Küberit: Sanierungsunterlagen neu im Sortiment

Eigenen Standard in puncto Umwelt und Natur definiert


Bereits Anfang 2020 kommunizierte Küberit, recyceltes Sekundär-Aluminium für Bodenprofile zugunsten eines besseren ökologischen Fußabdrucks einzusetzen. Beim Besuch am Standort in Lüdenscheid zeigte sich schnell, dass die Profilexperten an zahlreichen Stellschrauben drehen, um die Umwelt und Natur so wenig wie möglich zu belasten. Einen Einblick gewährten Geschäftsführer Udo Ulbrich, Betriebsleiter Olaf Holtschmidt und Küberit-Neuzugang Hilmar Kusmierz, der seit Mai 2020 die strategische Entwicklung des Neukundengeschäfts übernommen hat.

FussbodenTechnik: Warum setzt Küberit auf Bodenbelagsprofile aus Sekundär-Aluminium, sprich recyceltes Aluminium?

Olaf Holtschmidt: Wir haben uns dazu entschlossen, weil wir uns unserer Verantwortung gegenüber unseren Kunden und gegenüber der Umwelt bewusst sind. Die Maßnahmen für nachhaltiges, ressourcenschonendes Wirtschaften sind so umfangreich und vielfältig, dass wir sie unter der Bezeichnung "eco pro3" zusammengefasst haben. Unsere Arbeit ist nicht auf den Rohstoff Aluminium begrenzt, sondern wir streben mit vielen kleinen Entscheidungen und Maßnahmen an, immer klimafreundlicher zu fertigen und die Umwelt zu entlasten und zu schonen.

FT: Vor welchen Herausforderungen standen Sie beim Verarbeiten von recyceltem Aluminium?

Udo Ulbrich: Für uns steht die Transparenz im Vordergrund. Wir wollen die Wege des Rohstoffs nachvollziehbar und -verfolgbar halten. Dafür setzen wir auf strenge Qualitätsrichtlinien, engmaschige Kontrollen und Zertifizierungen. Um mal ein Beispiel zu nennen: Wir arbeiten ausschließlich mit Press- und Eloxalwerken innerhalb der europäischen Zollunion zusammen. Wir möchten unbedingt vermeiden, dass der Rohstoff Aluminium über weite Seewege transportiert wird und kaum noch jemand nachvollziehen kann, welche Arbeitsbedingungen oder ob eine umweltbelastende Bearbeitung eine Rolle gespielt haben. In den Presswerken setzen wir zum größten Teil Hydrobolzen aus Norwegen als Vormaterial ein. Ihre Herstellung mit Strom aus Wasserkraft verbessert unsere CO2-Bilanz enorm.

Holtschmidt: Im Werk Lüdenscheid arbeiten wir mit festen Entsorgern zusammen, die Aluminiumspäne und Stanzabfälle aufkaufen und in mehreren Schritten dem Aluminium-Schmelzwerk wieder zuführen. Auf diese Weise können wir unseren Matrialkreislauf eindeutig nachvollziehen und gleichzeitig die Ökobilanz verbessern.

Ulbrich: Für uns ist Nachhaltigkeit kein Marketingthema, sondern ein Prozess, der sich über die Jahre entwickelt hat. Es geht genauso um Wasser- und Luftqualität, das Entsorgen von Ölen sowie das Vermeiden von Verpackungsmaterial. Ganz aktuell haben wir unser Werk in Lüdenscheid komplett auf Ökostrom umgestellt. Im Vergleich zu anderen Marktteilnehmern gibt es bei uns eine besonders ausgeprägte Fertigungstiefe, viele kleine Schritte haben wir selbst in der Hand und können sie beeinflussen.

FT: Wie muss man sich die große Fertigungstiefe bei Küberit vorstellen?

