FEP: Der europäische Parkettmarkt 2020

Renovierungsboom beflügelt, Rohstoffengpässe bremsen

Die jährliche Generalversammlung des Verbandes der Europäischen Parkettindustrie (FEP) fiel auch 2021 pandemiebedingt als Präsenzveranstaltung aus. Dennoch veröffentlicht die FEP ihre Analyse des europäischen Parkettmarktes 2020. Das Fazit: Die Parkettindustrie leidet weniger unter der Corona-Krise als andere Branchen. Absatz und Produktion blieben stabil, in den DACH-Ländern und Schweden stieg die Nachfrage sogar. Und 2021 lief gut an, doch inzwischen drücken die Rohstoffengpässe.

Der europäische Parkettmarkt war im Corona-Jahr 2020 von einer sehr unterschiedlichen Entwicklung sowohl über den Jahresverlauf als auch in den einzelnen Ländern geprägt. Unter dem Strich hielt der Absatz mit 81,7 Mio. m2 nahezu das Vorjahresniveau (81,9 Mio. m2).

Das lag vor allem an der guten Performance starker Parkettnationen wie Deutschland, dem größten europäischen Markt, der renovierungsgetrieben wieder gewachsen ist, und auch Österreich, Schweden und der Schweiz, die in der zweiten Jahreshälfte die Einbußen in den Lockdown-Monaten März und April vollständig kompensieren konnten. Italien, Frankreich und Spanien konnten die massiven Einbrüche des Frühjahrs, als das wirtschaftliche und öffentliche Leben wochenlang abgeriegelt war, hingegen nicht ausgleichen.

Deutschland bleibt Markt Nr. 1,
Nr. 2 jetzt Schweden

Damit behauptet sich Deutschland mit einem Anteil von 20,5 % als größter europäischer Parkettmarkt, Schweden ist vom vierten auf den zweiten Platz vorgerückt (10,1 %), vorbei an Frankreich (9,9 %) und Italien (9,4 %). Nr. 5 bleibt Österreich (8,1 %).

Im Pro-Kopf-Verbrauch sind die Schweden mit 0,80 m2 weiterhin nicht zu schlagen, gefolgt von Österreich (0,74 m2), Estland (0,73 m2) und der Schweiz (0,68m2). In Deutschland hat sich der Pro-Kopf-Verkauf trotz eines Gesamtabsatzzuwachses von 0,21 auf 0,20m2 verringert, liegt damit aber immer noch über dem FEP-Durchschnitt von 0,19m2.

Der Anteil von Parkett am europäischen Bodenbelagsmarkt hat sich 2020 leicht verbessert auf 5,1 %.

Ungebrochener Eiche-Boom

Unter den verschiedenen Holzarten hat die Eiche ihre dominante Stellung nochmals auf einen Anteil von 81,8 % (2019: 80,6 %) ausgebaut. Leicht gesunken ist der Anteil von Esche (5,6 % gegenüber 7,2 %) und Tropenhölzern (3,0 % gegenüber 3,4 %), leicht zugenommen hat hingegen Buche (von 2,0 % auf 2,8 %).

Dabei gibt es ausgesprochene Eiche-Länder, wo kaum eine andere Holzart eine Chance hat, wie Frankreich (Anteil Eiche 98 %), die Schweiz (97,7 %) oder die Niederlande (95 %). In Dänemark hingegen sind die Holzarten deutlich gemischter, dort zieht die Buche (32 %) fast mit der Eiche gleich (35%), auch Esche (20 %) und Kiefer (6 %) sind beliebt. In Estland steht neben der Eiche (68,5%) die Esche (24,4 %) hoch im Kurs, in Spanien macht die Eiche mit 70 % auch den Löwenanteil aus, daneben sind aber auch Kirsche, Buche, Eukalyptus, Kiefer, Akazie, Esche und Nussbaum in nennenswertem Umfang gefragt.

Schweden produziert fast so viel wie Polen

Die Produktion im Gebiet der FEP stabilisierte sich 2020 bei 76 Mio. m2 (+ 0,6 %). Dazu addieren sich die außerhalb der FEP-Länder hergestellten Volumina, das waren 8,5 Mio. m2 in EU-Ländern und weitere 5 Mio. m2 aus europäischen Nicht-EU-Ländern. In der Summe ergibt das gut 89 Mio. m2 (-0,3 %). Davon entfielen 82 % auf Mehrschichtparkett (2019: 83 %), Massivparkett einschließlich Lamparkett lag bei stabilen 16 %, Mosaikparkett gewann 1 % auf 2 % hinzu.

