Curt Bauer GmbH beging 125-jähriges Firmenjubiläum

Ein glänzendes Fest für Kunden und Unternehmen

Aue - Großer Bahnhof am 30. und 31. August in der Erzgebirgsstadt Aue; genauer - auf dem Firmengelände des Damastproduzenten Curt Bauer GmbH. Der Einladung, das 125-jährige Firmenjubiläum des 1882 gegründeten Familienbetriebes gemeinsam mit dem Unternehmen in festlichem Rahmen zu begehen, waren nahezu 200 Gäste gefolgt; neben Vertretern von Landes- und Kommunalpolitik, Verbänden und Kooperationspartnern insbesondere Kunden aus dem In- und Ausland; aus China, Japan, den Vereinigten Arabischen Emiraten, aus Mauretanien, Südafrika, Österreich und Russland.

In Grußworten fand das unternehmerische Wirken der Familie Bauer - einst und jetzt - Anerkennung; ganz in diesem Sinne auch die Würdigung seitens des Hauptgeschäftsführers des Verbandes der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V., Bertram Höfer, der ehemals seine eigene berufliche Laufbahn in der Damastweberei begonnen hatte; zu Zeiten, da der Betrieb als VEB im Rahmen sozialistisch-planwirtschaftlicher Maßnahmen um Eigenständigkeit bangen musste. Höfer: "Damaste aus Aue sind seit vielen Jahren, aber besonders auch heute eine tolle Visitenkarte des Made in Germany und ein hervorragendes Aushängeschild für Sachsen und unser Erzgebirge; sie sind eben das besondere Etwas. Immer hat es die Firma und vor allem auch die Belegschaft verstanden, den einmal erarbeiteten hervorragenden Ruf für Qualitätserzeugnisse aus dem Hause Curt Bauer zu bewahren." Unter Führung von Michael und Gert Bauer, die das reprivatisierte Familienunternehmen in vierter Generation führen, werde die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben. "Auch Rückschläge wie das dramatische Hochwasser im Jahr 2002 wurden verkraftet; wie in keinem anderen Unternehmen stehen Kreativität, Innovation und höchste Qualitätsansprüche im Mittelpunkt der täglichen Arbeit."

1993 war die Damastweberei rückwirkend zum 1.1.1990 reprivatisiert worden. Inzwischen sind Sortiment und Vertriebslinien auf die marktwirtschaftlich gegebenen neuen Kundenstrukturen abgestimmt. In neue Technik und Gebäudesanierung ist in zweistelliger Millionenhöhe investiert worden. Heute beliefert das Unternehmen, das in Aue 120 und in Pausa 25 Mitarbeiter beschäftigt, rund 2.500 Fachhandelskunden weltweit mit Bett- und Tischwäsche. Die Curt Bauer GmbH ist am Markt auch als Objektausstatter z.B. renommierter Hotels und Fluggesellschaften etabliert. Zum traditionellen Damastsortiment hinzugekommen sind Textilien für Kirchenausstattung und neuerdings ein Sortiment technischer Textilien. Der Exportanteil ist in den letzten beiden Jahren von 50 auf 60 Prozent gestiegen. Die erfolgreiche Firmenentwicklung spiegelt sich auch im Umsatz wider: Über die zurückliegenden zwei Jahre stieg er von 12,5 auf 15 Mill. Euro.

Mit der Jubiläumsfeier bot das Unternehmen seinen Kunden ein abwechslungsreiches Festprogramm. Von der Leistungsfähigkeit des Herstellers konnte man sich beim Betriebsrundgang durch Weberei und Veredelung persönlich überzeugen. Zuvor hieß es "Vorhang auf für eine Premiere": Stilvoll dekoriert stellten sich auf einer Etage im Werksgelände die aktuellen Jahreskollektionen Tisch- und Bettwäsche vor, ergänzt um Herbst/Winter-Neuheiten und Angebote einer Jubiläumsaktion. Was eigentlich als einmalige Hausmesse-Präsentation gedacht war, soll nun zur ständigen Einrichtung werden. Und - Gutes war mit Nützlichem verbunden worden: Die Art der Präsentation stellte quasi 1:1 dar, wie die Bauer-Messeofferte zur Heimtextil 2008 vorzufinden sein wird; dann freilich mit neuen Artikeln und Dessins. Michael Bauer: "Wir haben uns damit faktisch warmgelaufen für unseren Auftritt in Halle 9.1; im Bereich More Clarity stehen wir dann in direkter Nachbarschaft zu renommierten internationalen Premium-Anbietern." Mit dem Standortwechsel werde dem gewachsenen Anspruch der Kollektionen - insbesondere der klassischen Damasterzeugnisse aus dem Hause Bauer - Rechnung getragen.

Das Event zum 125-jährigen Firmenjubiläum setzte Glanzlichter in vielerlei Hinsicht. Zu denen kulinarischer Art zählte z.B. der Anschnitt der ca. 140 kg schweren Geburtstagstorte. Repräsentativer wie unterhaltsamer Höhepunkt war schließlich eine Modenschau mit Bekleidungsteilen, gefertigt aus Damasten und Uni-Geweben der Curt Bauer GmbH. Eigens dafür war ein Designwettbewerb ausgeschrieben worden unter dem Motto "Bauer-Damast - viel zu schade, um nur darin zu schlafen". Was dementsprechend elf Studenten aus fünf Hochschulen kreierten und als Ergebnisse - nicht nur die Preisträgermodelle - auf dem Laufsteg vorstellten, konnte sich sehen lassen. So wurde die Schau mit genauso viel Lob und Beifall bedacht wie die Initiative der Gastgeber, das Firmenjubiläum gemeinsam mit Kunden zu begehen.


Damastweberei seit 1882

Die Auer Damastweberei war 1882 vom Berliner Geschäftsmann Samuel Wolle und Alwin Bauer gegründet worden. 1898 wurde eine Weberei in Eibau hinzugekauft. Es gab damals in Aue und Eibau jeweils rund 1.000 Beschäftigte; das Unternehmen zählte zu den großen Textilfirmen Deutschlands. 1918 übernahm Curt Bauer die Leitung. Die Zeiträume 1. Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise und dann insbesondere die Vor- und Nachkriegszeit des 2. Weltkrieges hinterließen in der Firmengeschichte gravierende Spuren. Da waren die von den Nationalsozialisten erzwungene Umfirmierung der Firma S. Wolle in Curt Bauer, da Wolle Jude war, und der tragische Tod Curt Bauers; 1944 von den Nazis in den Freitod getrieben. Den Aufbau in der Nachkriegszeit - mit ungeheueren Kraftanstrengungen und unter ungünstigsten Bedingungen - bewältigte Alexander Bauer bis zur Verstaatlichung 1972 und Überführung in einen VEB. Die Damastweberei hat selbst unter diesen Umständen als eigenständiger Betrieb trotz veralteter technischer Ausstattung qualitativ hochwertige Sortimente hergestellt. Die politische Wende in der DDR ermöglichte die Reprivatisierung des Familienbetriebes. Geschäftsführende Gesellschafter - in vierter Generation - sind Michael und Gert Bauer.
aus Haustex 10/07 (Wirtschaft)