Gebr. Elmer & Zweifel GmbH & Co. KG

Bettwäsche von Cotonea: "Wir bieten mehr als einfach nur Bio"


Bempflingen. Seit über 160 Jahren produziert der Textilhersteller Elmer & Zweifel Stoffe und Haustextilien aus Baumwolle, unter anderem die hochwertige Bettwäsche der Marke Cotonea. Heute ist das Familienunternehmen beinahe ausschließlich im Bio-Segment tätig, setzt auf Umweltschutz und Sozialverträglichkeit, belegt durch eine konsequent fair zertifizierte Herstellungskette. Im Haustex-Interview erklärt Geschäftsführer Roland Stelzer, wie die nachhaltige Arbeit des Baden-Württembergischen Unternehmens funktioniert.

Haustex: Nachhaltigkeit ist seit
vielen Jahren ein wesentlicher Teil
Ihrer Unternehmenskultur. Für
welches Konzept steht Elmer &
Zweifel heute?

Stelzer: Nachhaltigkeit beschränkt sich bei uns nicht auf eine Produktlinie. Wir haben ein ganzheitliches Konzept entwickelt, das aus drei Säulen besteht: "Bio", und zwar vom Rohstoff bis zur Fertigung, "Fair" und "Qualität". Im Gegensatz zu vielen Herstellern, die in Asien produzieren lassen, sind wir der Ansicht, dass ein langlebiges Produkt per se nachhaltiger ist als ein ähnlich hergestelltes kurzlebiges Produkt. Und natürlich müssen wir nachhaltig wirtschaften, damit am Ende des Tages auch etwas herauskommt.

Haustex: Sie sagen, Nachhaltigkeit
beginnt für Sie beim Rohstoff. Woher
stammt die Baumwolle für die
Cotonea Bio-Produkte?

Stelzer: Aus Uganda und Kirgistan. Die Anbauprojekte sind jedoch leicht unterschiedlich. In Kirgistan gab es zunächst eine Unterstützung der Regierung. Mittlerweile sind die Bauern aber in einer Kooperative selbstständig organisiert. Während wir hier also mit den Bauern direkt kommunizieren, läuft die Organisation in Uganda über eine Dachgesellschaft, die die Farmer betreut. Dort gibt es ein Schulungskonzept, wo Trainer in jedem Dorf einzelne "Lead Farmer" ausbilden. Diese geben ihr Wissen an die anderen Dorfbewohner weiter. So wurden bis heute schon über 60.000 Farmer geschult. Auch wenn das harte Entwicklungsarbeit erfordert, finden wir das Projekt toll und unterstützen die Farmer gern auch über das Thema Baumwolle hinaus.

Haustex: Wie stellen Sie sicher, dass
die Herstellung Ihrer Produkte
nachhaltig ist?

Stelzer: Nachdem wir die Baumwolle direkt bei den Farmern gekauft haben, geben wir sie praktisch nicht mehr aus der Hand. Auch wenn die meisten Arbeitsschritte nicht bei uns, sondern in Partnerunternehmen passieren, wird unsere Baumwolle nur so verarbeitet, wie wir wollen. Dafür geben wir überall die Spezifikationen vor bis hin zu Maschineneinstellungen. Für uns wird an über 30 Fertigungsstätten nach höchsten Bio- und Fair Trade-Standards gearbeitet.

Haustex: Welche Kriterien stehen
im Produktionsprozess im
Vordergrund?

Stelzer: Die erste Priorität ist die Langlebigkeit, die in der Regel ja mit guten technischen Eigenschaften eines Produktes einhergeht wie Komfort und Haptik. Dazu kommt der Energie- bzw. der Umweltverbrauch. In unserer Fertigung haben wir eine eigene Wasserkrafterzeugung und Solaranlagen. Damit erzeugen wir mehr regenerativen Strom als wir in der Weberei und in der Konfektion - den beiden Schritten, die wir als Unternehmen selber machen - verbrauchen. Auch der Energieverbrauch, den wir in der Schlichterei als Prozesswärme einsetzen müssen, ist darüber gedeckt. Schließlich kümmern wir uns um das Thema Abfall, indem wir versuchen, ihn möglichst zu vermeiden oder sinnvoll wiederzuverwerten.

Haustex: Es gibt zahlreiche Güte-
siegel, mit denen Textilhersteller die
Nachhaltigkeit ihrer Produkte
belegen.

