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Bauseitiges Strukturieren einer Holzoberfläche

Strukturierte Holzböden liegen im Trend der Zeit. Die gibt einerseits industriell vorgefertigt, doch der Parkettleger kann ein solches Bodenbild ebenso vor Ort erstellen - sowohl bei neuverlegtem als auch bei renovierungsbedürftigem Parkett. Wie es geht, erläutert Andreas Colléte.

Das Strukturieren ist eine handwerkliche Individualleistung, die in keiner Norm erfasst wird. Ihr Aufwand ist abhängig von Holzarten und Härtegrad, von der Holzstruktur und der Sortierung. Wird ein Parkettboden, abweichend von einer gleichmäßigen Holzoberfläche nach DIN 18356, mit mechanischen Mitteln neu gestaltet, bleiben die holztypischen Eigenschaften weitgehend erhalten. Durch Art, Anwendung und Richtung des einwirkenden Werkzeuges und durch Variation der Methoden und Arbeitsvorgänge lassen sich recht unterschiedliche Strukturen erzielen. So, wie es der Kunde wünscht.

Frühholz ausbürsten

Das Bürsten einer Holzoberfläche stellt die verbreitete Variante von Strukturgebung dar. Dabei wird das weichere Frühholz der Jahresringe ausgebürstet. Dazu eignen sich sogenannte Ringporer, Holzarten mit deutlichen Frühholz-Spätholz-Unterschieden. Deren sichtbare Jahresringe entstehen, wenn es in Winterruhe und Trockenzeiten zu einer vorübergehenden Ruhe der Teilungsaktivität des Kambiums kommt. Weil Bäume im Frühjahr schnell größere Zellen mit dünnen Zellwänden bilden, um den Wasser- und Nährstofftransport sicherzustellen, zeichnen sich diese im Querschnitt eines Jahresringes als hellere Ringe ab. Später im Sommer entstehende Zellen sind dickwandiger und härter. Ein Früh- und ein Spätholzring zusammen ergeben einen Jahresring.

Solche Holzeigenschaften lassen sich nutzen. Beim Bürsten werden die dünnen Zellwände der Frühholzzellen mechanisch zerschlagen, entweder durch Einwirkung von Edelstahl- und Messingfilamenten oder mittels einer Tynex-Polyamidfaserbürste, die mit Siliziumcarbid-Schleifkorn der Korngrößen 36 bis 100 bestückt ist. Der harte Spätholzring bleibt nahezu unberührt. So entsteht ein Hoch-Tief-Gefüge in der Oberfläche. Markante Fladern (Tangentialschnitt) sind dabei stärker sichtbar als beispielsweise Rifts (Radialschnitt).

Hobeln, Sägen, künstlich Altern

Aber Strukturieren umfasst mehr als nur das Bürsten. Sandstrahlen und Fräsen gibt es, sind aber weniger häufige Behandlungen. Eine klassische Anwendung ist das Hobeln. Dabei werden Holzspäne mit dem Hobeleisen oder Hobelmesser von der Oberfläche abgetragen. Der Begriff "geschroppt" bezeichnet eine grobe Hobelung mit abgerundeten Messern. Werkseitig geschieht das meist durch Automaten, bauseitig in Handarbeit oder mit maschineller Unterstützung.

Auch die Qualität "sägerau" gehört zu den Strukturformen. Sie beschreibt eine Holzoberfläche mit mehr oder weniger sichtbaren Sägeschnitten. Ihren Ursprung hat sie in vergangener Holzbearbeitung, als Balken und Bretter im sauber handgesägten Zustand verbaut wurden.

Einem oft auf antik getrimmten Stil widmet sich die künstliche Alterung einer Holzoberfläche. Hier geht es darum, ein natürliches Nutzungsbild nachzustellen. Der Effekt einer Gebrauchspatina, englisch "used look", wird durch eine Kombination von mechanischer Bearbeitung und anschließender Oberflächenbehandlung erzielt.

Welche Werkzeuge braucht man?

Zum industriellen Bürsten werden ausschließlich Walzensysteme mit abrasiven Fäden (Filamenten) genutzt. Das sind Metall- und Polyamidfaserbürsten in verschiedenen Härten und Körnungen. Bauseitig kommen ebenfalls Walzensysteme mit identischen Filamenten zum Einsatz, jedoch in mobiler Form. Weil Edelstahl- und Messingwalzen in diesen mobilen Systemen einem sehr starken Verschleiß unterliegen würden, wird in der Regel mit Polyamidfaserbürsten verschiedener Durchmesser gearbeitet.

Der Abtrag einer Bürstwalze aus Fadenwerk entspricht in keiner Weise dem einer festen Schleifwalze. Zur Bearbeitung von versiegelten Oberflächen sind Filamentschleifmittel daher nicht geeignet. Um alten Lack abzutragen, braucht man vor dem eigentlichen Strukturieren einen normalen Grob- bis Feinschliff. Dann erst folgen die Polyamidfaserbürsten in Maserrichtung. Für den Randbereich werden kleinere Bürstwalzen gleicher Körnung eingesetzt.

Bei der FG-Schleif-Bürst-Methode (SBM) werden, nachdem eine bürstbare Oberfläche hergestellt wurde, zuerst die Ränder mit dem Handgerät FG-Randy und einer Bürstwalze im Durchmesser 100 mm bearbeitet. In der Wandkehre ist auf eine Druckreduzierung zu achten, um Vertiefungen zu vermeiden. Anschließend wird die Fläche in einem Schleifgang mit der Flächenbürstmaschine FG T-Blitz abgefahren. Der Arbeitsgang ist identisch wie bei normalen Schleifarbeiten. Schrittgeschwindigkeit, Vorschub und Wahl der Körnung lassen sich dem gewünschten Ergebnis anpassen. Vor Arbeitsbeginn empfiehlt sich eine Probebürstung und Abnahme des Musters durch den Bauherren. Zum Abschluss wird der restliche Streifen zur Wand oder Leiste mit einer 20 mm Walze gebürstet und dabei Rand- und Flächenschliff verschlichtet.

Mit dieser Methode können geübte Handwerker Flächenleistungen von 20 m2 pro Stunde überschreiten.

Ob auch rotierende Systeme mit Topfbürsten unter Mehrscheibenmaschinen ein solches Ergebnis erreichen, bleibt hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit zu überprüfen. Mobile Bürstwalzensysteme arbeiten in der Regel mit einer Körnung, während bei rotierenden Systemen mehrstufig gearbeitet wird, unter Umständen mit einer Vorbehandlung durch Wässern. Eine leichte Struktur ist hier ebenfalls möglich, Bürsttiefen wie mit Walzensystemen werden jedoch nicht erreicht.
aus Parkett Magazin 04/20 (Wirtschaft)