Berthold

Seriöse Massivdielen-Anbieter werden sich behaupten


Gerne komme ich der Bitte nach, zum 20-jährigen Bestehen des ParkettMagazins ein paar Worte zu Geschichte, Lage und Aussichten der Firma Berthold OHG zu sagen. Das ParkettMagazin blickt auf eine Geschichte zurück, die fast doppelt so lang währt wie mein Unternehmerleben. Ich selbst bin erst seit etwas mehr als zehn Jahren in der Holzbranche tätig. Dies vorweg.

Als ich in den Holzhandel meines Vaters eintrat und mich für Bretter zu interessieren begann, hatte ich die Idee, Massivholzdielen herzustellen und an den deutschen Holzhandel zu verkaufen. Da ich über keine Produktionsmittel verfügte, suchte ich mir Produzenten, die für mich im Lohn hobelten. Die Rohware kaufte ich selber - containerweise Hard Maple und White Oak aus Übersee. Dafür, dass ich von Holz und Holzbearbeitung nicht viel wusste - muss ich heute sagen -, dass ich mehr Glück hatte als Verstand. Der Markt war mir wohl gesonnen und so konnte ich meine Ware zu guten Preisen an den Mann bringen. Ende der 90er Jahre traf ich die Entscheidung, mit der Lohnbearbeitung aufzuhören und selber zu produzieren. Ich baute in Bornheim, in der Nähe von Bonn, ein Hobelwerk, das sich ausschließlich mit der Herstellung von Massivdielen aus Laubholz beschäftigt. Diese Spezialisierung war richtig; während um mich herum immer mehr Hobelwerke in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerieten, konnte ich mich auch in schlechten Zeiten gut halten und stetig expandieren.

Größter europäischer Hersteller von Laubholzdielen

Die Bornheimer Holzwerke produzieren heute nicht mehr nur für Berthold, sondern auch für weitere namhafte Parkett-Anbieter. Es gibt zwar keine brauchbaren Statistiken, aber ich bin ziemlich sicher, dass es keine zweite Produktionsstätte in Europa gibt, die ein größeres Volumen an Laubholzdielen herstellt. Aus Gründen der Versorgungssicherheit habe ich vor vier Jahren die Mehrheitsanteile an einem großen österreichischen Laubholzsägewerk (European Hardwood Production, Einschnitt 25.000 Festmeter Eiche und 19.000 Festmeter Buche) übernommen. Da bei Massivholzdielen der Materialanteil und damit die Rohstoffbeschaffung eine große Rolle spielt, war auch dieser Schritt richtig. Ich kann mich also nicht beklagen und will das auch nicht tun. Obwohl die derzeitige Lage am deutschen Parkettmarkt wenig Anlass zu Optimismus gibt. Um es deutlich zu sagen: Wenn wir (ich spreche ausdrücklich auch für meine Mitarbeiter) uns in den letzten Jahren nicht intensiv um den Export bemüht hätten, würde es uns schlecht gehen. Wir verkaufen heute mehr Massivholzdielen im Ausland als in Deutschland und diese Tendenz scheint sich noch zu beschleunigen. Es wird zwar immer noch davon gesprochen, der Markt für Massivholzdielen sei ein Wachstumsmarkt, und es mag auch stimmen, dass es heute kaum noch einen Parketthändler gibt, der auf das Sortiment verzichtet.

Aber Tatsache ist, dass die Umsätze nicht mehr steigen. Ich halte den deutschen Markt für gesättigt. Hinzu kommt, dass dieser Markt auch immer schwieriger wird. Nicht nur, weil bei steigenden Rundholzpreisen die Verkaufspreise unter Druck stehen, sondern auch, weil die Produktvielfalt zunimmt und ein industrielles Produzieren immer schwieriger macht. Das gilt besonders für die vielen Oberflächenvarianten von Naturöl bis Lack, von farblich geölten bis zu gebürsteten, geschroppten und sonst wie behandelten Oberflächen.

Marktbereinigung erwartet

Für die Zukunft sage ich voraus, dass viele Produzenten von Massivholzdielen wieder vom Markt verschwinden werden und sich nur ein paar wenige seriöse Anbieter behaupten können. Das wäre ein Segen. Der deutsche Markt wurde in den letzten Jahren zu stark von Billiganbietern (zum Teil aus Osteuropa und China) beliefert, die zwar gute Preise machen, aber in puncto Zuverlässigkeit und Qualitätssicherung zu wünschen lassen und damit das Produkt in Misskredit bringen.

Ob es im Produkt selbst zu bedeutenden Neuerungen kommen wird, wage ich dagegen zu bezweifeln. Das ist auch gar nicht nötig. Eine Massivholzdiele ist ja nicht deshalb die beste Wahl für den Fußboden, weil sie der letzte Schrei wäre, sondern stilvoll das Altbewährte tradiert. Berthold wird jedenfalls nicht versuchen, jeder Mode hinterherzulaufen. Stattdessen werden wir uns auch weiter auf das Wesentliche konzentrieren. Und dies besteht für uns ganz eindeutig darin, dem Händler unseres Produkts einen hohen Grad an Verfügbarkeit und Verarbeitungsqualität zu garantieren.
aus Parkett Magazin 06/07 (Wirtschaft)