Münchner Stoff Frühling

Re-Start nach Maß

Nach mehr als zwei Jahren pandemiebedingter Zwangspause traf sich die Stoff-Branche zum ersten Mal wieder analog und Face-to-Face vom 12. bis 15. Mai zum Münchner Stoff Frühling (MSF) in der bayerischen Landeshauptstadt. Internationale Textilediteure, Farben-, Tapeten- und Teppichmanufakturen präsentierten den Besuchern mit über 90 Marken ihre Kollektionen.

Besser hätte dieser Re-Start nicht laufen können. Nicht nur das Wetter spielte mit und zeigte sich - abgesehen von einem vormittäglichen Gewitter - von seiner besten Seite. Auch alle Beteiligten, Aussteller wie Besucher, waren bestens gelaunt und offenkundig zufrieden darüber, in München wieder buchstäblich auf Tuchfühlung gehen zu können. Das Showroom-Format, das dem MSF seinen unverwechselbaren Charakter und das besondere Flair verleiht, erwies sich einmal mehr als das richtige Setting zur Präsentation der edlen Textilprodukte.

Die 45 ausstellenden Unternehmen waren entweder in eigenen lokalen Showrooms oder in temporären Locations wie dem Kunstverein in der Galeriestraße und dem Priscohaus am Prinzregentenplatz untergebracht. Dabei hatte jede Location ihren besonderen Charme und bot den Stoffen zum MSF eine fantastische Kulisse. Wie in den Vorjahren waren die einzelnen Standorte mit Shuttlebussen im 10-Minuten-Takt gut zu erreichen. Allein schon die Fahrten zwischen den Showrooms boten die Gelegenheit zu spannenden Begegnungen und wertvollen Gesprächen mit den wechselnden Fahrgästen - Networking at its best.

Wie wichtig das direkte, analoge Erleben von Stoffen ist, war beim diesjährigen Stoff Frühling überall spürbar, zumal die in München gezeigten Textilien geradezu danach verlangten, haptisch wahrgenommen zu werden. Feinste Webartikel, teilweise geradezu kunstvoll mit Stickereien veredelt und hochwertige (Natur)-Materialien boten harmonische und vielfältige Optiken. Ebenso die vielen Bouclé-Qualitäten, die in keiner Kollektion fehlten, gefielen mit ihrer körnigen Oberflächenstruktur. Florale Dessins und kunstvolle Motive aus der Tierwelt bestimmten die Optik bei den gemusterten Stoffen sowohl im Webbereich als auch bei den bedruckten Stoffen. Die strenge grafische Linienführung scheint vorerst abgelöst zu sein, wenn man die in München präsentierten Textilien betrachtet. "Die Menschen haben die Sehnsucht nach Gemütlichkeit wiederentdeckt. Handwerkliche Produkte mit einem Hauch Romantik sind aktuell gefragt.", bestätigt Andreas Klenk, Geschäftsführer von Saum & Viebahn. Auch Nya Nordiska Verkaufsleiter Marco Vieregge beobachtet eine steigende Wertschätzung für handwerkliche Produkte, bei denen das Material und die hochwertige Herstellung überzeugen.

| Michaela Fischer
Re-Start nach Maß
Foto/Grafik: Shutterstock
Münchner Stoff Frühling
aus BTH Heimtex 06/22 (Wirtschaft)