4. Lausitzer Oberflächentage

Das Handwerk traf sich in der Oberlausitz

Interessante Fachvorträge, Vorführungen und Workshops, eine Oldtimer-Ausfahrt in die Sächsische Schweiz und ein Ausflug zum Barockschloss Rammenau - so lassen sich die 4. Lausitzer Oberflächentage beim FG Maschinenwerk in Bischofswerda zusammenfassen. 120 Teilnehmer aus Handwerk und Industrie trafen sich zum fachlichen Austausch.

Handwerker aus allen Teilen der Republik und knapp zwanzig unterstützende Unternehmen und Verbände zog es im warmen Spätsommer in die sächsische Westlausitz. Unter den rund 120 Teilnehmern war das Bedürfnis zu spüren, sich nach einer Phase von Lockdown und Abstand wieder branchenintern treffen und fachlich austauschen zu können. Gastgeber war Friedrich Kirchner, seit Frühjahr 2020 Alleininhaber des FG Maschinenwerks, die Organisation lag weitgehend in Händen von FG-Vertriebsleiter Andreas Colléte.

In den geräumigen zwei Etagen oberhalb der Maschinenhallen zeigten verschiedene Anbieter und Hersteller in der sogenannten FG Academy ihre Produkte und boten teilweise die Gelegenheit zum Ausprobieren der Werkstoffe. Parkett, Unterlagen, Untergrundbearbeitung, Klebstoffe, Oberflächentechnik, Beschichtung und die für all diese Aufgaben notwendigen Maschinen standen in Workshops bereit.
Zentrales Vormittagsprogramm waren Vorträge zu unterschiedlichen Handwerksthemen. Parkett Magazin gibt einen kurzen Abriss zum Inhalt der Referate und wird das ein oder andere Thema noch einmal ausführlicher aufgreifen.

Datenverkehr und Datenschutz

Wie gefährdet ist ein Handwerksbetrieb? Mit dieser Frage wies die Juristin Marion Kenklies nicht zum ersten Mal auf die Umsetzung der gesetzlich geforderten Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in Unternehmen hin. Die Gefahr ist real und finanziell: Abmahnvereine lauern, Bußgelder drohen. Weil in der DSGVO viele Fallstricke verankert sind, die ein Handwerksbetrieb auf den ersten Blick häufig nicht wahrnimmt, hilft oft nur fachlicher Rat. Denn Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, und wenn jemand beispielsweise seine Kundenkartei an ein anderes Unternehmen verkauft, verhält er sich nach Marion Kenklies unmissverständlicher Ausdrucksweise "selten blöd".

Ein anderes Thema, das ebenfalls DSGVO-konform sein muss, stellte Dirk Stefen vor. Der Gründer von Craftnote hat eine App für Handwerker entwickelt, die fast alle betrieblichen Aufgaben und Prozesse digital erfasst und dokumentiert. Jegliche Kommunikation und Organisation ist in diesem Tool vereint. Vom Büro aus kann man so Zettelwirtschaft reduzieren, Abläufe bleiben transparent und Projekte lassen sich schnell abwickeln. Auf der Baustelle hat der Handwerker alle für ihn notwendigen Informationen und kann gegenüber dem Kunden professionell auftreten. Laut Stefen arbeiten schon 35.000 Handwerker in Deutschland mit Craftnote.

Wer seine Geschäftskorrespondenz via WhatsApp abwickelt, ist hinsichtlich Datenschutz in den Allerwertesten gekniffen. Selbst das sogenannte WhatsApp Business, eine kostenlose Version für Kleinunternehmen mit Server im irischen Dublin, entspricht nicht vollständig der DSGVO. Das erklärte Michael Elbs, gelernter Schreinermeister und heute Unternehmensberater. Unter drei Voraussetzungen ließe sich WhatsApp Business dennoch nutzen: Wenn mit eine Zusatz-App verhindert wird, dass andere als geschäftliche Kontakte eingebunden werden. Wenn man WhatsApp Business nicht auf dem Handy, sondern im Büro auf dem Rechner und über WhatsBoxy bedient. Und wenn die Dokumentation gemäß Art. 30 DSGVO ordnungsgemäß abläuft. Eine 100 % datenschutzgerechte WhatsApp Variante gibt es auch, sie heißt Solution AP. Deren Server stehen in Nürnberg und London. Mit 500 EUR-Monatsgebühr plus Traffic-Kosten richtet sich dieses Angebot aber eher an größere Unternehmen.

