Teppiche

Langflor bleibt Trend, Naturtöne lösen Terracotta ab

Im Bereich der abgepassten Teppiche war die Domotex 2008 eher eine Messe der Evolution, als der Revolution. Große Veränderungen gab es weder auf Seiten der modischen Trends, noch bei der Nachfrage nach den verschiedenen Warengruppen: Langflorteppiche dominieren das Angebot, Maschinenweb-, Handtuft- und Nepalteppiche konnten ihren Stellenwert halten. Das Farbspektrum verschiebt sich von Terracotta zu mehr Naturfarben wie Beige und Braun. Bei den klassischen Teppichen sind weiter Zieglerteppiche aus Pakistan und Afghanistan stark gefragt, die gestiegenen Preise bei persischer Ware erschwerten die Verkäufe. von Tim Steinert

"Die Euphorie vergangener Messen fehlte - trotzdem waren wir nicht unzufrieden mit der Domotex" - dieses Zitat eines Verkaufsleiters beschreibt die Stimmung auf der Domotex 2008 sehr treffend. Dabei gibt es unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Angebotsbereichen: den Maschinenwebteppichen, den moderneren handgefertigten Teppichen und natürlich dem klassischen Orientteppich.

Bei den modernen Teppichen ist der Langflorteppich oder Shaggy allgegenwärtig. Die Preisspanne reicht von Einstiegslagen bis zum Toplevel. Es mehren sich die Stimmen, dass dieser Trend seinen Zenit - auf einem sehr hohen Niveau - erreicht habe. Die Anzeichen dafür sind der immer stärkere Preisdruck und die Tatsache, dass immer mehr über den Preis statt über die Kreativität verkauft wird. Wobei es immer noch eine stattliche Anzahl an interessanten Neuentwicklungen gibt: Von glitzernden, mit Lurexgarnen gearbeiteten Teppichen bis zu Shaggies aus Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen.

Doch auch neben den Langflors gab es rund um das neu gestaltete Floor Forum in Halle 3 und die Loom Lounge in Halle 17 einiges zu sehen. Handtuftteppiche spielen auch 2008 eine wichtige Rolle, keine Produktgruppe entwickelt sich modisch so schnell weiter und greift Trends ähnlich schnell auf. Das galt in der Vergangenheit vor allem für Acrylhandtufts, immer mehr steigt - auch in Deutschland - der Anteil von Wolle als Florgarn, wenn auch noch von einer kleinen Basis aus.

Der Markt für Nepalknüpfungen scheint sich stabilisiert zu haben. Es ist zwar nicht zu erwarten, dass die Bedeutung in naher Zukunft größer wird, die Nachfrage ist aber auf einem stattlichen Niveau stabil.

Der Farbtrend für 2008 sind ganz klar die Naturtöne. Große Teile der Ausstellungsstücke waren in Beige oder Braun gehalten. Der Trend zu Terracotta mit allen seinen Farbnuancen ist deutlich zurückgegangen, wenn auch nicht vorbei. Eher wird bei den warmen Farben ein kräftiger Rot-Ton nachgefragt. Grün ist auch nach wie vor fester Bestandteil der Kollektionen, die Popularität von Rot oder gar Beige wird es aber auch in diesem Jahr nicht erreichen. Weitere Trends bei modernen Teppichen sind in glitzernden Applikationen, Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen und Patchwork-Lederteppichen auszumachen.

Zukunftsfähigkeit von Halle 17 in Frage gestellt.

Zunehmend problematisch für die Aussteller entwickelt sich die Situation in der Messehalle 17. Zwar ist sie noch immer Heimat der meisten Importeure von moderner Nepalware, doch haben das scheinbar immer weniger Messebesucher im Bewusstsein. Ein Vergleich der Besucherzahlen spricht eine deutliche Sprache: In den Hallen 14 bis 17 war es deutlich ruhiger, als im Parallelbereich der von den Hallen 2 und 3 bis zu den Handwerkshallen 7 bis 9 reicht. Dieses Problem der räumlichen Trennung ist so ärgerlich, wie auch schwer zu lösen. Fakt ist, dass eine immer größer werdende Ausstellerzahl, die noch in Halle 17 ausstellt, sich dort nicht wohl fühlt und lieber heute als morgen in die Halle 3 ziehen würde.

