Sonnenschutz

Offensive mit Verkaufskonzepten

Die Anbieter von Sonnenschutz- und Dekotechnik-Produkten reagieren auf die weltweit steigende Nachfrage nach Markenartikeln im Mitnahme- und Maßgeschäft mit anspruchsvollen, ideenreichen Kollektionen und produktübergreifenden Sortimenten für den Privat- und Objektbereich. Um Kaufimpulse zu aktivieren, setzt die Branche auf emotionale Promotion-Aktionen und selbsterklärende Warenpräsentations-Konzepte. von Petra Lepp-Arnold

Es scheint, als sei in der Sonnenschutz- und Dekotechnik-Branche nun eine "Wetterberuhigung" eingetreten, nachdem die letzten Jahre von heftigen Turbulenzen geprägt waren, ausgelöst durch Firmenübernahmen, Betriebsschließungen und Umstrukturierungsmaßnahmen. Jedenfalls herrschte bei den Ausstellern und Fachbesuchern der Heimtextil-Sparte "Sun" in Halle 4.2 auf den Messeständen eine positive und optimistische Stimmung, denn Sonnenschutzprodukte sind en vogue. Derzeit liegt die schlichte, geradlinige Fensterdekoration im Trend und genau diesen Designanspruch bedienen Flächenvorhang, Plissee, Rollo & Co. par excellence. Auch der Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (VIS) in Krefeld konstatierte in seinem offiziellen Branchenstatement zur Heimtextil-Messe, dass der Anteil der Beschattungssysteme am Gesamtverkaufsvolumen im Produktmix des Facheinzelhandels "nochmals gestiegen" sei.

So manches Industrieunternehmen konnte von der erhöhten Sonnenschutz-Nachfrage profitieren und 2007 satte Umsatzzuwächse einfahren, wie zum Beispiel der schwäbische Hersteller MHZ, der im Unternehmensverbund ein Plus von 14% erwirtschaftete, wie der geschäftsführende Gesellschafter Wilhelm Hachtel "hochzufrieden" bekanntgab. Ein "Boom" in der Branche sei gleichwohl nicht erkennbar, "doch wer aktiv ist, kann gute Geschäfte machen." Die gewerblichen Investitionen in Renovierungsmaßnahmen hätten deutlich zugenommen, während der Staat zurückhaltend agiere. Das Wachstum bei MHZ ging "querbeet durch alle Produktgruppen", wobei Plissee und Flächenvorhang besonders erfolgreich gewesen seien.

Auch Teba, der Duisburger Konfektionär von Sonnenschutz-Produkten der Marke Luxaflex, schloss das Jahr 2007 "sehr gut" ab und erreichte mit einem "Zuwachs von 5% das geplante Umsatzziel von 50 Mio. EUR", erklärt Geschäftsführer Frank Tovornik. Für das Unternehmen mit der Sonne im Logo war neben Plissee ebenfalls der Flächenvorhang ein Bestseller, der aufgrund seiner Individualität noch großes Potenzial besitze.

Der ostwestfälische Hersteller Kadeco verzeichnete im letzten Geschäftsjahr "abermals einen deutlichen Umsatzzuwachs. Das erste Halbjahr war grandios", stellt Kadeco-Verkaufsleiter Ralf Rosemuck erfreut fest und führt die gelungene Entwicklung zurück auf "überproportionale Exportsteigerungen sowie eine kontinuierliche Ausweitung der Inlandsnachfrage".

Gute Nachrichten kommen auch aus der Riege der Komponenten- und Stofflieferanten, wie etwa dem niederländischen Sonnenschutz-Spezialisten Coulisse, der seinen Wachstumskurs weiter fortsetzen und wie in den Jahren zuvor "wieder ein zweistelliges Plus" erreichen konnte. "Obwohl wir Dollarverluste hinnehmen mussten, sind wir trotzdem um 12% gewachsen", betont Inhaber Christiaan Roetgering und hegt das ambitionierte Ziel, den aktuellen Umsatz seines Unternehmens von 58 Mio. EUR auf 70 Mio. EUR bis Ende 2008 zu steigern.

