Südbund Einkaufsverband für Heimtextilien eG

90 Jahre Südbund

Der Südbund feiert sein 90-jähriges Bestehen und gibt in einer Zeitreise Einblicke in die Geschichte des Einkaufsverbandes für Heimtextilien. Raumausstatter und ihre Fachgeschäfte profitieren seit 1932 vom Genossenschaftsmodell. | von Petra Lepp-Arnold

Der Südbund ist seit dem Tag der Gründung 1932 eine Genossenschaft. Raumausstatter finden hier Experten und Gleichgesinnte. Inzwischen zählt der Einkaufsverband für Heimtextilien mit Zentrale in Backnang rund 590 Fachgeschäfte und Handwerksbetriebe aus Deutschland, Österreich, Italien, Belgien, Luxemburg und der Schweiz. Ein Team aus 42 Mitarbeitern kümmert sich im Innen- und Außendienst um ihre Belange. Insgesamt sind bei der Kooperation über 350 Vertragslieferanten gelistet.

"Südbund ist eine Erfolgsstory - in 90 Jahren aber auch mit Höhen und Tiefen", sagt der hauptamtliche Vorstand Klaus Kurringer und betont: "Schön, dass es eine sehr positive Entwicklung gibt." Das Ziel sei weiterhin ein nachhaltiges Wachstum, wirtschaftlich, sozial und ökologisch. "Unser ausgeprägtes Wir-Gefühl und eine familiäre Atmosphäre bilden dazu das Fundament."

Als Genossenschaft vereint der Südbund drei Prinzipien: Nach dem Identitätsprinzip sind alle Mitglieder zugleich Eigentümer und Kunden. Durch das Demokratieprinzip werden alle wichtigen Entscheidungen in der Mitgliederversammlung getroffen. Und mit ihrem Eintritt erwerben Mitglieder das Recht auf wirtschaftliche, soziale und kulturelle Förderung - das Förderprinzip. Kerngedanken sind demnach partnerschaftliches Handeln und die Ausrichtung an den Bedürfnissen von Raumausstattern. "Hier steht nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund", erklärt Kurringer.

So hat die Gemeinschaft der Raumausstatter innerhalb von 90 Jahren Krieg und Krisen überstanden, sich Herausforderungen der Textil- und Einrichtungsbranche gestellt, Wirtschaftswachstum generiert und technischen Fortschritt in das Geschäftsmodell integriert. Der Südbund schaut auf neun Jahrzehnte wechselvolle Geschichte und ist bis heute agil geblieben. Auf den folgenden Seiten folgt ein Rückblick in 10-Jahres-Schritten:


Südbund-Geschichte im Überblick

1932 bis 1942
Süddeutscher Einkaufsbund fasst Fuß

Eine Gruppe von Sattlern und Tapeziermeistern hat die Idee, gemeinsam Industriekunde zu werden, um bessere Konditionen im Einkauf zu erzielen. Diese Initiative mündet schließlich im Süddeutschen Einkaufsbund für Dekorationsgeschäfte eG mbH, am 8. August 1932 in Stuttgart von vierzehn Mitgliedern gegründet als Genossenschaft. "Gemeinnutz statt Eigennutz" gilt als Leitsatz auf der ersten Generalversammlung des Südbund. Der junge Verband sieht sich zunächst Anfeindungen von Großhändlern und konkurrierenden Handwerkern ausgesetzt, kommt aber Mitte der 1930er Jahre in die Gewinnzone. Im Frühjahr und Herbst 1936 finden die ersten eigenen Messen statt, Eigenkollektionen werden geschaffen. Deutschland ist in dieser Zeit geprägt vom Unrechtsregime der Nationalsozialisten. Der Zweite Weltkrieg beginnt, Lebensmittel, Rohstoffe und Textilien werden knapp. Die Warenbeschaffung für die inzwischen 46 Mitglieder wird immer schwieriger. Umsätze und Erträge fallen, obwohl die Nachfrage so groß ist wie nie zuvor.

