BBE Handelsberatung GmbH

10 Strategien für Handel und Innenstädte

Von der BBE Handelsberatung München kommen zehn Ideen für die Wiederbelebung der Innenstädte. Für die Umsetzung muss der Handel teilweise auch Kommunen, Stadtplaner und Immobilienbesitzer mit ins Boot holen.

Dass in den deutschen Innenstädten etwas geschehen muss, damit sie wieder attraktiver für die Konsumenten werden und so auch der stationäre Handel gestützt wird, ist Konsens. Die BBE Handelsberatung München hat dazu eine Liste mit zehn Punkten erstellt, die das "Ökosystem Innenstadt" wiederbeleben könnten. Diese enthalten sowohl Ideen für den Handel - die Sie selbst umsetzen könnten - als auch für die Stadtplanung oder das Quartiersmanagment - für die Sie Partner vor Ort suchen sollten.


1.Nähe zahlt sich aus

Das Beispiel des Lebensmittelhandels zeigt, dass sich das Mobilitätsverhalten der Menschen ändert: Die Distanzsensibilität der Verbraucher nimmt zu. Und weil die Preissensibilität der Menschen sinkt, entscheiden zunehmend Nähe und Angebotsqualität darüber, ob das physische Ladengeschäft aufgesucht wird oder eben nicht. Im Ergebnis sollten Händler lieber eine etwas kleinere Fläche nah beim Kunden wählen als eine große Fläche, die schwer erreichbar ist.


2.Wohnen in der Innenstadt

Gerade junge, karriereorientierte Menschen messen urbanen Lebensstilen einen höheren Wert zu als dem Wohnen im Grünen. Eine "Stadt der kurzen Wege" kann den demografischen Trend nutzen, um die Grundfrequenz in der Innenstadt zu erhöhen. Zum Beispiel, indem Wohnraum über der Erdgeschosszone mit Geschäften errichtet wird und gemischte Quartiere das Zusammensein von Anwohnern und Händlern ermöglichen.


3.Gastronomie -
das neue Shopping

Die Gastronomie wurde lange Zeit als ergänzende Nutzung in Handelslagen gesehen. Vor Kurzem war jedoch zu beobachten, dass die einzelhandelsnahe Gastronomie einen regelrechten Boom erlebte. Sie macht den Handel zum Gastgeber, stärkt den Erlebnischarakter des Einkaufens und erhöht die Verweildauer ebenso wie die Kundenfrequenz.


4.Branchenvielfalt
macht attraktiv

Vielfältige Angebote erzeugen mehr Kaufanreize, schaffen Clustereffekte und Agglomerationsvorteile - und somit positive Auswirkungen auf die Einkaufslagen. Ein aktives City- oder Stadtteilmanagement kann mit gezielten Betriebsansiedlungen einen positiven Einfluss auf den Branchenmix nehmen.


5.Individuelle Serviceangebote punkten

Innenstädte und Einzelhändler können auf Krisensituationen wie einen öffentlichen Shutdown verstärkt mit Dienstleistungsangeboten reagieren, zum Beispiel mit Lieferservice und Click & Collect sowie telefonischer und Online-Kundenberatung. Besonders nach der Krise wird es darauf ankommen, zurückkehrenden Kunden mit Serviceleistungen die Vorteile der regionalen Einkaufs- und Erlebnislandschaft der Innenstädte schmackhaft zu machen.


6.Digitale Sichtbarkeit

Auch stationäre Geschäfte müssen heutzutage online sichtbar sein. Es reicht aber nicht aus, lediglich einen Onlineshop zu betreiben. Der Faktor Mensch spielt bei der Digitalisierung eine große Rolle, der Kunde will emotional angesprochen werden und sucht nach dem Mehrwert eines Angebots. Lokale Quartiersinitiativen und Onlineplattformen für die "Nachbarschaft" mit Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungen können die Onlineaktivität lokaler Händler bündeln und geben auch Betrieben mit geringen Ressourcen eine Präsenz im Internet.

7.Freizeit:
Mehrwert für die Innenstadt

Wider die Monokultur: Wenn schon nicht das Einkaufen, ziehen Aufenthalts-, Kommunikations- und Erlebniswelten mehr Menschen in die Innenstadt. Dafür ist eine Rückbesinnung auf die Leitfunktionen der europäischen Stadt mit einem auf das Gemeinwesen orientierten Stadtzentrum zu achten. Gewinner der Zukunft: Innenstädte, die verstärkt auf städtebauliche Qualitäten und die Kultur- und Freizeitfunktion setzen.


8.Tourismus belebt die Innenstadt

Neben öffentlichen Veranstaltungen hat es auch die Tourismusbranche derzeit nicht leicht. Nach den Kontaktbeschränkungen war jedoch deutlich spürbar, dass insbesondere der deutsche Inlandstourismus wieder in die Städte zurückkehrt. Einen interessanten Lösungsvorschlag hat München: Um Verluste in der Hotellerie aufzufangen, wurden Bürger aus der eigenen Stadt mit besonders günstigen Übernachtungen angelockt.


9.Veranstaltungen und Events
sind Grundfunktion

Die Innenstadt (früher: der Marktplatz) hat eine wichtige Daseinsgrundfunktion, in der sich die Bedürfnisse der Menschen nach Wohnen, Arbeit, Bildung, Versorgen und Erholung erfüllen. Erholung beinhaltet aus der heutigen Sicht neben dem Shoppingerlebnis auch Veranstaltungen und Events. Gerade mit der zunehmenden Digitalisierung gewinnt die Stadtmitte als Ort der Kommunikation und des Austauschs (wieder) an Bedeutung.


10.Leerstandsmanagement
und temporäre Nutzungen

Selbst überschaubarer Leerstand hat Auswirkungen auf das Image einer Geschäftslage. Kreative Zwischennutzungen können freien Flächen ein neues Leben geben und beugen beispielsweise Vandalismus vor. Ein Beispiel ist Pop-up-Living: Innerstädtische gewerbliche Leerstände werden dabei als neuer Wohnraum genutzt..
10 Strategien für Handel und Innenstädte
Foto/Grafik: Jörg Möller/Pixabay
Austauschbar, unattraktiv und nach Ladenschluss leer: Viele deutsche Innenstädte brauchen dringend Belebung.
aus BTH Heimtex 04/21 (Wirtschaft)