Marktvolumen um 5 % gestiegen

Zuversicht verbreitet auch der Verband innenliegender Sonnenschutz mit seiner Meldung, dass die Branche Ende des vergangenen Jahres "ein gestiegenes Marktvolumens um rund 5%, einschließlich der Mehrwertsteuererhöhung", erreichen konnte. Das erste Quartal 2007 verlief bei den VIS-Mitgliedern zwar ausgesprochen ruhig, weil sich die Vorzieheffekte der Mehrwertsteuer-Erhöhung, die im November und Dezember 2006 für hohe Umsätze im Handel sorgten, dämpfend ausgewirkt hätten. Doch verbesserte Konjunkturaussichten und eine positive Einschätzung der Wirtschaftslage trugen dazu bei, dass dann ab dem zweiten Quartal der Verkauf der Produkte deutlich angezogen habe.

Kritisch sieht die Interessengemeinschaft der Industrie den Rückgang der Baugenehmigungen für Wohngebäude, je nach Bundesland zwischen 40 und 50%. Infolgedessen setzt der VIS auf den Renovierungsmarkt und Nachrüstungen im Zuge der Energieeinsparungsverordnung. Zudem hofft die Branche, dass die Prognosen der Wirtschaftsinstitute zutreffen und dem "sichtbaren Aufschwung der Investitionsgüterindustrie mit Versatz nun die Konsumgüterindustrie folgen wird".

Um die Marktposition seiner Mitglieder zu stärken, startete der Krefelder Verband vor einem Jahr eine Qualitätskampagne für hochwertige Sonnenschutz-Textilien. Die geprüften Stoffe dürfen VIS-Mitglieder in ihren Katalogen mit einem speziellen Q-Zeichen versehen. Nach den Behängen soll nun die Technik unter die Lupe genommen werden. "Wir haben ein Verfahren eingeleitet, um auch die Hardware nach bestimmten Kriterien zu prüfen", informiert Wilhelm Hachtel, der das Amt des Vorstandsvorsitzenden im VIS bekleidet. Forciert wird auch die "Systematisierung der Beziehung zu anderen Verbänden", wie zum Beispiel dem Bundesverband Rollladen und Sonnenschutz oder dem Bundesverband Konfektion technische Textilien BkTex.

Mehr hochwertiger Sonnenschutz

Die Besucherfrequenz in der Sonnenschutz-Halle ist jedes Jahr ein brisantes Thema. Während sich die im vorderen Teil, nahe des Haupteingangs der Messehalle 4.2, platzierten Aussteller immer über regen Publikumsverkehr freuen können, wird der Besucherstrom an den Seitenrängen und den hinteren Hallenteilen zunehmend dünner. Das machte sich diesmal zum Beispiel nicht nur auf den Messeständen von Stilgarnituren-Hersteller Büsche und dem Zubehör-Spezialisten Diekgraefe bemerkbar, sondern auch bei Velux, obwohl am Stand der Dänen ein Moderator regelmäßig eine Markisenmontage an ein Dachfenstermodul per Mikrofon kommentierte.

Allerdings war es nicht so, dass 2008 weniger Fachpublikum zur Heimtextil kam. Die Frankfurter Messe bilanziert in ihrem Schlussbericht "einen leichten Besucheranstieg", der sich allerdings nur auf die ausländischen Gäste bezog. Teba, die einen festen Standplatz gegenüber des Eingangsbereichs in Top-Lage inne haben und traditionell den deutschsprachigen Raum beliefern, gelang im Vergleich zum letzten Jahr, das schon "sehr zufriedenstellend war, diesmal sogar eine kleine Steigerung der Besucherzahl"

Für Standnachbar Gardinia aus Isny war die Heimtextil "ein voller Erfolg. "Wir hatten durch unseren neuen Messeauftritt rund 20% mehr Kundenkontakte als im Vorjahr", nimmt Geschäftsführer Reinhard Heidemann dies als "gutes Omen für die kommenden Monate".

