Österreichische Parkettindustrie: Nachgefragt bei Christoph Bawart

"Wir profitieren vom Trend zu natürlichen Materialien"


Christoph Bawart repräsentiert seit vielen Jahren als Sprecher des einschlägigen österreichischen Verbandes die Parkettindustrie der Alpenrepublik. Konnte sie die positive Entwicklung der Vorjahre auch 2019 fortsetzen? Und wie stellt sich die Marktsituation aktuell dar? Parkett Magazin fragte nach.

Parkett Magazin: Herr Bawart, lassen Sie uns zunächst einen Blick zurück auf das vergangene Jahr werfen: Laut der neuesten FEP-Zahlen sind Produktion und Absatz in Österreich 2019 jeweils um 1 % gestiegen. Können Sie die Marktentwicklung 2019 noch näher erläutern?

Christoph Bawart: Wir sind froh darüber, dass natürliche Materialien derzeit sehr gefragt sind und ein positives Image haben. Nicht nur deshalb erfreuen sich Parkett und Holz im Allgemeinen guter Nachfrage, da mit diesen Produkten Natürlichkeit, Haptik und Wohlfühlen assoziiert wird.

In Österreich hat Parkett lange weniger unter Konkurrenzprodukten wie Designbelägen gelitten als in Deutschland. Kann sich Parkett immer noch dagegen stemmen oder bröckelt der Widerstand?

Es ist ein enormer Druck auf dem Parkettmarkt da, aber wir profitieren vom Trend zu natürlichen Materialien. Traditionelle Parkettböden werden von vielen Menschen in Österreich wertgeschätzt.

Wie stellt sich aktuell die Marktsituation in Österreich dar, vielleicht differenziert nach der Phase während des Lockdowns und jetzt nach der Öffnung?

Während des Lockdowns war die Marktsituation in Österreich schwierig, wie überall in Europa - auch weil in Österreich die Baumärkte geschlossen waren. Die Unternehmen haben sich gut auf die Situation eingestellt. Es wurden in den Betrieben viele Maßnahmen ergriffen, um die Mitarbeiter zu schützen. Einige Betriebe hatten die Produktion in dieser Zeit komplett still gelegt. Nach dem Lockdown ist das Geschäft wieder gut angelaufen. Die Nachfrage ist derzeit sehr positiv, da auch die Wohnraumgestaltung in Österreich ein sehr wichtiges Thema ist."

Wie schätzen Sie die weitere Marktentwicklung ein - in diesem Jahr und mittelfristig darüber hinaus?

Die Marktlage des heurigen Jahres ist bis Oktober sehr gut. Derzeit bleibt offen, ob die Rückstände aus der Zeit des Lockdown komplett aufgeholt werden können. Ab dem Spätherbst ist die Marktlage weltweit derzeit kaum einschätzbar - dies hängt selbstverständlich von den Bautätigkeiten ab, einer möglichen zweiten Welle, den Situationen in den Exportregionen, etc.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen außen vor gelassen: Welche Konsequenzen hat die Corona-Pandemie auf die österreichische Parkettindustrie ?

Dies hängt sehr stark an den jeweiligen Firmenstrategien. Hier gibt es die unterschiedlichsten Zugänge und viele Überlegungen. Es ist jedoch kein klarer gemeinsamer Trend zu erkennen, wobei grundsätzlich in Europa der Regionalismus derzeit sehr stark aufkommt.

Wie weit sind Verbandsprojekte wie "Surf-Parquet" gediehen, sind neue angeschoben worden oder in Vorbereitung?

Derzeit sind alle Projekte abgeschlossen. Die Nacharbeiten und Umsetzungsarbeiten finden gerade statt. Die PR- und Social Media-Kampagne in Österreich wird unter Mitwirkung einzelner Unternehmen vorerst auf ein Jahr weiter angestrebt.

i Der österreichische
Markt in Zahlen
Österreich
Fläche: 83.871 km2
Einwohner: 8,9 Mio.
BIP: 398,5 Mrd. EUR (2019)
BIP/Kopf: 44.900 EUR (2019)

Holzwirtschaft. Österreich ist eins der waldreichsten Länder Europas: 40 % der Fläche werden forstwirtschaftlich genutzt. Entsprechend groß ist die Bedeutung der Holzindustrie: Die im einschlägigen Branchenverband organisierten Mitglieder haben 2018 einen Rekordproduktionswert in Höhe von rund 8,33 Mrd. EUR (+ 5,4 %) erzielt. Die Exporte nahmen um 6,6 % auf 6,03 Mrd. EUR zu, das entspricht einer Exportquote von 70 %.

Diese positive Entwicklung wurde zum einen von der boomenden Gesamtbauwirtschaft getragen, zum anderen erhält die Holzwirtschaft zunehmend Rückenwind von Gesellschaft und Politik. 2019 hat die Bundesregierung die nationale Bio-ökonomiestrategie beschlossen, deren Ziel ist, fossile Rohstoffe nachhaltig durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen.

Parkettwirtschaft. Österreich ist nach Polen und Schweden - und vor Deutschland - der viertgrößte Parkettproduzent unter den FEP-Ländern und nach Deutschland, Frankreich, Italien und Schweden fünftgrößte Verbraucher.

Parkettproduktion 9,7 Mio. m2 + 1 %
Parkettverbrauch 6,6 Mio. m2 + 1 %
Pro-Kopf-Verbrauch 0,74 m2

Parkettarten anteilig
Mehrschichtparkett 78 %
Massivparkett 20 %
Mosaikparkett 2 %
Quelle: FEP

Außenhandel mit Parkett 2018
Der Parkettexport verbuchte 2018 einen leichten Anstieg um 2,2 % auf 218 Mio. EUR. Der Import verbuchte mit 82 Mio. EUR einen rückläufigen Kurs.

i Österr. Parkettverband

Schwarzenbergplatz 4,
A-1037 Wien
Tel.: +43 171 22 601
www.parkkett.co.at,
office@parkett.co.at

Sprecher: Christoph Bawart

Koordination: Dieter Lechner

Mitglieder: Admonter Holzindustrie, Bawart Parkett, Fischer-Parkett, Holzwenisch, Amashaufer, Mafi Naturholzböden, Meyer Parkett, Parador Parkettwerke, Reinlein Parkett, Scheucher Holzindustrie, Stöckl, Tilo, Trapa, Weitzer Parkett
aus Parkett Magazin 05/20 (Wirtschaft)