Hausstaubmilben

Allergieschutz durch optimierte Textilien


Bönnigheim - Allein in Deutschland leben derzeit circa zehn Millionen Allergiker, von denen viele empfindlich auf Hausstaubmilben reagieren. Textilien sind sowohl Überträger als auch Biotop von Hausstaubmilben und spielen dabei beim Allergieschutz eine entscheidende Rolle.

Besonders nachts sind diese Allergiker den in der Matratze lebenden Spinnentieren und ihren allergenen Kot-Ausscheidungen nahezu schutzlos ausgeliefert. Produktentwicklungen für diesen Bereich, die Milben effektiv fernhalten, abtöten oder vor dem Einatmen der Ausscheidungen schützen, haben daher beste Marktchancen. Wie aber entwickelt man effektive, gegen Milben gerichtete Textilien? Wie lässt sich die Anti-Milbenwirkung neutral belegen?

Matratzenüberzüge, so genannte Encasings, bilden aufgrund ihrer Flächenkonstruktion (z. T. Laminate) eine gewisse physikalische Barriere zwischen dem Milbenkot und den menschlichen Atemwegen. Die technische Herausforderung für Anbieter besteht darin, die Gewebestruktur und den Laminatverbund so zu konzipieren, dass er dicht gegenüber Milbenkot und dennoch atmungsaktiv ist. Um dies zu überprüfen, wurde am Institut für Hygiene und Biotechnologie (IHB) an den Hohensteiner Instituten eine eigene Milbenzucht von Hausstaubmilben (Dermatophagoides pteronyssinus) etabliert, mit denen ein Test zur Bestimmung der Milbendichtheit von Textilien entwickelt wurde.

Neben den Encasings existieren insbesondere bei Bettwaren chemische Ausrüstungen, die gegen die Milben selbst gerichtet sind. Zahlreiche Matratzenoberstoffe oder -füllungen enthalten beispielsweise Textilfasern mit antimikrobiellen Eigenschaften. Diese werden durch Textilausrüstungen mit bioziden Chemikalien (z. B. Permethrin) oder durch Biozid-Einlagerungen in die Textilfaser erreicht. Die Wirkung antimikrobieller Fasertypen in Matratzen gegenüber Milben beruht auf der Hypothese, dass Milben sich ausschließlich von den von Bakterien aufgeschlossenen Haut- und Haarschuppen des Menschen ernähren. Die Reduktion der Bakterien durch antimikrobiell aktive Fasern soll so die Nahrungskette der Milben unterbrechen. Hier stellt sich die Frage, ob und wie diese biozide Wirkungskette überprüfbar ist. Der am IHB etablierte Test auf Anti-Milbenwirkung (nach Norm NF G39-011) erlaubt es, die Wirkung von Bioziden und antimikrobiellen Textilfasern quantitativ zu erfassen. Die Erfahrungen im Umgang mit Milben erlauben es dem IHB zudem, den Nachweis für den Milbenbefall von Textilien oder Matratzen zu führen.

Die aus den Testergebnissen abzuleitenden, objektiv belegten Aussagen zur Wirkung gegen Milben dienen nicht nur der Optimierung von Produkten zum textilen Allergieschutz, sondern bilden, zum Beispiel in Verbindung mit dem Hohensteiner Qualitätslabel, auch die Basis effektiver Vermarktungsstrategien für Hersteller und Handel.
aus Haustex 09/07 (Wirtschaft)