Bei Kadeco lag die Gesamtbesucherzahl auf dem Vorjahresniveau, wobei Verkaufsleiter Ralf Rosemuck "deutliche Verschiebungen" diagnostizierte, "zu Lasten des Mittwochs, dafür konzentrierter auf Donnerstag bis Samstag". Dem Nachmessegeschäft sehen die Ostwestfalen "sehr positiv entgegen", und benennen als Gradmesser den erfolgreichen Verkauf von Musterbügelsets der erstmals vorgestellten Dekostoff-Kollektion für die Konfektion von Faltrollos und Flächenvorhängen. Das dynamische Familienunternehmen, das 2006 den Bochumer Markisenhersteller Erwilo übernahm, will seine kontinuierliche Investitionstätigkeit auch im laufenden Jahr fortsetzen. Aufgrund der ausgeschöpften räumlichen Ressourcen am Stammsitz in Espelkamp wurde jüngst die Produktionsfläche durch den Zukauf einer Halle im benachbarten Lübbecke erheblich ausgeweitet. Geplant ist, in der neuen Immobilie die Insektenschutzabteilung und eine betriebseigene Näherei unterzubringen sowie eine moderne Pulverbeschichtungsanlage zu errichten.

Auch Teba setzt auf Expansion und erweitert am Firmenstandort Duisburg seine Produktionsfläche auf 14.000 qm. In die neue Halle soll die seit August 2006 zur Unternehmensgruppe zählende Belegschaft der Düsseldorfer Tochterfirma Ce Ge De, Hersteller von Raffstoren und Rollladen umziehen. Neue Wege geht Teba auch in der Verkaufsförderung mit einem "Cross-Marketing-Konzept", basierend auf einer Werbe-Kooperation mit dem traditionsreichen Gardinenhersteller Gardisette. Die textilen Fensterideen der beiden Partner werden in einem 36 Seiten starken Extraheft der Zeitschrift Wohnidee präsentiert, das im März erscheinen wird. Wohnidee zählt mit 1,24 Mio. Lesern zu den auflagenstärksten Einrichtungsmagazinen für Endverbraucher. Die Veröffentlichung wird flankiert von einer Werbeaktion für den Fachhandel mit einem Schaufenster-Dekopaket, das Vorhangschals, einen Faltstore, Plakate sowie 30 Wohnidee-Hefte enthält. "Statistiken zeigen, dass sich gerade die Deutschen in überdurchschnittlichem Maße von Wohnzeitschriften inspirieren lassen, wenn es ums Einrichten und Dekorieren geht", berichtet Peter Mittelsteiner, Marketingleiter bei Teba über die Aktion, die "sehr erfreulich" angelaufen sei.

Ebenfalls eine Zusammenarbeit mit einer führenden Wohnzeitschrift, dem Publikumsmagazin "Schöner Wohnen" startete die niederländische B & C-Gruppe der Mutterkonzern von Blome. Unter der Lizenzmarke "Schöner Wohnen" wird nun eine SB-Kollektion für den Do-it-Yourself-Bereich offeriert, mit Rollos, Aluminiumjalousien, Raffvorhängen und Gardinen. "Wir werden das Programm in Deutschland, Österreich und der Schweiz vermarkten", kündigte Blome-Geschäftsführer Stephan Prade an. Als zweiter Step werde eine Vorhangstangen-Kollektion folgen. Ende 2008 soll über die Zusammenarbeit zwischen B & C und Schöner Wohnen in einer Spezialausgabe berichtet werden. Bislang gibt es auf dem Markt bereits eine Schöner Wohnen-Kollektion für Farben, in Kooperation mit Brillux, sowie ein Fliesensortiment.

Was den Geschäftsverlauf bei Blome im letzten Jahr betrifft, zog Prade ein positives Fazit. "Der neue Stilgarnituren-Katalog hat einen Schub gegeben und wir verkaufen mehr hochwertige Produkte." Bei Rollo und Flächenvorhang gäbe es deutliche Zuwächse. Neben dem "Blomobil", eine originelle, fahrbare Verkaufspräsentation, wurde am Gemeinschaftsstand von B & C und Blome ein Prototyp der Neuheit "Jaloupli" gezeigt, eine Synthese aus Plissee- und Jalousienbehang. Man darf gespannt sein, wie das neue Sonnenschutzprodukt in der Branche ankommt.