Die Rückgänge der Besucherzahlen - die permanente Konzentration im Teppichhandel hinterlässt seine Spuren - waren ein viel diskutiertes Thema in den Orienthallen. Als weniger problematisch erwies sich die neue Regelung, dass vor dem offiziellen Messestart keine Einkäufer auf in die Hallen dürfen. Das Vormessegeschäft verlagerte sich etwas, trotzdem wurde auch in diesem Jahr am Donnerstag und Freitag gut verkauft. Im Gegenzug waren am letzten Messetag ebenfalls wieder zahlreiche Stände schon mittags abgebaut und die Ware verpackt. Die Maßnahmen der Messeleitung, diese Unsitte zu beenden verpufften ins leere.

Ziegler weiter stark

Trendänderungen sind im klassischen Bereich kaum zu beobachten. Die Nachfrage nach allen Produktgruppen , mit Ausnahme der persischen Ware, lag etwa auf Vorjahresniveau. Der Zieglerteppich hat seine starke Stellung behalten, seine blassen, reduzierten Farben sind weiter gefragt, Steigerungen im Absatz sind aber auch nicht zu erwarten. Modern gemusterte pakistanische Teppiche in beigen und braunen Farbstellungen entwickelten sich positiv.

Preissteigerungen im Iran - Indien stabil

Ebenfalls positiv die Entwicklungen bei den modernen persischen Teppichen. Vor allem die feingeknüpften Loribaft wurden an die aktuellen Wohntrends angepasst und entsprechend gut verkauft. Bei den einfacheren Gabbeh lässt sich ein Angebotsrückgang feststellen. Verhaltener zeigten sich die Verkäufe der klassischen persischen Ware. Die deutlichen Preissteigerungen der letzten Monate erschweren den Absatz erheblich. Ursache sind die kräftig gestiegenen Herstellungskosten im wirtschaftlich wachsenden Iran bei gleichzeitig rückläufigen Produktionszahlen und gestiegener Binnennachfrage.

Diese Probleme haben die Anbieter indischer klassischer Teppiche weniger - sowohl die Preise, als auch die Kapazitäten sind stabil. Rückläufig waren nur die seit Jahrzehnten praktisch unverändert dessinierten Qualitäten - Neuentwicklungen mit angepassten Mustern und Farben ließen sich gut absetzen, genauso die immer perfekter werdenden Nachknüpfungen persischer Gabbeh und Loribaft.

Eine Entwicklung, die den europäischen Importeuren auf der Domotex zunehmend Ärger bereitet sind die wachsenden Ausstellerzahlen von Produzenten aus den Ursprungsländern. Die Importeure fühlen sich von den Messeveranstaltern nicht ernst genug genommen und verweisen auf andere Messen, die diese Problematik gelöst hätten.

Preisdruck bei Maschinenwebteppichen

Die modischen Trends der handgefertigten Teppiche lassen sich auf die maschinengewebten Stücken übertragen. Im modernen Bereich dominiert der Langflor. Die Farbketten umfassen vor allem die Naturtöne. Bei den klassisch gemusterten Qualitäten sind die Muster der Zieglerteppiche gut im Rennen, ebenfalls in dezenten Farben. Neben der Ware selber wird auch bei den Webteppichen ein durchdachtes Marketingkonzept wichtiger. Erwähnenswert ist auch die größer werdende Zahl türkischer Weber, die viel Kraft in die Erschließung der europäischen Märkte stecken, mit spürbaren Folgen für die Preisentwicklung.
aus BTH Heimtex 02/08 (Wirtschaft)