Michael Schmid, geschäftsführender Gesellschafter Blackforest Woodfloors

"Die Nachfrage nach hochwertigem Parkett war nie so groß wie jetzt"

Welche Entwicklungen und Trends sehen Sie bei Parkett?

Die Nachfrage nach hochwertigem Parkett und gut ausgebildeten Handwerkern war noch nie so groß wie jetzt. Ich denke, dem wertbewussten Kunden ist klar geworden, dass er durch gezielte Investitionen der Inflation entgegenwirken kann. Diese Investitionen sind in der Regel Immobilien, und deren Wert steigert man (ganz einfach) über den Einbau von Parkett.

Welche Produkte sind 2021 am besten bei Ihnen gelaufen?

Alle. Tendenziell lief aber der "große" Fischgrat im Zweischicht sprich in Länge zwischen 540 und 700 mm und in der Breite von 90 bis 140 mm sehr gut. Aber auch die Landhausdiele läuft ungebrochen.

Wie gehen Sie mit Versorgungsengpässen um?

Noch sind wir ganz gut versorgt, d.h. alle Aufträge können abgearbeitet werden. Die Rohstoffversorgung bekommen wir hin, zahlen aber dafür auch unsere Lieferanten gut, was sich letztendlich wieder auf den Preis auswirkt. Jedoch sind wir bestrebt, grundsätzlich lieferfähig für unsere Kunden zu sein, dies ist in der heutigen Zeit für uns wichtiger, als "den besten Preis" bieten zu können. Verrückt ist, dass sich gerade Kunden mit Großmengen bei uns "Produktionsslots" reservieren, damit sie sicher sein können, auch wirklich termingerecht beliefert zu werden. Das gab es noch nie.

Was ist das wichtigste Thema 2022?

Weiter die Rohstoffversorgung. Corona und die Russlandkrise werden uns die nächsten Monate extrem fordern. Wenn kein Holz mehr aus Osteuropa verfügbar oder schwer verfügbar ist, macht dies Druck auf alle anderen Holzlieferanten. Und dieser Druck besteht weltweit, d.h. die Chinesen, wie auch die Amerikaner drücken auch noch auf den europäischen Holzmarkt. Lang war Holz grundsätzlich "unterbewertet", jetzt erreicht es den "realen" Wert. Hoffen wir, dass es nicht zu einer "Rohstoffblase" kommt...

Die Preissituation bleibt schwierig, wird sie sich langfristig auf einem höheren Niveau einpendeln?

Wir bei Blackforest Woodfloors begrüßen natürlich eine höhere Wertigkeit unseres Rohstoffes. Es ist eigentlich logisch, dass in Zeiten der Nachhaltigkeit auch die Nachfrage nach unserem Rohstoff wächst. Im Moment glauben wir, dass wir noch nicht die Spitze der Preiserhöhungen erreicht haben. Man kann den weltweiten Holzpreis auch als Index auf der Börse beobachten. Im letzten Jahr hatte dieser Index seinen Höchststand, nach einem halbjährigen Rücksetzer nimmt er nun wieder Fahrt zum nächsten "All Time High" auf...

Dies hat natürlich enorme Auswirkungen, vor allem auf die Massenhersteller. Wer viel Holz braucht, muss auch mehr bezahlen, das ist ja das Paradoxon unserer Branche. Und es kommt noch der Faktor dazu, dass bei extrem steigenden Materialkosten die Lohnkosten prozentual "unwichtiger" werden... d.h. gewisse ehemalige Standortvorteile gehen verloren. Verschärft wird dies auch noch durch Lieferkostensteigerungen, wie z.B. die Containerkosten.

Wie wird Corona die Branche verändern?

Wenn es so weiter geht wie jetzt, wird sich der Markt extrem verändern. Die vorher genannten Auswirkungen werden die Produktionen wieder näher zum Kunden bringen, wie das Beispiel C&A mit seiner neuen Produktion in Deutschland zeigt. Grundsätzlich ist dies begrüßenswert. Es bleibt aber die Rohstoffproblematik. Schön wäre es, wenn mehr deutsche Sägewerke auch mit deutschem Rundholz versorgt werden würden, anstatt den Rohstoff im Container nach Fernost zu fahren. Aber vielleicht helfen hier auch die höheren Frachtkosten. Es bleibt extrem spannend. Und nur wer beherzt und schnell Entscheidungen trifft, wird hier die Nase vorne haben.
aus Parkett Magazin 02/22 (Wirtschaft)