EUCA-Jahreshauptversammlung, Hamburg

Probleme des Marktes und mit der Domotex

Die unverändert schwierige Marktlage der Teppich-Importeure, Disskussionen über die Domotex sowie die Neuwahlen des Vorstandes prägten die Tagesordnung der Jahreshauptversammlung des Branchenverbandes EUCA - European Carpet Importers Association.

"Seit 2002 gingen mehr als ein Drittel des Gesamtumsatzes verloren und auch die Menge sackte um rund 15Prozent", bilanzierte der 1. EUCA-Vorsitzender Dr. A. R. Ipektchi die Entwicklung der Teppichimporte. Zeitgleich sind dazu die laufenden Kosten der Importeure gestiegen sind. "Die Marktaustritte vieler Importeure sind eine logische Folge", so Ipektchi weiter.

Die aktuell verfügbaren Zahlen für das erste Halbjahr 2007 zeigen außerdem, dass der Tiefpunkt noch nicht erreicht ist. Und sie machen weiter deutlich, dass die Lage in Deutschland, dem mit Abstand größten EU-Markt für Teppich-Einfuhren, am schwierigsten ist. Während von Januar bis Ende Juni die Teppichimporte in die EU wertmäßig um fast 9 Prozent zurückgingen, waren es in Deutschland fast 11 Prozent: Mengenmäßig wies die gesamte EU ein Minus von knapp 4,6 Prozent aus, in Deutschland waren es dagegen 6,5 Prozent. Konsequenz: Früher gelangten mehr als 50 Prozent aller EU-Teppichimporte auf den deutschen Markt, mittlerweile sind es nur noch rund 40 Prozent.

Sechs EUCA-Arbeitskreise

Entscheidend geprägt wird die EUCA-Arbeit von zahlreichen Arbeitskreisen (AK), über deren Strategien und wichtigste Ergebnisse Jens-Peter Höge, 2. Vorsitzender und Kassenwart, informierte: Der AK Corporate Design konnte sich eine komplette optische Neuausrichtung des Verbands sowie vielfältige Arbeiten rund um den EUCA Award auf die Fahnen schreiben, während der AK Öffentlichkeitsarbeit sich vor allem um die Domotex-Pressekonferenz und die zahlreichen sonstigen Presseaktivitäten kümmert.

Die Arbeit des AK Lobby und Politik zielt auf eine wesentliche finanzielle Entlastung der Teppich-Importunternehmen. Da in keinem EU-Mitgliedsland handgeknüpfte Teppiche produziert werden, fragt sich nicht nur Ipektchi: "Warum wird in der Gemeinschaft überhaupt Zoll auf Teppiche erhoben?"

Große Bedeutung für die EUCA-Zukunft kommt der Arbeit des AK Mitgliedergewinnung zu, denn die am Jahresende 2007 insgesamt 41 Mitgliedsunternehmen bilden auf Dauer eine zu schmale Basis. Einigkeit besteht innerhalb des Verbandes darin, dass sich EUCA zukünftig stärker europäisieren und mehr Mitglieder gewinnen will. Vor allem die finanzielle Lage - die letzte kleine Beitragserhöhung fand zur Jahrtausendwende statt - mache dies in den nächsten Jahren erforderlich. Der AK Mitgliederbetreuung stärkte unter anderem durch die Etablierung eines regelmäßigen Quartals-Newsletters sowie weitere Maßnahmen den Service-Gedanken innerhalb des Verbandes.

Vorstand Ipektchi und Geschäftsführer Peter Fliegner waren sich darüber einig, dass gegenwärtig und künftig Arbeit und Ziel von EUCA darin besteht, einen starken europäischen Verband darzustellen, der Aussagen zu allen relevanten Themen treffen und Ansprechpartner für alle wichtigen Institutionen sein kann - und dabei ausgeglichene Finanzen vorweist.

Domotex erregt die Gemüter

Kontrovers diskutiert wurde auf der EUCA-Jahreshauptversammlung die Entwicklung der Teppich-Leitmesse Domotex, die im Januar 2008 einen neuen Ausstellerrekord aufweist. Besonders die steigende Anzahl der Aussteller aus den Ursprungsländern handgeknüpfter Teppiche wird als Problem gesehen: "So ein kleiner Stand kann einen viel größeren eines seriösen Importeurs in Hannover kaputtmachen", hieß es. Kurz-, mittel- und langfristig schade die weitere Zunahme von Messeständen aus den Teppich-Herstellerländern allen Importeuren und damit am Ende auch der Messe selbst. Die Messe Hannover verwahrte sich energisch gegenüber dem aus Importeurskreisen laut gewordenen Vorwurf einer gezielt betriebenen offensiven Anwerbung von asiatischen Herstellern für die Messe in Hannover.

Die Wahlen zum neuen siebenköpfigen EUCA-Vorstand brachte eine wichtige Änderung: Der bisherige Beisitzer Klaus H. Günther konnte sich wegen einer beruflichen Veränderung nicht mehr zur Wiederwahl stellen. Für ihn wurde Ulrich Assmann, einer der Geschäftsführer des Pohlheimer Importeurs Wissenbach, vorgeschlagen, der auch - zusammen mit den übrigen bisherigen Vorstandsmitgliedern - einstimmig gewählt wurde. Die Wahl Assmanns in den Vorstand ist als Signal zu werten, dass der Verband auch die Belange der Importeure moderner Teppiche ernst nimmt.
aus Carpet Magazin 01/08 (Wirtschaft)