1942 bis 1952
Comeback
mit Herbstmesse

Im Januar 1943 zerstört ein Bombenangriff die erste Südbund-Zentrale in der Stuttgarter Silberburgstraße. Die Landeslieferungsgenossenschaft für Tapezierer- und Sattlergewerbe wird zum Interimsstandort, bis man den Geschäftsbetrieb völlig einstellt. Erst im April 1949 gibt es wieder eine Generalversammlung mit 43 Mitgliedern. Der Neustart geht mit einer erfolgreichen Herbstmesse einher. In der angespannten Lage nach Kriegsende können neue Lieferanten gewonnen werden, die zuvor kein Interesse gezeigt hatten. Der Verband erweitert sein Sortiment, baut das Teppichgeschäft aus und nimmt Linoleum ins Lieferprogramm auf.

1952 bis 1962
Handwerksbetriebe
werden Fachgeschäfte

In Stuttgart wird 1955 eine neue Zentrale bezogen und das Thema Werbung als gemeinschaftliche Aufgabe angepackt. Vom herrschenden Wirtschaftswunder profitiert der Verband, doch die Expansion der Kaufhäuser besorgt die Generalversammlung 1959 als "Alarmstufe höchsten Ausmaßes". Bald soll es in jedem Ort mit über 20.000 Einwohnern ein Kaufhaus geben, lautet damals die Prognose. Der Südbund und seine Mitgliedsunternehmen reagieren darauf erfolgreich, indem sie Handwerksbetriebe vermehrt in der Kategorie Fachgeschäft positionieren.

1972 bis 1982
SB-Ware im
Zugreif-Teppich-Markt

Dem Südbund gelingt es, mit zahlreichen Neuzugängen in West- und Norddeutschland Fuß zu fassen. Was die Branche aber beunruhigt, ist der Preisverfall durch Sonderangebote und mangelndes Qualitätsbewusstsein der Endverbraucher. Teppichböden kommen immer weniger über den Fachhandel in den Markt. Um das Kaufpotenzial der Schnäppchenjäger und Selbermacher nicht ganz zu verlieren, wird 1975 der Zugreif-Teppich-Markt als neue Selbstbedienungs-Vertriebsschiene gegründet. Direktimporte bauen den Orientteppich-Bereich aus, Bettwäsche kommt neu ins Sortiment, die erste Tapetenkarte entsteht. Ab 1981 schaltet der Südbund überregional Anzeigen in Frauen-, Wohn- und Publikumszeitschriften.

1982 bis 1992
Eigene Zentrale
in Backnang

Der Bau einer eigenen Verbandszentrale in Backnang ist ein wichtiger Meilenstein. 1983 findet hier die erste Hausmesse statt. Die Kundenzeitschrift Wohnen & mehr wird eingeführt, ein damals in der Branche neuartiges Werbemittel. Die Märkte Decodomus und Deco-Point ersetzen den Zugreif-Markt. Es entstehen die Südbund-Konzeptionen für Raum und Idee sowie Raum und Design. Die gehobene Eigenmarke Novella für Exklusiv-Kollektionen wird vorgestellt. Nach der Wende 1990 entstehen erste Kontakte zu Raumausstattern in der DDR und 24 neue Anschlusshäuser können gewonnen werden. Die Zahl der Südbund-Mitglieder steigt auf 571.


1992 bis 2002
Ausbau der
Kernkompetenzen

Der Südbund startet 1994 mit einem spektakulären Eröffnungsauftritt die Werbeoffensive für das Pilotprojekt "Mr. Bed - Der ausgeschlafene Bettenfachmarkt". Zur Jahrtausendwende kommt die e-Business-Lösung Südbund-Connect. Nun können die Mitglieder sich via Internet über Produkte, Preise und Lieferzeiten informieren sowie Ware bestellen. 2002 geht der Objektprofi als bundesweites Netzwerk von Südbund Raumgestaltern in die Offensive.

