Berg & Berg: Interview mit Christian Jöhncke

"Deutschland bleibt unser Markt Nr. 1"


Anfang 2020 rettete eine deutsch-schwedische Investorengruppe Berg & Berg vor der Insolvenz. Seitdem wurde reoganisiert, investiert, projektiert. Parkett Magazin fragte CEO und Mitgesellschafter Christian Jöhncke nach dem aktuellen Status Quo in Kallinge, auch vor dem Hintergrund der Corona-Krise.

Parkett Magazin: Sind Sie vor Berg & Berg schon einmal mit der Parkettindustrie in Berührung gekommen? Was hat Sie an der Aufgabe gereizt?

Christian Jöhncke: Nein, das war meine erste Begegnung mit der Branche. Ich habe schnell erkannt, dass Berg & Berg eine hoch geschätzte Marke ist, bekannt für ihr hochwertiges, schönes Parkett. Bei meinem ersten Besuch in Kallinge Ende 2018 habe ich sofort das Potenzial das Unternehmens gesehen. Und Berg & Berg entspricht mit seiner Konzentration auf regionale Rohstoffe und Produktion meinen persönlichen Werten und Überzeugungen.

Welchen Eindruck haben Sie von der Parkettbranche?

Dass sich zu sehr auf niedrige Preise statt auf Qualität und Nachhaltigkeit konzentriert wird. Dabei zeigt die Analyse der Lebenszykluskosten klar, dass es viel besser ist, in Qualitätsprodukte zu investieren.

Was haben Sie vorgefunden, als Sie bei Berg & Berg angefangen haben? Wie war die Stimmung in Kallinge?

Der Start in Kallinge war ein wenig holprig, aber was mir gleich besonders erschien, war die Verbundenheit der Mitarbeiter mit dem Unternehmen. Viele sind schon seit den 1990er Jahren bei Berg & Berg beschäftigt und sehr engagiert. Da gibt es einen starken Willen, das Unternehmen sowohl zu einem besseren Produzenten als auch einem besseren Arbeitsplatz zu machen.

Berg & Berg hat viele Anteilseigner. In Deutschland gibt es ein Sprichwort: "Viele Köche verderben den Brei." Wieweit nehmen Ihre Anteilseigner Einfluss auf die Strategie oder sogar das operative Geschäft?

Als wir Berg & Berg übernommen haben, war eine meine Forderungen, dass Vertreter der gesamten Wertschöpfungskette gemeinsam den bestmöglichen Weg für das Unternehmen finden. Darüber hinaus war einer der Eckpfeiler für den Neustart die Fortsetzung der Kooperation mit Barth & Co - insbesondere mit Stephan von Schreitter, mit dem ich sehr eng zusammenarbeite. Berg & Berg wird professionell geführt und hat einen kompetenten Vorstand, in dem sich jedes Mitglied um das Beste für das Unternehmen kümmert.

Was waren Ihre ersten Maßnahmen nach dem Antritt im Unternehmen?

Es mussten Entscheidungen über Investitionen und Erneuerungen des Maschinenparks gefällt werden. In den Jahren zuvor waren notwendige Investitionen nicht durchgeführt worden, und es gab zu viele Ausfälle in der Produktion. Und wir haben früh beschlossen, die Website zu aktualisieren. Die alte stammte noch von 2012. Die neue hat viele neue Features und kommt sehr gut an.

Wie behauptet sich Berg & Berg derzeit vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie? Wie hat sich das Unternehmen 2020 entwickelt?

Die Pandemie hat uns im März wie alle getroffen, die Auftragseingänge brachen ein und wir sind in Kurzarbeit gegangen. Aber schon im Juni begann die Nachfrage wieder auf ein normales Niveau zu steigen und nach dem Sommer haben wir einen immensen Nachfrageschub erlebt, so dass wir die Belegschaft um zehn Personen aufstocken mussten. Jetzt geht es darum, ausreichend Rohmaterial zu bekommen. Währenddessen haben wir in neue Maschinen investiert und wollen Berg & Berg nun weiter voranbringen.

In Deutschland profitiert Parkett vom Renovierungsboom. Ist das in Schweden auch so?

Ja, tatsächlich ist in Schweden die Nachfrage nach unseren Produkten drastisch gestiegen. Das geht so weit, dass mein Kollege und Berg & Berg-Gründer Jan Söderberg, der den Export leitet, den Schwerpunkt seiner Vertriebsarbeit hierher verlegen musste. Nichtsdestotrotz bleibt Deutschland unser unbestrittener Markt Nr. 1, und wir wollen unsere Position dort weiter ausbauen.

Wir sind überzeugt, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten weiter steigen wird. Immer mehr Menschen konsumieren bewusster und achten verstärkt auf Zertifizierungen wie zum Beispiel Nature Plus. Und die Fokussierung auf Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA seit der Gründung 1996.

Natürlich ist es derzeit schwierig, Prognosen zu treffen, aber was planen Sie für 2021?

Wir haben mehrere größere Investitionen getätigt und arbeiten weiter an der Optimierung unserer internen Effizienz. Außerdem werden wir im Laufe des Jahres einige neue Produkte auf den Markt bringen und freuen uns sehr darauf, 2021 hoffentlich unsere Kunden wieder persönlich treffen zu können. Und: Unser gesamtes Angebot wird 2021 FSC-zertifiziert sein.

Wenn Sie ein Endverbraucher fragen würde, warum er Parkett von Berg & Berg kaufen soll, wie argumentieren Sie?

Es gibt keine schöneren Parkettböden als unsere. Das ist einer der Gründe, warum ich für Berg & Berg arbeite. Und diese Böden werden mit einem Bewusstsein für Qualität und Nachhaltigkeit hergestellt, das einmalig ist.
| Die Fragen stellte Claudia Weidt



Christian Jöhncke ist seit April 2019 Geschäftsführer von Berg & Berg und gehört auch zum Gesellschafterkreis des Unternehmens. Der 39-Jährige hat nach dem Studium der Verwaltungs- und Wirtschaftswissenschaften an der Stockholmer School of Econimcs zunächst als Finanzanalysist gewirkt, bevor er ab 2011 verschiedene leitende Managementfunktionen bekleidete, vornehmlich in der Baubranche.
aus Parkett Magazin 01/21 (Wirtschaft)