MHZ, die an ihrem Messestand kubanisches Flair verbreiteten, mit Bananenstauden und Rattan-Möbeln, feierten Premiere mit einem produktübergreifenden Natur-Programm aus Holzjalousien sowie Roll-Ups und Faltrollos aus Bambus-, Papier- und Holzgewebe. Unvermindert aktuell ist die auf der letztjährigen Heimtextil-Messe vorgestellte Flächenvorhangkollektion, die mit plakativen Pflanzenmotiven ebenfalls den Naturtrend aufgreift und "extreme Zuwächse" hatte, verriet Wilhelm Hachtel - auch im Hinblick darauf, dass Flächenvorhänge zunehmend der Vertikallamelle den Rang ablaufen, vor allem im Objektbereich. MHZ verspricht sich von einer neuen 250 mm-breiten Paneele, die eine Synthese aus Flächen- und Lamellenvorhang darstellt, gute Verkaufschancen. "Bei breiten Paneelen fehlen oft die Parkflächen am Fenster, wenn der Behang geöffnet wird", nennt Hachtel einen funktionalen Grund.

"Mehr Marke" heißt es bei Gardinia Home Decor. Das Unternehmen aus Isny will die klare Trennung seiner beiden Vertriebswege künftig gezielt kommunizieren: Unter dem Premium-Label Alugard vermarktet das Unternehmen aus Isny maßgefertigte Sonnenschutz- und Dekotechnik-Programme über den einschlägigen Fachhandel und Möbelhäuser. Die DIY-Sparte liefert unter der Marke Gardinia Mitnahmesortimente sowie eine abgespeckte Maßkollektion an Bau- und Heimwerkermärkte. Flankiert wird das SB-Angebot von einem komplett neu aufgelegten Merchandisingkonzept mit kundenorientierter Warenpräsentation, damit sich die Konsumenten auch ohne Beratung eines Verkaufers in den Musterwänden zurecht finden. Zudem soll an jedem Produkt das Gardinia-Label angebracht werden, um eine Unterscheidbarkeit zu Importware aus Fernost zu schaffen. "Wir werden auch unsere Alugard-Außendienstmitarbeiter konsequent getrennt von den Gardinia-Vertretern agieren lassen", betont Reinhard Heidemann, der geschäftsführende Gesellschafter von Gardinia Home Decor. Die Präsenz von Alugard auf regionalen Fachmessen wurde bereits "deutlich ausgebaut", mit der Teilnahme an den Dortmunder Ordertagen, der Casa in Salzburg und Comfortex in Leipzig. Dass das Geschäft in den letzten Monaten in Deutschland sehr schwierig war, will Heidemann nicht verhehlen. "Der SB-Markt schrumpft." Während Alugard zulegte, mussten bei Gardinia zwar keine Rückgänge beim Volumen, aber wertmäßige Verluste hingenommen werden. "Die Defizite konnten wir jedoch durch unsere Aktivitäten in Osteuropa ausgleichen."

Auf dem Sektor als Lieferant von Mitnahme- und Maßprodukten für Großflächenanbieter und den Versandhandel tummelt sich auch das thüringische Familienunternehmen Liedeco. Ferner offeriert der Konfektionär aus Uder unter der Marke Liedecolux eine hochwertige Maßkollektion für den Fachhandel. Neu etabliert und auf der Heimtextil-Messe erstmals vorgestellt wurde Liedeco Plus, eine Premiummarke für den DIY-Markt, mit maßgefertigtem Sonnenschutz und Dekotechnik, konzipiert für gehobene Bau-, Fachmarkt- und Möbelhausketten. "Liedeco Plus ist die logische Verbindung zwischen der bekannten Kompetenz im SB-Bereich und dem Wunsch des Endverbrauchers nach mehr Individualität und höherwertigen Artikeln", sagt Britta Gies, bei Liedeco zuständig für Marketing und Produktmanagement. Durchdachte Beratungsinseln und -Wände sollen das angestrebte "Verkaufen mit Konzepten" am POS unterstützen.