2002 bis 2012
Dachmarke Raum3
wird etabliert

In den Nullerjahren befindet sich die Heimtextilienbranche auf Talfahrt - eine harte Bewährungsprobe für Raumausstatter. Spürbare Einschnitte gibt es für den Südbund 2003: Eine schwere Ertrags- und Finanzkrise führt zu einer Neuausrichtung. Die neue Dachmarke Raum löst alle bisherigen Konzeptionen für Fachgeschäfte ab. Seit 2010 heißt die Südbund Hausmesse Wohntage und findet wieder zweimal jährlich im Frühjahr und Herbst statt. Jetzt öffnet der Verband seine Türen auch für Gäste, die keine Mitglieder sind. Die Wohntage mit rund 100 Ausstellern entwickeln sich bald zu einer wichtigen Regionalmesse der Raumausstatter-Branche in Süddeutschland mit bis zu 1.800 Besuchern.

2012 bis 2022
Digitalisierung
in der Gegenwart

Der Verband weitet das digitale Marketingangebot für seine Fachgeschäfte aus bis hin zu Onlineseminaren. So haben auch kleinere Handwerksbetriebe die Chance, in Onlinemedien gesehen und gefunden zu werden. Durch das Internet hat sich der Preisdruck verschärft, weil Beratungs- und Serviceleistungen im Netz wegfallen und somit Produkte günstiger angeboten werden. Südbund-Eigenkollektionen bieten in diesem Umfeld eine Alleinstellung. Raumakustik wird als neues Geschäftsfeld erschlossen.


"Um Welten besser"

Bessere Einkaufskonditionen waren der Hauptzweck bei der Verbandsgründung 1932. Doch der Südbund hat sukzessive weitere Leistungen für seine Mitglieder aufgenommen. Bewährtes wurde dabei dem Zeitgeist angepasst, darunter auch die exklusiv entwickelten Eigenkollektionen. Aktuell laufen diese unter dem Slogan "Um Welten besser!" als Stoff-, Teppichboden-, Designboden- und Parkettwelten. Mit dem Raum3-Markenkonzept können sich Südbund-Mitgliedsbetriebe als "Experte für Wohnraumgestaltung auf Spitzenniveau" präsentieren. Endkunden soll die Marke Orientierung auf der Suche nach einem Fachgeschäft bieten.

Der Südbund betreibt hausintern eine Full-Service-Werbeagentur, deren Expertise Fachgeschäfte "zu günstigen Konditionen" nutzen können. Zweimal im Jahr zeigt die Branchenmesse Südbund Wohntage Produkte für die Raumausstattung und bietet gleichzeitig Gelegenheit zum Netzwerken.
Es gibt Erfa- und Facebook-Gruppen für den Austausch, Weiterbildungen analog und digital, Services wie Nähstudio, Teppichveredelung, Rechtsberatung, Autokauf, Versicherungen und Ladenbau. Bei der Zentralregulierung bearbeitet der Verband die Zahlungsströme zwischen seinen Fachgeschäften - für die er zugleich bürgt - und den Vertragslieferanten.


Daten + Fakten Südbund

Südbund Einkaufsverband für Heimtextilien eG
Welzheimer Straße 6
71522 Backnang
Tel.: 07191 / 8 01-0
www.suedbund.de
www.raumhochdrei.com

Geschäftsführender
Vorstand: Klaus Kurringer
Nebenamtlicher
Vorstand: Andreas Well
Gründung: 1932
Mitarbeiter: 42
Marken: Raum3
Gelistete Lieferanten: rund 350
Angeschlossene
Fachgeschäfte:
580 (Mitglieder
und Kunden)
90 Jahre Südbund
Foto/Grafik: Südbund
Sie führen den Südbund in die Zukunft: Die Aufsichtsräte Günter Müller, Uwe Krebs, Mathias Metzler (Vorsitzender), Volker Martin und Thomas Reusch mit dem nebenamtlichen Vorstand Andreas Well und Klaus Kurringer (geschäftsführender Vorstand).
aus BTH Heimtex 02/22 (Wirtschaft)