Parkett persönlich: Heinz Brehm

"Ich lebe für Holz und alles, was dazu gehört"


Was wären Sie gern geworden, wenn Sie nicht Parkettleger geworden wären?
Mein Berufswunsch war Funkelektroniker. Krankheit hat dies verhindert. Da ich als Schüler mit meinem Vater immer mit auf Baustellen war, entschied mein Vater, selbständiger Parkettlegermeister, "jetzt wirst du Parkettleger, denn deine vier Schwestern können unser Geschäft nicht weiterführen."

Meine größte Herausforderung war...
meine 26-jährige Zeit als Bundeslehrlingswart. Ich hatte entgegen der Ankündigung "nicht viel mehr Arbeit" inklusive Betrieb und praktischem Berufsschulunterricht keine Freizeit mehr. Es war mir keine Last und deshalb ist mir die fehlende Freizeit auch nicht aufgefallen (meiner Frau schon).

Für unser Parkettlegerhandwerk wollte ich einiges gerade rücken. Als erstes, dass der Bundesleistungswettbewerb hochklassiger wird, dann das Berichtsheft, woraus ein Ordner geworden ist. Den Unterricht der damaligen neun Parkettlegerfachschulen in eine Richtung und auf gleichen Level bringen und dazu noch unsere Fachbücher.

Den Erfolg der von mir gegründeten Lehrlingswarte- und Berufsschullehrertagungen hätte ich nie für möglich gehalten. Daraus resultierte auch der gemeinnützige Verein "Europäische Förderung der Ausbildung für Parkettleger und Fußbodentechnik".

Ich habe alles gerne getan, ich wollte etwas für unseren Beruf tun. Ziel: Imageverbesserung.

Mein größter Erfolg war ...
im Coburger Schloss Ehrenburg bei einem Außenerker auf Anordnung des Auftraggebers selbst einen Entwurf für ein Parkettmuster einzureichen und denselben sofort ausführen zu dürfen.

Mein schönstes Erlebnis...
waren die Auszeichnungen, die ich von unserem Bundesverband überreicht bekommen habe. Am intensivsten ist mir in Erinnerung die Ehrung meines Lebenswerkes während der Domotex vom SN-Verlag, wo Bundesinnungsmeister Peter Fendt eine eindrucksvolle Laudatio gehalten hat.

Ein besonderer Mensch in meinem Leben war:
Zwei besondere Menschen waren für mich richtungsweisend: Mein Obermeistervorgänger Hans Rauh und der Bundesinnungsmeister Ortwin Baumann. Rauh war Gerechtigkeitsmensch, der mit Nachdruck seinen Willen durchgesetzt hat. Von ihm habe ich als Lehrlingswart den "Berufsschulunterricht", die Innungsführung und das Sachverständigenwesen gelernt.

Baumann war auch intensiv für Gerechtigkeit, und er hatte die Fähigkeit, seine Ziele mit rhetorischer Führung durchzusetzen. Mit der Berufung in den Vorstand des damaligen Zentralverbandes kamen wir uns näher. Ortwin Baumann hatte für mich Vorbildfunktion.

Holz/Parkett ist für mich...
Berufung, in die ich hineingewachsen bin. Ich lebe für Holz und alles, was dazu gehört. Auch die Beläge, die zu unserem Berufsbild gehören sowie das Drunter und Drüber. Man lernt nie aus beim Produkt Holz bzw. Parkett.

Mein Lebensmotto:
Leben und leben lassen, wenn es auch zu oft zeitlich schwierig für mich ist. Motorräder und Autos haben es mir angetan. Für meine Maschine BMW 1000 bin ich leider zu alt.

Mein Rat an den Branchennachwuchs:
Diese drei wichtigen Jahre Ausbildungszeit müssen mit Fleiß und Lernwillen durchgehalten werden. Mit dem Fundament "gute Gesellen- oder Abschlussprüfung" hat man ein derartiges Pfund in Händen, dass bei dem heutigen Facharbeitermangel alle Türen bis zur Meisterprüfung und eigenen Betrieb offen stehen.

Wo bzw. wie verbringen Sie am liebsten den Feierabend?
Mit Freunden im Biergarten und einer schönen Brotzeit mit Land-Rauchbier.

Was gefällt Ihnen an Ihrem derzeitigen Lebensabschnitt?
Ohne Betriebstermine leben, die weiteren kann ich mir weitgehend selbst verordnen. Wobei es ohne ein "bisschen" Arbeiten bei mir nicht geht. Leider power ich mich immer selbst voll, aber ich fühle mich in meinem jetzigen Leben recht wohl.

Welche Entscheidung haben Sie nie bereut?
Gegen meinem ersten Berufswunsch Funk-elektroniker, mit leichtem Druck meines Vaters Parkettleger zu werden.

Was würden Sie gerne nachholen?
Alte Freundschaften nicht verloren gehen lassen, die durch meine langjährigen Ehrenämter einfach unter gingen - und diese jetzt - je nach Möglichkeiten-- wieder aufzunehmen.

Heinz Brehm, Parkettlegermeister seit 1968 mit eigenem Betrieb in Bamberg, Sachverständiger seit 1991, 22 Jahre lang Vorstandsmitglied des damaligen ZVPF und dort als Bundeslehrlingswart aktiv, viele Jahre engagiert in der Innung Mittel- und Oberfranken, u. a. als Obermeister, hat wie kaum ein anderer die Aus- und Fortbildung im Parkettlegerhandwerk geprägt. Der heute 78-Jährige führte die bundesweiten Lehrlingswart- und Berufsschullehrer-Tagungen ein, rief den europäischen Wettbewerb der Parkettleger ins Leben und initiierte die Fachbücher für die Parkettleger und Bodenleger. Für seine unermüdliche Arbeit um den Berufsstand und die Ausbildung wurde er vielfach gewürdigt, unter anderem mit der Silbernen und der Goldenen Ehrennadel des ZVPF, dem Baumann-Fröhlich-Preis, der Ehrenmitgliedschaft der tschechischen und polnischen Parkettverbände und nicht zuletzt dem Bundesverdienstkreuz sowie dem Parkett Star 2018 für sein Lebenswerk.
aus Parkett Magazin 05/20 (Wirtschaft)