Tapetengipfel in Darmstadt

Kampagne-Signale stehen auf Weitermachen

Auch nach dem Rückzug von A.S. Création aus der Branchenkampagne "Deutschland tapeziert" stehen die Chancen gut, dass diese fortgesetzt wird. Nach Angaben des Verbands der Deutschen Tapetenindustrie haben viele Partner signalisiert, am Ball zu bleiben. Beim Tapetengipfel trafen sich 90 Partner erstmals wieder live.

Die Voraussetzungen für den Tapetengipfel waren ideal. Nachdem die Treffen fast drei Jahre lang wegen Corona nur virtuell stattfinden konnten, trafen sich im Mai mehr als 90 Partner und Freunde der Branchenkampagne "Deutschland tapeziert" endlich wieder live. Die Freude war groß, zumal auch die Darmstadter Orangerie als Veranstaltungsort, das sommerliche Wetter und das interessante Programm mit abschließendem Get together zum Wohlgefühl beitrugen. Es hätte also ein rundum perfekter Gipfel werden können, wäre da nicht der überraschende Ausstieg des Gummersbacher Tapetenherstellers A.S. Création aus der Initiative gewesen. Dieser Schritt könnte zur Auflösung der Initiative führen. Doch der Verband der Deutschen Tapetenindustrie (VDT) ist zuversichtlich, dass es weiter gehen wird.

"Wir gehen nach vielen Gesprächen davon aus, dass die allermeisten Partner weitermachen werden", sagte VDT-Geschäftsführer Karsten Brandt auf Anfrage der BTH Heimtex. Sie hatten bis Ende Juni/Mitte Juli Zeit, Zu- oder Absagen zu übermitteln. Schon beim Tapetengipfel hatten viele Unternehmen ihre Bereitschaft kundgetan, auch in Zukunft am Ball zu bleiben.

Mindestens 20 Partner nötig

Brandt sprach von einer "aktuellen Herausforderung", vor der das 2019 gegründete Aktionsbündnis durch das Ausscheiden von A.S. Création steht und setzte die für den Gipfel geplante Präsentation der Kampagne für 2022/2023 zunächst aus. "39 verbliebene Firmen sollten wegen einer Firma ihre Zusammenarbeit nicht beenden", appellierte er an die verbliebenen Unternehmen. Eine Fortsetzung von "Deutschland tapeziert" sei ab einer Mindestteilnahme von 20 Partnern geplant.

Im Mittelpunkt des möglicherweise nächsten, im September startenden Kampagnenjahres steht das Thema Mode, denn es beeinflusst nach Brandts Angaben maßgeblich die Einrichtungstrends. "Nicht umsonst haben beispielsweise Esprit, Joop, Guido Maria Kretschmer, Versace, Michalsky und andere ihre Marken in Richtung Interior-Produkte diversifiziert - und geben bereits auch Tapeten ihren Namen." Die Tapetenwochen Herbst sollen wieder im Oktober stattfinden und allen Branchenteilnehmern die Möglichkeit bieten, gemeinsam die Werbetrommel für die Tapete zu rühren. Darüber hinaus sollen wie gehabt regelmäßig Aktivitäten im Rahmen der Basiskampagne die Aufmerksamkeit auf die Wandbekleidung lenken.

Zwar müsste "Deutschland tapeziert" im kommenden Kampagnenjahr nach dem Ausscheiden von A.S. Création mit einem geringeren Budget als bisher auskommen. Der VDT ist aber davon überzeugt, dass die geplanten Vorhaben dennoch umgesetzt werden können. Schließlich seien inzwischen alle Beteiligten ein eingespieltes Team. Den Löwenanteil der Kosten für die Kampagne haben bisher die vier großen deutschen Tapetenhersteller getragen. Sie steuerten gemeinsam 200.000 EUR bei, nach dem Rückzug von A.S. Création würde sich die Summe deutlich reduzieren. Die Partner aus dem Handel beteiligen sich bisher pauschal mit je 5.000 EUR.

Megathema Nachhaltigkeit

Die Durchführung der umfangreichen Kampagne ist eine Herausforderung, der sich die Branche stellen muss. Ein weiteres Hauptaugenmerk muss sie auf das Megathema Nachhaltigkeit legen. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion wurde beim Tapetengipfel ausgeleuchtet, wie stark es die Branche schon beschäftigt und wie sie in Zukunft damit umgehen sollen. Michael Steinert (SN-Verlag BTH Heimtex), Ruth Prinzmeier (Interface), Thomas Hülsmann (Vinyl Plus) und Oliver Koopmann (Bauhaus) brachten viele Vorschläge in die lebhafte Diskussion mit ein.

Einen konkreten Lösungsansatz gab es zwar nicht, aber einig war sich die Runde darin, so bald wie möglich mit Maßnahmen zu beginnen. Auch der Ruf nach Transparenz und Standardisierung wurde laut. Michael Steinert verwies darauf, dass das Thema Nachhaltigkeit aufgrund seiner Bedeutung mittlerweile ein fester Bestandteil der Berichterstattung in der BTH Heimtex ist. VDT-Vorsitzender Michael Caspar verwies darauf, dass der Verband bereits das RAL Gütezeichen und die Umwelt Produktdeklarationen (EPD) des Instituts für Bauen und Umwelt besitzt.

Ein praktisches Thema griff Marcel Deggau, Managing Director Vescom, auf. Er sprach über Qualitätsprobleme bei Tapezierarbeiten auf Dispersionsspachtelmassen. Adrian Jaroszynski von Jaroszynski Marketplace Strategies informierte hingegen über die Möglichkeiten, auf Online-Marktplätzen wie Amazon.

Den Abschluss des informationsreichen Tages bildete ein Get togeter in der reizvollen Orangerie, bei dem noch einmal alle Referenten sowie Branchenpartner über das eine oder andere Thema lebhaft diskutierten. Trotz des Ausscheidens von A.S. Création aus der Kampagne ging damit ein interessanter und harmonischer Tapetengipfel zu Ende, der nach Meinung der meisten Teilnehmer eine Fortsetzung haben sollte.
| Cornelia Küsel
Kampagne-Signale stehen auf Weitermachen
Foto/Grafik: VDT
Die Orangerie in Darmstadt bot einen passenden Rahmen für den Tapetengipfel. In Darmstadt wurde 1888 die Tapetenzeitung von A. Koch gegründet, aus der die BTH Heimtex hervorgeht.
aus BTH Heimtex 07/22 (Wirtschaft)