Stelzer: Ja, und einige davon sind nicht viel mehr als PR. Die Cotonea-Produkte sind fast alle nach IVN Best zertifiziert. Das ist aktuell der strengste und sicherste Standard weltweit, mit Kriterien für jede Fertigungsstufe, vom Anbau über das Spinnen, Weben und Veredeln bis hin zum Konfektionieren. Zudem gibt der IVN Best einerseits erlaubte Substanzen für die Verarbeitung vor, die akkreditiert werden müssen und dazu noch strenge Grenzwerte für Rückstände im Produkt. Das ist meiner Meinung nach eine sehr gute und sichere Vorgehensweise.

Haustex: Wie sieht es bei
Elmer & Zweifel mit der Sozial-
verträglichkeit der Produktion aus?

Stelzer: Meiner Meinung nach wird beim Thema Sozialverträglichkeit viel Kundentäuschung betrieben. Tragen Produkte ein Fair-Trade-Logo, heißt das oft, dass der Rohstoff Fair Trade ist und mehr nicht. Wir wollten aber mehr. Deshalb ist unser Unternehmen Fair-For-Life-zertifiziert. Das Siegel der Organisation Ecocert stellt hohe Anforderungen und ist extrem transparent. Aber wir schaffen es immerhin Jahr für Jahr zur höchsten Wertung des Standards.

Haustex: Was heißt das genau?

Stelzer: Auf der Ebene der Bauern denkt jeder, Fair Trade bedeutet faire Löhne. Das hat damit aber nichts zu tun. Die Bauern sind in der Regel selbstständig, haben Felder und bauen etwas an. Was sie verdienen, hängt an drei Faktoren: dem Preis, der Größe ihres Feldes und dem Ertrag pro Flächeneinheit. Was wir sowohl in Uganda als auch in Kirgistan mit Erfolg machen, ist, die Farmer so zu schulen, dass sich ihr Flächenertrag - und damit ihr Lebensstandard - erhöht. In Uganda unterstützen wir zudem die Gründung von VSLAs (Village Savings and Loans Assiciations). Konkret heißt, das, dass wir dörflichen Gemeinschaften die Fair Trade-Prämie zur Selbstverwaltung zur Verfügung stellen. Das stärkt die Finanzmöglichkeiten, die Zusammenarbeit und die Verbreitung von Knowhow. Und selbstverständlich zahlt Cotonea den Marktpreis plus hoher Bioprämie oder, falls höher, den Mindestpreis des Fairtrade-Systems.

Haustex: Und in Europa?

Stelzer: Hier ist das Thema Sozialverträglichkeit komplexer. Wie arbeiten ja mit vielen Betrieben zusammen, die wir allerdings sehr genau aussuchen. Uns ist natürlich wichtig, dass die Arbeitsschritte so gemacht werden, wie wir wollen, aber genauso, dass die Arbeitsbedingungen stimmen. Das braucht eine glasklare Kommunikation und viel Vertrauen. Für uns hat die sorgfältige Auswahl unserer Partner zu jahrelangen guten Beziehungen geführt und - gerade in schwierigen Zeiten, wie wir sie derzeit erleben - zu gegenseitigem Verständnis und Unterstützung. Darüber hinaus bedeutet Sozialverträglichkeit für uns aber nicht nur eine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und Lieferanten, sondern auch den Kunden, Händlern und der Gesellschaft im Allgemeinen.

Haustex: Warum sollte ein Kunde
sich Ihrer Meinung nach für ein
Cotonea-Produkt entscheiden?

Stelzer: Die Gründe, warum Kunden bei uns kaufen, sind ganz unterschiedlich. Grundsätzlich gilt natürlich: Das Design muss stimmen. Niemand kauft etwas, das ihm nicht gefällt. Darüber hinaus spielen heute Aspekte wie Gesundheit und Komfort eine große Rolle bei der Kaufentscheidung. Dazu kommt ein wachsendes Verantwortungsgefühl gegenüber den Mitmenschen und der Umwelt. Viele unserer Kunden wollen Produkte kaufen, die keine Belastung für die Umwelt darstellen, Gentechnik ausschließen oder sie finden unsere Entwicklungsarbeit gut. Sie haben das Gefühl, so mit dem eigenen Konsum auch einen Beitrag zu leisten. Das Bewusstsein ist da. Für uns ergibt sich daraus die Herausforderung, mehr zu bieten als einfach nur Bio.
aus Haustex 12/20 (Wirtschaft)