Holtschmidt: Im Prinzip haben wir bei Küberit kein Produkt, das als Fertigprodukt oder verlegereif für den Verbraucher bei uns angeliefert wird. Das Rohmaterial für die Aluminiumprofile kommt stranggepresst zu uns ins Hauptwerk nach Lüdenscheid und der eigentliche Bearbeitungsprozess findet dort statt. Die Veredelung erfolgt im näheren Umkreis. Küberit zeichnet sich dadurch aus, dass wir sämtliche Anarbeitungen in unserem Werk machen können, da wir über einen umfangreichen Werkzeugbau verfügen.

Ulbrich: An der Stelle ist es wichtig zu wissen, dass das stranggepresste Aluminium in der Form bei uns angeliefert wird, wie es die Produktidee von Olaf Holtschmidt in der Konstruktion vorgibt. Die Idee stammt von uns, genau wie die Werkzeuge zum Pressen. Wir geben nur einen Teil des Fertigungsprozesses, den wir durch Qualitätsspezifikationen kontrollieren können, nach draußen und erhalten das Ausgangsmaterial gepresst und in verschiedenen Längen zurück und dann geht die Fertigung bei uns weiter.

Hilmar Kusmierz: Wenn man die Zubehörbranche der Profile und Leisten für Bodenbeläge verfolgt, fällt auf, dass es bei Küberit keine Handelsprodukte gibt, sondern grundsätzlich eigene Produkte. In der Regel existieren dazu auch Schutzrechte. Als Küberit-Neuzugang habe ich es erlebt, dass Olaf Holtschmidt mit großer Leidenschaft die Neu- und Weiterentwicklung von Bodenbelagsprofilen lebt. Wenn er eine Produktidee hat, wird sie auch umgesetzt.

FT: Es ist ja bekannt, dass Küberit eine große Vielfalt an Bodenbelagsprofilen führt. Wie setzen Sie eine neue Produktidee um?

Holtschmidt: Man kann fast sagen, wir sind ständig damit beschäftigt, für Kunden, Verleger und Endverbraucher Lösungen zu entwickeln. Wir verfügen über moderne CAD-Systeme und können Prototypen aus Kunststoff in 3D fertigen. Wir können sogar Muster aus Aluminium fertigen, die 1:1 den Profilen entsprechen. Diese stellen wir den Kunden gerne und auch kurzfristig zur Verfügung.

FT: Diese Flexibilität beschreiben Sie auf der Küberit-Webseite als Manufaktur.

Holtschmidt: Das ist das passende Schlagwort dazu. Wir gucken genauer hin, welche Bedürfnisse der Handwerker und der Planer haben. Bei uns finden Kunden Standardprodukte in 5 m Länge, Messingprofile, polierte Oberflächen, auf Maß geschnittene Produkte und vieles mehr. Damit heben wir uns als Manufaktur auf jeden Fall ab.

Kusmierz: Als jemand, der den Vergleich hat, kann ich bestätigen, dass die Produktbreite und -tiefe bei Küberit total beeindruckend ist. Ob bestimmte Rundungen oder Profil-Spezialanfertigungen für Kofferlaufbänder an Flughäfen - es gibt in der Metallbearbeitung quasi unbegrenzte Möglichkeiten.

Holtschmidt: Wir verfügen über einen großen Maschinenpark mit einem ausgeprägten Werkzeugbau und haben unmittelbare Kontakte in den Maschinenbau. Wir nutzen die CNC-Bearbeitung und fertigen Profile bis zu einer Länge von 6,50 m. Aus Einzel-Lösungen, die wir für andere Branchen fertigen, lassen sich immer wieder neue Ideen für die Bodenverlegung ableiten. In der länger zurückliegenden Vergangenheit haben wir vornehmlich mit Parkett- und Laminatherstellern zusammengearbeitet, dabei gaben uns große Auftragsumfänge Sicherheit. Heute agieren wir viel stärker als Dienstleister und schätzen genauso kleine Kunden und deren Aufträge.

