eiche-Rundholz einzusägen, das wir sonst nur für die Produktion von Schiffsböden verwenden könnten.

Die ganze Welt steht aktuell auf Landhausdielen. Schiffsboden spielt im Absatzgeschehen kaum noch eine Rolle. Warum halten Sie daran fest? Und warum führen Sie kein Fischgrät, das als Trendprodukt gilt?

Söderberg: Schiffsböden in der Form, wie Berg & Berg sie herstellt, nämlich auch in astiger Optik und mit gebürsteten Oberflächen haben ihren festen Platz in unserem Sortiment. Sie machen allen Unkenrufen zum Trotz 30 bis 35 % unserer Absatzmenge aus. Der Gesamtmarkt ist zwar geschrumpft, aber in der verbleibenden Nische erfreuen sich unsere Schiffsböden großer Beliebtheit.

von Schreitter: Die Nachfrage nach Fischgrät wird von Zweischicht-Herstellern mehr als ausreichend bedient. Wir haben beschlossen, diesem kleinen Markt nicht hinterher zu laufen. Wir forcieren jedoch unser neues Hochkant-Sortiment. Das ist eine Nische, die für einen kleinen Hersteller wie Berg & Berg eine interessante Größe hat.

Der Verbraucher springt durchaus mehr auf nachhaltige Produkte an - akzeptiert er auch einen höheren Preis?

von Schreitter: Die Bereitschaft des aufgeklärten Verbrauchers, für nachweislich nachhaltige Produkte etwas mehr zu bezahlen, ist absolut vorhanden. Das ist nicht die Frage. Die Frage ist vielmehr, ob der Handel bereit ist, den Verbraucher in dieser Hinsicht zu beraten. Aber wir sind sehr zuversichtlich, dass der Fachhandel begonnen hat, zu erkennen, welche Chance darin besteht, ein Produkt wie Berg & Berg zu argumentieren.

Ist Nachhaltigkeit eher ein Thema
für Privat- oder Gewerbekunden?

von Schreitter: Das ist aus unserer Sicht eindeutig eine Frage, die vom Privatkunden kommt. Im Objekt geht es in der Regel um den Preis und die Optik. Themen wie Ökologie und Wohnbiologie müssen dahinter leider oft zurückstehen. Ich bin jedoch überzeugt, dass Anbieter von hochwertigen Wohnimmobilien künftig umdenken werden. Denn durch die Verwendung eines Markenparketts wird der Wert einer Wohnimmobilie überproportional gesteigert. Schon heute haben wir Kunden, deren Architekten grundsätzlich Wildeiche-Schiffsboden von Berg & Berg als Standardboden für sämtliche Wohnimmobilien wählen.
aus Parkett Magazin 04/20 (Wirtschaft)