Größter Produzent war wieder Polen (16,3 % Anteil), allerdings ist Schweden mit 15,9 % nah herangerückt (2019: 14,5 %). Österreich kam auf 12,8 %, Deutschland ist etwas zurückgefallen auf 9,9 % Anteil.

Erstes Quartal 2021 über beiden Vorjahren,
aber Versorgungsprobleme drücken

In das laufende Jahr ist der europäische Parkettmarkt durchaus vielversprechend gestartet. Nach einem stabilen bis tendenziell steigenden Verlauf im Januar und Februar nahm der Absatz im März und April an Fahrt auf. Nach vorläufigen Ergebnissen liegen die Zahlen des ersten Quartals über denen der beiden Vorjahre - außer in Spanien. Der Verband der europäischen Parkettindustrie (FEP) hofft auf weiteren Rückenwind durch den Renovierungsboom und die zunehmende Verwendung des nachhaltigen Werkstoffes Holz, sieht sich jedoch zugleich mit Versorgungsproblemen auf Rohstoffseite und daraus folgenden Preissteigerungen konfrontiert, die nicht nur Holz und Holzwerkstoffe, sondern auch Kleber, Lacke, Verpackungsmaterialien usw. betreffen.Claudia Weidt


FEP-Länder Wissenswertes

Belgien ist vom Volumen her ein relativ unbedeutender Produzent, importiert und exportiert aber viel, fungiert also als Drehscheibe für Parkett.

Deutschland ist einer der wenigen Märkte, in dem Mosaikparkett mit 8 % Anteil am Absatz eine wenn auch kleine Rolle spielt. Produzenten gibt es allerdings nur wenige, ebenso wie von Massivparkett, deshalb wird beides zu großen Teilen importiert. Schon 2020 zogen die Preise deutlich an, am meisten bei Mosaik- und Massivparkett, aber auch bei Mehrschicht-Aufbauten, dort bei Dreischicht stärker als bei Zweischicht. Auch wenn die Eiche in Deutschland mit 86 % Anteil dominiert, finden sich daneben eine ganze Reihe anderer Holzarten wie Buche, Esche, Ahorn und Kirsche.

Estland gehört zu den kleineren FEP-Produzenten; die Produktion zeigt eine eher fallende Tendenz, während der Verbrauch steigt. Hergestellt wird vor allem Mehrschichtparkett, 56 % davon als Zwei- oder Dreistab.

Frankreich ist Eiche-Land - und kann sich dabei hervorragender Holzqualität aus eigenen Wäldern bedienen. Nur noch Buche und Kastanie kommen auf geringfügige Anteile. Und es verlässt nur wenig Parkett die Landesgrenzen: Die Exportmenge beträgt nur ein Viertel des Importvolumens.

In Italien hat die Produktion 2020 sehr unter den Restriktionen der Pandemie gelitten; die Werke mussten lange geschlossen bleiben. Produziert wird fast ausschließlich Mehrschichtparkett, davon 70 % zweischichtig. Auch im Absatz dominiert Zweischichtparkett mit 60 %. Die Parkettnachfrage hatte seit 2015 stetig zugenommen und 2019 ein Zehn-Jahres-Hoch erreicht. 2020 brach sie corona-
bedingt ein.

Kroatien konnte in den letzten Jahren Produktion und Exporte deutlich steigern. Das Land hat nicht nur direkten Zugang zu großen Eichevorkommen, sondern zwei große Parketthersteller haben in den letzten Jahren dorthin Kapazitäten verlagert bzw. aufgebaut. Und die nächste Großinvestition folgt: Anfang 2021 kündigte die schwedische Pervanovo Invest an, in Ogulin für eine dreistellige Millionen-
summe das "weltweit größte Holzbodenwerk" zu errichten. Endkapazität: 20 Mio. m2. Derzeit beträgt die Exportquote Kroatiens zwischen 65 und 68 %, Hauptexportmärkte sind Deutschland, die Schweiz, Österreich, Schweden, weitere EU-Länder und China.

In den Niederlanden überwiegt Mehrschichtparkett klar in Produktion und Verbrauch und hier wiederum Zweischicht-Konstruktionen. Anteil am Absatz: 77 %. Da verwundert nicht, dass 75 % der Parkettböden geklebt werden. Und die Niederländer lieben Eiche: Anteil 95 %.