FT: Herr Kusmierz, Sie verfügen über 30 Jahre Vertriebserfahrung. Wo können Sie im Neukundengeschäft dem Marktführer für Belagsaluminiumprofile weiterhelfen?

Kusmierz: Der Markt für Boden-Profile ist recht übersichtlich. Es bieten sich aber immer noch genügend Möglichkeiten. Wir haben den Markt analysiert und sind sicher, dass es ein großes Potenzial gibt. Eine solche Herausforderung ist für mich eine zusätzliche Motivation, meine persönlichen Kontakte bei Händlern zu nutzen. Ich schätze es sehr, in einem motivierten Team zu arbeiten, wo man sich austauscht und wo Transparenz gelebt wird. Nur so kommt man weiter und erreicht neue vertriebliche Ziele.

FT: Können dazu auch zusätzliche Sortimente einen Beitrag leisten?

Ulbrich: Ja, wir werden bei Küberit ab Oktober 2020 Sanierungsunterlagen ins Sortiment aufnehmen und haben dafür eine zusätzliche Position bei Küberit geschaffen. Diese Unterlagen machen beispielsweise aus alten keramischen Fliesen oder brüchigen Estrichen einen verlegefertigen Untergrund, ohne dass Fugen in einem LVT-Belag durch den Telegrafie-Effekt irgendwann durchscheinen. Je dünner die Beläge werden, desto wichtiger ist eine mangelfreie Schicht darunter. Die Sanierungsunterlagen heißen Estillon Floorfix. Es gibt sie wahlweise mit und ohne Trittschallkaschierung. Wir werden unsere Kunden auch auf dieses Thema ansprechen und erzielen damit bereits erste Erfolge.

FT: Küberit wird 2021 nicht wie gewohnt auf den Leitmessen Domotex und BAU ausstellen. Wie erreichen Sie dennoch Ihre Kunden, zumal Sie bereits Profil-Neuheiten in der Pipeline haben?

Ulbrich: Es tut uns unglaublich leid, dass wir auf den Messen nicht wie gewohnt ausstellen können - das ist meine persönliche Botschaft an unsere Kunden. Die Corona-Pandemie hat uns bei den Messeplanungen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Einer der Gründe, die auf der Hand liegen, ist, dass wir Kosten auflaufen lassen, weit bevor wir von behördlicher oder organisatorischer Seite die finale Entscheidung erfahren, ob die Messen durchgeführt werden. Ein anderer Grund ist das Gesundheitsrisiko für unsere Mitarbeiter, Kunden und Interessenten, um das wir uns sorgen und das wir im Moment nicht ausreichend abschätzen können.

Ich möchte unsere Kunden gerne auf andere Art und Weise treffen. Wir werden uns von diesen äußeren Umständen nicht ausbremsen lassen. Der Handwerker hat ja dennoch das Bedürfnis, unsere Neuheiten kennenzulernen und sich Anregungen für das Meistern kniffeliger Aufgaben zu holen. Wir werden Wege finden, wie wir uns treffen können. Präsenzmessen sind im kommenden Jahr aus meiner Sicht das falsche Format.

FT: Denken Sie dabei auch an digitale Formate, die in den vergangenen Monaten boomen? Sie haben ja bereits Erklärvideos für Ihre Produkte neu aufgelegt.

Holtschmidt: Unsere Branche ist sicherlich auch vom Fachkräftemangel geprägt und es gibt durchaus auch Anfragen von Hausmeisterdiensten, die zum ersten Mal ein Bodenprofil montieren möchten. Wir setzen hier stärker auf webbasierte Erklärvideos, die leicht verständlich Tipps und Tricks für die Verlegung von Bodenbelagsprofilen und Sockelleisten vermitteln. Manchmal geht es um ganz banale Dinge, z. B. wie man Aluminiumprofile zusägt. Solche Anfragen verteilen wir im Unternehmen und geben so Sicherheit. Unsere Erklärvideos werden besonders auf unserem Heimatmarkt in den Sozialen Medien nachgefragt (zu finden unter www.kueberit.com/de/service/videos).
Manchmal geht es um die richtige Produktauswahl. Küberit ist besonders stark in der Bemusterung. Wenn uns ein Kunde heute nach einem Profil für seinen Bodenbelag fragt, schicken wir noch am gleichen Tag ein Muster raus. Mit Hilfe des Digitaldrucks können wir außerdem Profile in der Optik des Belags fertigen.