Velux brachte auf die Heimtextil eine neue Sonnenschutz-Kollektion mit und zeigte eine repräsentative Auswahl davon an mehr als 30 Dachfenstern, die in den luftig gestalteten Messestand integriert waren. Ziel der neuartigen Produktpräsentation war es, den Fachbesuchern deutlich zu machen, dass Sonnenschutzlösungen für das Dachgeschoss nach Funktion gekauft werden. Farben und Dekore spielten bei der Kaufentscheidung hingegen eine "eher nachgeordnete" Rolle, hat die Marketingleitung des Unternehmens bei einer Kundenbefragung herausgefunden. Andreas Kuipers, Geschäftsführer Velux Deutschland und sein Team planen für 2008 wieder eine reichweitenstarke Marketingoffensive, die diesmal darauf zielt, die Aufmerksamkeit der Endverbraucher auf hochwertigen Sonnenschutz im Dachgeschoss zu lenken. Geplant ist unter anderem ein TV-Spot für Elektro-Rollläden sowie eine Verkaufsaktion für Sonnenschutz unter dem Motto "Drei Monate Probezeit". Zudem soll ein neuer, durchdacht strukturierter Beratungsordner Fachhändlern und Raumausstattern das Kundengespräch erleichtern.

Furnilux aus dem sächsischen Limbach-Oberfrohna, als Tochterfirma von Folienrollo-Anbieter Multifilm und einem Drechslerei-Betrieb 2005 gegründet, ist Spezialist für Sonnenschutz aus nur 0,6 mm dünnen, lichtdurchlässigen Echtholzfurnier-Lamellen, die beidseitig mit Kunststoff laminiert werden. Aus den Lamellen, die es in 12 Furnierholz-Ausführungen gibt, fertigt das Unternehmen Plissees, Jalousien und Flächenvorhänge auf Maß und vermarktet das Programm über den einschlägigen Fachhandel. Aktiv ist Furnilux auch im Ausland, wie England, Belgien, Holland, Österreich und der Schweiz. Yvonne Reinhold, bei Furnilux zuständig für Marketing und Vertrieb, beziffert den Exportanteil auf rund 25%.

Erstmals auf der Heimtextil stellte das Familienunternehmen Maasberg aus. Die Tüftler aus dem fränkischen Münchberg zeigten ein außergewöhnliches Sicht- und Blendschutzsystem in Form einer vertikal verschiebbaren Paneele für den Wohn- und Objektbereich, die unter dem Namen Horizon vermarktet wird. Die in der Höhe und Breite variable, maßgefertigte Kombination aus PCM- und Stoffelementen lässt sich am Fenster verschieben und justieren, so dass keine Lichtreflexe am PC-Arbeitsplatz stören. Für den neuartigen Sonnenschutz wurde auf der Heimtextil der AIT-Innovationspreis verliehen.

Komponenten-Anbieter zielen auf Objektmarkt

Aus dem Metier der Komponentenlieferanten und -hersteller waren die beiden niederländischen Unternehmen Coulisse und Hunter Douglas in Frankfurt präsent. Für Friedrich Petrat, Geschäftsführer der deutschen Hunter Douglas Niederlassung in Kassel, eine ideale Plattform, um die internationale Kundschaft des Weltmarktführers im Sonnenschutz über Produktneuheiten zu informieren, wie zum Beispiel den im vergangenen Sommer neu vorgestellten benutzerfreundlichen Plissee-Katalog. Der holländische Hardware- und Stofflieferant konnte sich über ein "außergewöhnliches Wachstum" seines Textilzentrums Artex in Aarle freuen. Starken Anteil an diesem guten Ergebnis hatte laut Petrat der Bereich Funktions- und Objektstoffe sowie die Digital-Printkollektion, die in einigen Ländern erfolgreich eingeführt worden seien.

Auf dem ehemaligen Messestandplatz des Schweizer Sonnenschutz-Herstellers Silent Gliss, der diesmal nicht zur Heimtextil gekommen war, hatte Coulisse einen großzügigen Meetingpoint errichtet. Originell: Das Fachpublikum konnte auf Sesseln Platz nehmen, die mit opulenten Stoffen der neuen Rollo-Kollektion bezogen waren. Für die Rollo-Behänge der neuen Druckserie verwendet das Unternehmen "hochwertigste Materialien", die normalerweise nur für Gardinen eingesetzt werden. "Von der Designsprache handelt es sich um Nischenprodukte", bemerkt Coulisse-Inhaber Christiaan Roetgering, der außerdem mit neuen Stoffentwicklungen gezielt den Objektbereich ausbauen möchte. So haben die Niederländer nicht nur die Exklusiv-Vertretung für Screenmaterialien des weltgrößten Screen-Produzenten Phifer in Europa übernommen, sondern auch bereits "Eigenentwicklungen" zusammen mit dem US-amerikanischen Konzern durchgeführt.