Oberflächen behandeln

Die Workshops der Firma Woca standen im Zeichen der Renovierung von Bestandsböden und demonstrierten unter anderem die ölbasierte Farbgebung einer helleren, weißen Oberfläche. Darüber hinaus zeigte der dänische Hersteller seine neuen, wasserbasierten Lack-Grundierungen sowie den sehr robusten und einfach zu verarbeitenden Master Invisible 2K. Dieser Lack wurde auf einer Demo-Fläche pur aufgetragen und an anderer Stelle farblich alternativ mit dem Additiv Master invisible white präsentiert.

Um den Unterschied zwischen Imprägnierung und Beschichtung eines Holzbodens ging es bei Dr. David Reindl. Der Laborleiter von Dr. Schutz hat dazu einen griffigen Merksatz: Alles, was ins Holz hinein geht, ist eine Imprägnierung - alles, was auf dem Holz liegen bleibt, ist eine Beschichtung. Im ersten Fall werden typischerweise Öle, Silane und Isocyanate eingesetzt, im zweiten Fall sind es größere Moleküle, beispielsweise ein Dispersionslack mit fein im Wasser verteilten Kunststoffpartikeln. Hier zieht das Wasser in das Holz ein und verdunstet, der Lack bleibt oben auf. Die Grenzen zwischen den Arten von Oberflächenschutz verschwimmen aber mit dem Begriff Imprägnierbeschichtung. Hierunter fallen lösemittelbasierte Lacksysteme und das sogenannte Hartöl oder Hartwachsöl, das spätestens nach zweimaligem Auftrag schichtbildend wirkt. Missverständlich kann in diesem Zusammenhang die Wahl eines Reinigungsmittels ausfallen. Das muss auf den Oberflächenschutz abgestimmt sein und sollte sich immer an der Pflegeanweisung des Herstellers orientieren.

"UV-Öle sind im Prinzip Lacke", ist dazu eine klare Aussage des Sachverständigen und Parkettrestaurators Dieter Humm. Kann man derart industriell beschichte, strukturierte und extrem matte Parkettoberflächen im Schadensfall partiell reparieren? "Ja", sagt Dieter Humm, man benötige dazu aber ein gewisses Fingerspitzengefühl und anschließend ein UV-Härtungsgerät. Die gefühlvolle Vorgehensweise bezieht sich auf das manuelle Ausbürsten der Schadstelle mit einer entsprechenden Stahlbürste. Dann wird dort das richtige UV-Öl aufgetragen und mit einem teuren UV-Gerät innerhalb einer Minute gehärtet.

Wer etwas zu den unterschiedlichen Estricharten erfahren wollte, musste bei Thomas Allmendinger genau zuhören. Denn aufgrund seiner Prüfpflicht sollte der Bodenleger wissen, mit was er es im Untergrund zu tun bekommt. Dazu gehört, dass sich ein klassischer Zementestrich in der Trocknungsphase zusammenzieht, während sich ein Calciumsulfatestrich ausdehnt. Und dass ein beschleunigter Estrich nicht gleich einem Schnellestrich ist. Zwar spart die beschleunigte Mixtur mit allerlei Zusatzstoffen Wasser, doch letztlich muss ein gewisser Wasseranteil immer noch physikalisch trocknen. Der Schnellestrich hingegen bietet über die sogenannte Hydratation hinaus zusätzlich chemische Wasserbindung und kann nach zwei Tagen belegreif sein.

Dass es nicht selten am Untergrund liegt, wenn ein Parkett ungleichmäßige Fugen und Überstände entwickelt, ist bekannt. Trotzdem sind sowohl Ursache als auch Verursacher nicht immer leicht auszumachen. "Der Stärkere gewinnt", betitelte Andreas Riedel seinen Vortrag zu einem Schadensfall, der die Wirkung von feuchtem Estrich auf den Oberboden zum Thema hatte. Der Parkettlegermeister und Betriebswirt HWK berichtete dabei von einer Kette von Fehlinformationen seitens des Auftraggebers sowie unzureichenden Prüfungen des Parkettlegers. Wenn beide Seiten ihre Aufgaben nicht voll erfüllen, kommt es im juristischen Streitfall häufig zu einem Vergleich. Und auch in solch einer Sache heißt es für den Handwerker oft: Unwissenheit ist kein Schutz, sondern kann viel Geld kosten. | Henrik Stoldt


Aussteller und Unterstützer der 4. Lausitzer Oberflächentage:
Innung Nordost. Netzwerk Parkett, Parkett Academy, Hinterseer Parkett, Olivenholz Parkett, Scheucher, Jaso, Leisten Wagner, Asuso, Stauf, Woca, Oli Lacke, Murexin, Bostik, Unifloor, FG Floortec, Roll Fußbodentechnik, Shaper Tools
aus Parkett Magazin 06/20 (Marketing)