FT: Eine Frage zum Ausblick in die Zukunft. Wo wollen Sie mit Küberit in fünf Jahren stehen?

Ulbrich: Wir sind und bleiben Profilhersteller und -lieferant und wollen das so gut wie möglich machen. Wir werden in fünf Jahren den doppelten Umsatz erzielen und nur lächelnde Gesichter bei den Kunden und Mitarbeitern sehen. Ich möchte, dass wir stets lieferfähig sind und wir wollen das Sortiment noch breiter aufstellen als bisher. Küberit soll die starke Marke sein, die wir in der Wahrnehmung bei den Branchenteilnehmern sind. Ich möchte nicht, dass sich irgendjemand über einen anderen Lieferanten Gedanken machen muss. Wir möchten die Kunden weiterhin in hohem Maße zufrieden stellen.

Holtschmidt: Ich sehe uns weniger als Marktführer, sondern eher als Vorreiter der Branche. Ich denke, dass wir das auch in vielen Jahren noch sein werden. Wir haben den Kopf voller Ideen und wir sind motiviert, genauso erfolgreich weiter zu arbeiten.


Udo Ulbrich
zur Person
Udo Ulbrich (54) ist 2014 als Geschäftsführer von Küberit bestellt worden. Der studierte Diplom-Kaufmann hatte in der Baubranche Führungspositionen in verschiedenen Bereichen inne: Er importierte Edelstahl-Geländer aus China, führte ein Ingenieurbüro mit 120 Mitarbeitern, leitete ein Softwareunternehmen und ließ Knauf-Gipsfaserplatten beschichten. Über eine Beratungstätigkeit kam er zu Küberit nach Lüdenscheid und ist auch heute noch von der Produktvielfalt des Bodenprofilherstellers überwältigt.

Hilmar Kusmierz
zur Person
Hilmar Kusmierz (57) hat am 1. Mai 2020 als Business Development Manager Sales die strategische Entwicklung des Neugeschäfts bei Küberit übernommen. Kusmierz ist Groß- und Außenhandelskaufmann und hat nebenbei sein Diplom in Betriebswirtschaft gemacht: Er verfügt über mehr als 20 Jahre Führungs- und Markterfahrung in der Bauchemie, zehn Jahre verantwortliche Tätigkeit im Fachhandel, war ein Jahr Vertriebsverantwortlicher für Zentraleuropa bei RAK Ceramics und zuletzt als Verkaufsleiter National bei Proline tätig.

Olaf Holtschmidt
zur Person
Olaf Holtschmidt (53) ist Betriebsleiter im Werk Lüdenscheid und Prokurist von Küberit. Er feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Firmenjubiläum. Der gelernte Maschinenbautechniker und Maschinenbauer verantwortet im Werk die Produktion, die Entwicklung und alles, was mit der Küberit-Belegschaft zu tun hat. Wenn es um neue Ideen für Bodenprofile geht, setzt Holtschmidt gerne seine Erfahrung ein und entwickelt erste Produktmuster.
Eigenen Standard in puncto Umwelt und Natur definiert
Foto/Grafik: Küberit
Das 2010 in Betrieb genommene Hochregallager ist das "Herzstück von Küberit", wie Betriebsleiter Olaf Holtschmidt sagt. Hier lagern 5,6 Mio. m Profile, die insgesamt einen Wert von rund 5,3 Mio. EUR haben. Die Auslastung schwankt zwischen 60 und 65 %.
aus FussbodenTechnik 06/20 (Wirtschaft)