Der Nordische Cluster mit Dänemark, Norwegen und Finnland produziert mehr Massiv- als Mehrschichtparkett, das auch die Mehrheit der Exporte stellt. Im Absatz liegt der Anteil von Massivparkett bei 15 %. Die Holzpräferenzen sind sehr unterschiedlich: Norwegen präferiert ganz klar Eiche, in Finnland laufen auch Esche, Birke, Nussbaum und Tropenhölzer. Die Dänen mögen mehr Vielfalt, bleiben aber bei hellen Hölzern: Eiche kommt hier nur auf 35 % Anteil, dicht gefolgt von Buche mit 32 %, außerdem Esche (20 %) und Kiefer (6 %). Und während in Norwegen Parkett fast durchweg schwimmend verlegt ist, wird in Dänemark noch relativ viel genagelt (30 %) und geklebt (14 %).

In Österreich hatte die Produktion von 2013 auf 2014 einen Sprung nach oben gemacht und zeigt seitdem weiterhin steigende Tendenz. Das dürfte angesichts hoher Investitionen der großen Parketthersteller noch weiter an Fahrt aufnehmen. In der Alpenrepublik wird noch relativ viel Massivparkett gefertigt: Anteil 20 %.

Polen produziert alle Parkettarten und am meisten - selbst Mosaikparkett wird in nennenswertem Umfang gefertigt. Massivparkett beansprucht 20 % der Produktion und noch mehr, nämlich 44 %, im Absatz. Die Exporte sind doppelt so hoch wie die Importe und auch höher als die Produktion im eigenen Land.

Portugal ist ein kleiner Parkettmarkt, der noch Tropenhölzer aufnimmt (10 %) und auch Eukalyptusholz (3 %), das vermehrt im Land zur Papierproduktion angebaut wird.

Rumänien gerät immer mehr in den Blickpunkt durch seine großen Holzvorkommen. Erst im Frühjahr hatte die belgische Unilin-Gruppe vom österreichischen Holzhändler JAF dessen Furnierproduktion in Braov übernommen und damit sein Engagement für die Produktsparte Parkett bekräftigt. Die rumänische Parkettproduktion expandiert seit einigen Jahren und übersteigt längst den heimischen Verbrauch.

Schweden ist der zweitgrößte Produzent - hauptsächlich von Mehrschichparkett - und auch zum zweitgrößten Markt aufgerückt - ebenfalls vor allem mit Mehrschichtparkett. Zu 96% wird es schwimmend verlegt. Die Produktion überschreitet den Verbrauch, was die Exportstärke des Landes unterstreicht.

In der Schweiz wird fast dreimal so viel Parkett abgesetzt wie produziert. Und wie in Deutschland sieht man hier noch etwas Mosaikparkett (8 %), dafür kaum Massivparkett. Exportiert wird ausschließlich Mehrschichtparkett. 85 bis 90 % der Parkettböden werden geklebt, nur 10 bis 15 % schwimmend verlegt.

In Spanien hat Massivparkett noch größeren Stellenwert - mit einem Anteil von fast 30 % in der Produktion und 35 % im Absatz. Weil mehr verbraucht als hergestellt wird, bestreitet Massivparkett zu zwei Dritteln den Import. Auch im Export dominiert Massivparkett.

In Tschechien ist die Produktion in den letzten zehn Jahren kontinuierlich geschrumpft. Weil sie den heimischen Absatz nicht mehr deckt, wird inzwischen mehr importiert als produziert, wobei ein Teil auch wieder exportiert wird.

Auch in Ungarn geht die Produktion seit 2018 zurück, ist aber dennoch 3,5 mal so hoch wie der Absatz. Entsprechend wenig wird importiert. Der Export ist 2020 um 18,5 % nach oben geschnellt.


Europäische Forstwirtschaft

Die Waldfläche in Europa ist in den letzten 30Jahren um 9 % auf 227 Mio. ha gestiegen, das entspricht über einem Drittel der Gesamtfläche des Kontinents. Gut 75 % davon stehen für die Versorgung mit dem Rohstoff Holz zur Verfügung. Davon entfallen wiederum 46 % auf Nadelhölzer, 37,5 % auf Laubholz, der Rest ist gemischt. Die Forst- und holzverarbeitende Industrie ist auch ein bedeutender Arbeitgeber in Europa: Sie beschäftigt über 2,6 Mio. Menschen, allerdings nimmt diese Zahl ab.
Renovierungsboom beflügelt, Rohstoffengpässe bremsen
Foto/Grafik: SN-Verlag; Quelle: FEP
FEP - Der europäische Parkettmarkt 2020
Renovierungsboom beflügelt, Rohstoffengpässe bremsen
Foto/Grafik: SN-Verlag; Quelle: FEP
FEP - Der europäische Parkettmarkt 2020
Renovierungsboom beflügelt, Rohstoffengpässe bremsen
Foto/Grafik: SN-Verlag; Quelle: FEP
FEP: Entwicklung Parkettproduktion und -verbrauch nach Ländern 2020
aus Parkett Magazin 05/21 (Wirtschaft)