Auch der schwedische Sonnenschutz-Textilproduzent Almedahl-Kinna verstärkt seine Aktivitäten für den Objektmarkt und präsentierte in Frankfurt ein produktübergreifendes, nach dem Koordinate-Prinzip gestaltetes Contract-Konzept mit Sonnenschutzprodukten, Gardinen, Möbelstoffen sowie Teppichen. Die moderne, ideenreiche Contract Collection enthält Exklusiv-Entwürfe der französischen Designerin Inga Sempé und ist "sehr hochwertig positioniert", sagt Birgitta von Renteln, Area Sales Manager von Almedahls. Das neue Programm entstand in Kooperation mit Almedahls in Göteborg, eine frühere Schwesterfirma von Almedahl-Kinna, die Anfang des Jahres in den Firmenverbund - dem seit 2006 auch Domicet in Finnland angehört - übernommen wurde. Die gesamte Gruppe wird künftig unter dem Markennamen Almedahls auftreten und sich verstärkt auf ganzheitliche Sortimente konzentrieren, "weg von Einzelprodukten, hin zu kompletten Einrichtungslösungen", gab Anders Lundstedt bekannt, Marketing Manager von Almedahls in Göteborg.

Als "mit Abstand größten Sonnenschutztextil-Produzenten in Europa" ordnet sich Junkers & Müllers in der Branche ein. Das Unternehmen aus Mönchengladbach, das 2007 rund 40 Mio. EUR Umsatz erzielte, will bis 2010 auf 50 Mio. EUR wachsen, "möglichst mit einer vernünftigen Rendite" lautet das ambitionierte Ziel von Udo Jakobs, seit Mai letzten Jahres neuer Geschäftsführer von J&M, nach dem Weggang seines Vorgängers Conrad Mauritz. Der Hersteller, der 2007 fast seine gesamte Produktrange" nach dem Öko-Tex Standard 100 IV zertifizieren ließ, hat jüngst in vier innovative Plisseeproduktionsstraßen investiert und sich die neue Technologie patentieren lassen. Die sogenannten Continue-Anlagen gewährleisten eine Reproduzierbarkeit der Plisseestoffe, "von der ersten bis zur letzten Falte dieselbe Kontinuität", erklärt Jakobs. Nun soll das Produktspektrum weiter ausgebaut werden, "weil wir Stoffe plissieren können, die zuvor nicht möglich waren, zum Beispiel Fadengelege."

Bamberger Kaliko, Spezialist für Textilveredelungen, konzentrierte sich bei seiner neu entwickelten Flächenvorhang-Kollektion auf dekorative transparente Qualitäten, um das Angebot in diesem Bereich zu verstärken. "Bisher standen die beschichteten Stoffe im Vordergrund", sagt Marion Leimeister, Designerin bei dem 1863 gegründeten, international tätigen Traditionsunternehmen, das mit der Fertigung technischer Textilien rund 26 Mio. EUR Umsatz erzielt, darunter Stoffe für den innenliegenden Sonnenschutz und Bucheinbandstoffe.

Motorisierungslösungen für Innensonnenschutz eröffnen Raumausstattern neue Verkaufschancen, ist die Botschaft von Somfy an den Fachhandel. Der Spezialist im Bereich Antriebe und Steuerungen für Sonnenschutz und Rollladen hat in Kooperation mit MHZ ein Vermarktungskonzept erstellt, das drei Basisbausteine beinhaltet: Schulungen, Produktdarstellung und Verkaufsförderungsmaterial. Damit der Handel an der Entwicklung dieses noch "schlummernden" Marktes teilhaben kann, nennen die Initiatoren als wichtigen Erfolgsfaktor, das Thema Motorisierung kontinuierlich im Verkaufsgespräch aufzugreifen und aktiv in der Ausstellung zu präsentieren, skizziert Produktmanager Oliver Schöpf das Konzept.

