Interview mit Fritz Langauer und Christoph Ziereis von Oritop

"Selbst hochwertige Teppiche werden online gekauft"

Handgeknüpfte Teppiche und handgewebte Kelims, die traditionsreiche Muster mit aktuellen Tönen und den individuellen Interpretationen der Knüpfer und Weber kombinieren - dafür steht der österreichische Importeur Oritop. Die Teppiche werden ausschließlich in Afghanistan gefertigt. Die Knüpfer und Weber verarbeiten von Hand versponnene Wolle, die zum Großteil mit Naturmaterialien gefärbt wurde. Wie es zurzeit um Materialbeschaffung, Produktion und Transport bestellt ist, erklären die Geschäftsführer Fritz Langauer und Christoph Ziereis in einem Gespräch mit Carpet Home.

Carpet Home: Seit über einem Jahr hat uns das Corona-Virus im Griff und wirkt sich auch stark auf den internationalen Handel aus. Welche Konsequenzen hat das für Oritop, gerade im Knüpfland Afghanistan?

Christoph Ziereis: Natürlich hat Corona auch Einfluss auf Materialbeschaffung und Produktion, aber das immer nur punktuell. Hin und wieder werden deswegen Teilbereiche kurzfristig und partiell gesperrt, aber das löst sich nach einer Weile wieder auf. Da gibt es also keine erwähnenswerten Probleme.

Fritz Langauer: Die Menschen dort wollen arbeiten, und Arbeit ist das Beste, was man ihnen anbieten kann. Außerdem lassen wir die Teppiche direkt im Land waschen; dabei arbeiten wir mit einer Wäscherei bei Kabul zusammen, die ein sehr hochwertiges Finishing anbietet. Viele der in Afghanistan gefertigten Teppiche werden ja in Pakistan gewaschen und müssen erst die Grenze zwischen den beiden Ländern passieren, die häufig geschlossen ist. Das fällt bei uns weg. Eine größere Herausforderung ist der Transport der Ware nach Europa: See- und Luftfracht sind zurzeit sehr teuer. Günstigerweise hat der Staat Afghanistan eine gute Rate mit einer Fluggesellschaft ausgehandelt, sodass wir auch hier gut aufgestellt sind.

Carpet Home: Und wie verhält sich der Markt in Europa?

Christoph Ziereis: Seit der Wiederöffnung der Geschäfte in Österreich geht es spürbar bergauf; die Leute haben Geld und beim Einkaufen viel nachzuholen. Wenn es in Deutschland nach der Wiedereröffnung ebenso läuft, sind wir glücklich. Wir liefern ja hauptsächlich nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz, generell hauptsächlich nach Europa aber auch in andere Länder; in Japan haben wir beispielsweise ebenfalls sehr gute Kunden. Was uns allerdings momentan sehr fehlt, ist der persönliche Kontakt und Austausch.

Carpet Home: Durch die aktuelle Lage haben sich die Anforderungen an den Großhandel sicher verändert. Womit unterstützt Oritop aktuell seine Kunden?

Christoph Ziereis: Unter anderem durch sehr gutes, detailliertes Bildmaterial, das sie 1:1 übernehmen können. Gerade für Händler mit Online-Shops ist das wichtig. Dabei berücksichtigen wir, dass jeder seinen eigenen Präsentationsstil hat, und stimmen unser Material darauf ab. Es ist unser Ziel, den Kunden so viel Arbeit wie möglich abzunehmen. Und natürlich lagern wir einen riesigen Bestand an Teppichen hier in Österreich, den etwa Onliner in Kommission verkaufen. Zu unserer - positiven - Überraschung werden unsere handgefertigten, hochwertigen Teppiche immer stärker auch online gekauft.

Carpet Home: Wo liegen denn die Schwerpunkte, sprich: Welche Teppiche gehen zurzeit besonders gut, liegen also "im Trend"?

Fritz Langauer: Wir haben unseren ganz eigenen Stil und sind insofern keinen Trends unterworfen. Grob gesprochen, bieten wir neu gedachte traditionelle Teppiche, lassen also alte Muster beispielsweise in leuchtenden Farben knüpfen. Wir haben aber auch moderne und gleichzeitig zeitlose Designs, die in klassischer Handarbeitstechnik umgesetzt werden.

Dabei achten wir auf eine sehr hochwertige Wäsche. Zwei Kollektionen sind ganz neu bei uns: eine moderne, zeitgenössische und gleichzeitig gut bezahlbare, die sich am aktuellen Zeitgeschmack orientiert. In der zweiten Kollektion sind Musterungen und Farben klar traditionell beeinflusst, trotzdem ist dabei etwas ganz Neues entstanden. aus Carpet! 02/21 (Wirtschaft)