Interview des Monats: Sanders, Bramsche

"Wir haben uns positiv entwickelt und das sehen wir für die Zukunft auch weiter so"

Das Bettwaren-Unternehmen Sanders hat in der Vergangenheit unter anderem durch sein innovatives System ClimaBalance in der Branche auf sich aufmerksam gemacht, aber auch die Übernahme der Mecklenburger Bettwaren Manufaktur kam 2007 überraschend. Das Bramscher Unternehmen entwickelte sich in den vergangenen Jahren dadurch recht dynamisch. Grund genug für Haustex, das Unternehmen vor der Frankfurter Heimtextil in Bramsche zu besuchen und über die Pläne für die Messe, die Firmenstrategie und Zukunftspläne zu sprechen.

Haustex: Herr Sanders, was darf man auf der Heimtextil von Ihrem Unternehmen erwarten?

Hans-Christian Sanders: Wir sind überzeugt, dass wir mit unserer Entwicklung und unseren Innovationen in den letzten Jahren immer wieder Duftmarken gesetzt haben. So wird es auch in diesem Jahr wieder auf der Heimtextil geschehen. