Der Downpass und das Tierwohl

Null Toleranz

Mainz. Seit vier Jahren gibt es für Bettwaren das Gütesiegel Downpass. Es garantiert, dass Daunen und Federn ethisch korrekt gewonnen wurden und aus streng kontrollierten sowie rückverfolgbaren Lieferketten stammen.Haustex fragte Downpass-Geschäftsführerin Dr. Juliane Hedderich, ob sich das Label bewährt hat und wie sie zur jüngsten Bewertung der Stiftung Warentest steht.

Der Downpass-Standard hat in seiner kurzen Geschichte bereits viel erreicht", betont Dr. Juliane Hedderich. "Er ist der im Bettwarenmarkt vorherrschende Null-Toleranz-Standard", sagt die Geschäftsführerin des Verbandes der Deutschen Daunen- und Federnindustrie (VDFI). Am 1. Januar 2017 in Kraft getreten, schließt der Downpass jegliche Waren vom lebenden Tier (Lebendrupf und Mauserrauf) und aus der Stopfleberproduktion aus. Er kontrolliert die Aufzucht der Tiere und bietet seit 2019 zusätzlich die Möglichkeit, sich mit speziellen Gänseaudits für reine Elterntierfarmen gegen potentiellen Lebendrupf zu schützen.

"Der Downpass vereint als einziger Standard Tierschutzaufgaben mit der Qualitätssicherung von Bettwaren für den Verbraucher und verhindert so minderwertige Produkte", unterstreicht Hedderich. Inzwischen seien rund 4,7 Mio. Bettwaren und rund 3 Mio. Outdoor- und Fashionprodukte international auf dem Markt, die Tierschutzanforderungen und den Qualitätsvorgaben der beiden höchsten Klassen der EN 12934 genügen.

"Grundsätzlich entwickeln wir den Standard im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses beständig weiter und holen dafür die Expertise aller Fach- und Verkehrskreise ein", erklärt Hedderich weiter. Dazu gehört beispielsweise auch der Austausch mit diversen Tierschutzorganisationen, Agrarwissenschaftlern und Veterinären. "2021 werden wir diese Ergebnisse zusammenfassen und die neue Version des Standards für die Veröffentlichung vorbereiten."

Nachdem beim Downpass in den ersten Jahren vornehmlich die Auditierungsaufträge von Produzenten und Farmern bearbeitet wurden, erreichen den dahinter stehenden Verband in der jüngsten Vergangenheit auch Anfragen aus dem Handel, der für seine Kollektionen eine direkte Auditierung anstrebt. "Diese Entwicklung werden wir beobachten und gegebenenfalls an speziellen Handelslösungen arbeiten", so Hedderich.

Unverständnis über
Stiftung Warentest

Kritik übt die Geschäftsführerin am jüngsten Deckentest der Stiftung Warentest. Die hatte die Anbieter der zehn von ihr in den Fokus gerückten Daunendecken aufgefordert, die Herkunft der verwendeten Daunen zu belegen. "Fast kein Anbieter lieferte rundum hinreichende Belege für sein Engagement für angemessenes Tierwohl", kritisiert die StiWa und riet: "Wer sicher gehen will, dass kein Tier für seine Decke leiden musste, kauft eine Synthetikdecke."

"Synthetikprodukte verbessern weder den Tierschutz, noch verhindern sie die Schlachtung von Gänsen und Enten", hält Hedderich dem entgegen. Aus ihrer Sicht ist es nicht nachvollziehbar, mit Synthetik gefüllte Bettwaren gegenüber Daunen- und Federnprodukten vorzuziehen. "Daunen und Federn sind ein Nebenprodukt der Geflügelfleischerzeugung und entstehen aufgrund der menschlichen Ernährungsgewohnheiten. Sie fallen in diesem Prozess ohnehin an und müssen nicht, wie es für Erdölderivate der Fall ist, separat produziert werden", so Hedderich. Fossile Rohstoffe wie Öl hingegen seien endlich. "Ihren Einsatz als Ersatz für natürliche Ressourcen, die zudem noch über bessere Produkteigenschaften verfügen, ihren Energiebedarf im Herstellungsprozess und insbesondere ihre Entsorgung bewerten wir im Vergleich zu Daunen und Federn als sehr kritisch."

Hinzu komme, dass man in Sachen Tierschutz nur dann etwas bewegen könne, wenn man als Industrie in die Prozesse der Geflügelwirtschaft involviert bleibe. "Über Jahre hinweg haben wir das durch kontinuierliche Arbeit und Kommunikation erreicht", so Hedderich, "und dieser Verantwortung werden wir weiterhin gerecht werden."

Bei den Produkten, die die Stiftung Warentest für ihren jüngsten Test ausgewählt hatte, verfügten sechs über ein gültiges Downpass-Audit, vier waren mit dem RDS-Siegel gelabelt. Bei den Herstellern, die alle vollständige Belege bis zurück zur Farm direkt liefern konnten, handelt es sich ausschließlich um Downpass-auditierte Unternehmen, so Hedderich, die über exklusive Lieferketten verfügen. Das bedeutet, dass die in dieser Lieferkette enthaltenen Partner dem jeweiligen Produzenten namentlich bekannt sind und von keinem anderen Unternehmen genutzt werden.

"Bei den anderen drei Downpass-Unternehmen handelt es sich um Hersteller, die ihre Ware gemeinsam mit anderen Betrieben von auditierten Downpass-Partnern beziehen oder deren Geschäftspartner einer Offenlegung der persönlichen Daten widersprochen haben", erklärt Hedderich. Anhand der in die Produkte eingenähten eindeutigen Prüfziffern könne jedoch über die unabhängigen akkreditierten Auditorganisationen, die für den Downpass-Standard prüfen, jeder Bestandteil in der Lieferkette rückverfolgt werden.

Genau dies habe man, unter Hinzuziehung einer Anwaltskanzlei sowie der zuständigen, akkreditierten Auditorganisationen, der StiWa vorgeschlagen. "Warum die Stiftung Warentest auf unseren Vorschlag nicht eingegangen ist, entzieht sich unserer Kenntnis", beklagt Hedderich. "Fakt ist, dass zu einem solch frühen Zeitpunkt (Anfang September) und mit weitem Abstand zur Veröffentlichung im November-Heft alle Informationen rechtzeitig vorgelegen hätten."

Denn der Downpass-Standard ist, wie andere Label auch, kein Offenlegungsstandard, wo alle Stationen innerhalb der Lieferkette namentlich untereinander stets bekannt sind. Das hat nicht zuletzt datenschutzrechtliche Gründe. Der Bettwarenproduzent erhält jedoch von der ihn prüfenden Auditorganisation die Mitteilung, dass dieser alle Auditbelege seiner Stationen in der Lieferkette vorliegen. "Insofern ist der Hersteller nicht immer der zuständige Ansprechpartner für alle Belege entlang einer Lieferkette", so Hedderich.

Der Endkunde jedoch, an den die Warentester ihre Artikel adressieren, hat mit dem Downpass-Siegel am Produkt die Gewähr, dass die betreffenden Bettwaren weder Material aus Lebendrupf noch aus der Stopfleberproduktion enthalten. Auch ohne Test-Urteil aus Berlin.


Dr. Juliane Hedderich, Downpass/VDFI: "Der Downpass vereint als einziger Standard Tierschutzaufgaben mit der Qualitätssicherung von Bettwaren."
aus Haustex 12/20 (Wirtschaft)