Dierig-Gruppe

Fleuresse wird gerne abgekupfert


Augsburg - Die Dierig-Holding, aktiv im Textil- und Immobiliengeschäft, konnte ihren Umsatz im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent auf insgesamt 70,2 Mio. Euro steigern. Auch unter dem Strich, beim Jahresüberschuss, konnte die Gruppe zulegen.

Der Vorstand spricht im Geschäftsbericht von einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2006. Dies sei umso erfreulicher, als sich die Gesellschaften der Dierig-Gruppe einem sich vielfach widersprechenden wirtschaftlichen Umfeld mit unerwarteten Wendungen ausgesetzt sahen. Im Bettwäschemarkt geriet dem Unternehmen zufolge das mittlere Preissegment am stärksten unter Druck. Warenhauskonzerne, Versandhäuser und Einkaufsverbände als Hauptabnehmer in diesem Bereich hätten auf die Veränderungen der Nachfrage durch die Konsumenten mit dem verstärkten Aufbau von Eigenimporten reagiert. Der Warenbezug bei Dritten hat demzufolge dazu gedient, lediglich Nachfragespitzen abzudecken. Außerdem registrierte Dierig, dass der Handel bei diesen Zukäufen verstärkt darauf drängt, das Verkaufsrisiko durch die Installation von Shops-in-Shops und Depots auf die Lieferanten abzuwälzen. Die Augsburger haben daher auf Geschäfte zu überhöhten Risiken verzichtet, wodurch der Umsatz in diesem Marktsegment rückläufig war.

Adam Kaeppel, laut Dierig einer der größten deutschen Anbieter für modische Qualitätsbettwäsche im niedrigen bis mittleren Preissegment, musste daher im letzten Jahr ein Umsatzminus hinnehmen. Das Unternehmen hat sich jedoch auf die Veränderungen im Markt eingestellt und durch permanente Lieferfähigkeit sowie interessante Kollektionen "interessante Geschäfte" mit dem Handel abschließen können. Trotz des rückläufigen Umsatzes konnte Kaeppel ein planmäßig positives Ergebnis erzielen, das "nur unwesentlich" unter dem des Vorjahres lag.

Erfreulicher entwickelte sich das Geschäft mit hochwertiger und modischer Qualitätsbettwäsche, die vorrangig über Fachhandelsgeschäfte abgesetzt wird. Dieses Marktsegment hatte sich in den letzten Jahren rückläufig entwickelt, sich laut Dierig 2006 jedoch konsolidieren können. Dadurch übertraf das Geschäft mit hochwertiger Bettwäsche nicht nur den Vorjahresumsatz, sondern auch die Planungen. In dieses Segment zielt Dierig mit seiner Marke Fleuresse. Die Gruppe registrierte, dass viele Fachgeschäfte auf den Strukturwandel der letzten Jahre im Einzelhandel reagierten, indem sie jüngere Zielgruppen an einen gehobenen Einrichtungsgeschmack heranführen. Diese Entwicklung wird von Fleuresse durch Marketing-Aktivitäten und eine Verjüngung der Kollektionen unterstützt. Das sei vom Handel und den Endkunden positiv aufgenommen worden und zeigte 2006 Erfolge. Negative Begleiterscheinung ist allerdings, dass sich nach Informationen der Dierig-Gruppe einige Wettbewerber beim Entwurf ihrer Kollektionen an Fleuresse-Muster anlehnen. Diese Ware sei vorrangig über Möbel- und Einrichtungshäuser abgesetzt worden und von minderer Güte gewesen.

Das Geschäftsfeld der seit 2004 vermarkteten Bettwäsche für Hausstauballergiker unter dem Namen Fleuresse Evocare gestaltet sich hingegen offenkundig schwierig. Der Verkauf blieb hinter den Erwartungen zurück, was Dierig darauf zurückführt, dass die Krankenkassen im Unterschied zu anderen Allergenblockaden keine Bezuschussung gewähren. "Daher wird im laufenden Geschäftsjahr eine Neubewertung der Vertriebswege und Produktchancen vorgenommen", heißt es - Zukunft ungewiss.

Die Textilsparte der Dierig-Gruppe kam 2006 auf einen Umsatz von insgesamt 65,1 (Vorjahr: 62,3) Mio. Euro. Der Umsatz im Inland sank auf 32,5 (33,6) Mio. Euro. Im europäischen Ausland erzielte Dierig einen Umsatz von 26,2 (23,1) Mio. Euro. Das Segmentergebnis verbesserte sich leicht auf 221.000 (150.000) Euro. Die Immobiliensparte erreichte bei einem Umsatz von 5,9 (5,7) Mio. Euro ein Segmentergebnis von 668.000 (207.000) Euro. Obwohl die Textilsparte also rund 93 Prozent des Gruppen-Umsatzes erzielte, steuerte sie nur knapp 25 Prozent des Bilanzergebnisses bei.

Mit dem Verlauf der ersten drei Monate des aktuellen Geschäftsjahrs 2007 ist Dierig laut Quartalsbericht "insgesamt zufrieden". Im Textilsektor ergab sich ein Umsatzminus von rund 6 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum, das aber noch im Rahmen der Prognosen lag. Das bewertet der Vorstand angesichts des Marktumfelds als kleinen Erfolg. Die Umsätze im Immobilien-Bereich stiegen um rund 8 Prozent. Über beide Geschäftsbereiche hinweg lag der Umsatz rund 5 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Dank der anhaltend positiven Baukonjunktur, den noch zu erwartenden Impulsen im Konsum allgemein und der guten Positionierung von Dierig im Bettwäsche-Markt rechnet das Unternehmen für 2007 damit, die Umsatzdelle des ersten Quartals noch ausgleichen zu können und den Umsatz des Vorjahres zu erreichen.
aus Haustex 08/07 (Wirtschaft)