Dekotechnik-Markt im Wandel

In der Dekorationstechnik-Branche gab es bei zwei Unternehmen einen Eigentümerwechsel. Der im Top-Segment angesiedelte Vorhanggarnituren-Anbieter Artline Wohndecor in Kerpen wurde "im Zuge einer Nachfolgeregelung" Anfang Januar vom Textilverlag Nya Nordiska übernommen, der nun komplette Dekorationslösungen aus einer Hand offerieren wird. "Artline steht für zeitlose Klassiker mit hoher Produktästhetik und harmoniert bestens mit der gewachsenen Nya Nordiska Kollektion", heißt es in der Pressemeldung des international agierenden Deko- und Möbelstoff-Unternehmens in Danneberg, das nicht nur die Marke Artline, sondern auch das Unternehmen und die Mitarbeiter übernimmt.

Der Gardinenzubehör-Hersteller Hinno in Meggen wurde Ende August 2007 von Firmengründer Alfred Heinrich aus Alters- und Gesundheitsgründen veräußert. Die neuen Eigner des Schweizer Unternehmens, das unter anderem den Clic-Vorhanggleiter vermarktet, sind Markus Lehmann und Patrick Schildknecht, die "hochwertige Produkte im Bereich Fensterdekoration entwickeln und auf weitere Expansion setzen wollen".

Vorhangschienen-Systeme aus Kunststoff und Aluminium bilden die Deco-Technik Sparte von Möller, Spezialist für Kunststoff- und Metallverarbeitung aus Meschede. Neben einer Wendeschiene sowie einem neuartigen "Klixi"-Drehgleiter für Alu-Schienen mit 6 mm Kanal, stand im Mittelpunkt der Neuheiten vor allem ein Elektrozugsystem, das in Kooperation mit Somfy entwickelt wurde. Für die per Funkfernsteuerung bedienbare Vorhangschiene sieht man bei Möller Potenzial im privaten Bereich. Der Bereich Deco-Technik brachte laut Vertriebsleiter Manfred Schmidt im Inland leichte Zuwächse, während der Export kräftig zulegte. Im Ausland sei nach wie vor die Kunststoffschiene gefragt, wobei in Russland inzwischen auch hochwertig ausgestattet werde, etwa mit der neuen Elektroschiene.

Auch für Stilgarnituren-Hersteller Büsche ist das Exportgeschäft ein wichtiges Standbein. Der Auslandsanteil des Unternehmens aus Neuenrade liegt bei fast 60%. "Im Export haben wir sehr gut verkauft, während wir mit der Entwicklung auf dem deutschen Markt nicht ganz zufrieden sind", analysiert Geschäftsführer Friedrich Harr das Jahr 2007, das dennoch einen "zufriedenstellenden Abschluss" brachte. "Der Aufschwung hat die Fensterdekoration noch nicht so ganz erreicht, denn wir hören über unsere Großhändler, dass die Raumausstatter unzufrieden sind." Neu im Portfolio des Stangen-Produzenten und auf der Messe zu sehen war ein praktisches Flächenvorhangsystem mit Kedertechnik.

Ein neues Flächenvorhangsystem sorgte auch am Messestand von Interstil für Gesprächsstoff. Während bei marktüblichen Techniken der Blick von unten sowohl auf die Schienenkanäle, als auch die Klettband-Befestigung des Stoffes an den Paneelwagen fällt, entwickelte der Steinhagener Garnituren-Spezialist eine formschöne Konstruktionslösung mit absenkbaren Paneelwagen. Das Flächenvorhangsystem, mit dem Interstil eine neue Produktsparte eröffnet, wird als besondere Innovation in die sogenannte Entwicklungsplattform Outlook integriert.

Auch beim Messeauftritt von Buchheister spielte die Flächenvorhangtechnik eine wichtige Rolle, in Gestalt eines modulartigen Schienen- und Raumtrennungsprogramms. Das Familienunternehmen Buchheister aus Sundern, 1923 gegründet und in dritter Generation geführt, bedient zwei unterschiedliche Vertriebsbereiche. Maßprodukte der Marke Art Deco, die rund 40% zum Umsatz beisteuern, "vertreiben wir über den Fachgroßhandel", informiert Inhaber Karl Buchheister. Das Gros zum Umsatz des Unternehmens trägt die SB-Sparte My Deco mit 60% bei. Der Exportanteil liege bei etwa 35%.
aus BTH Heimtex 02/08 (Wirtschaft)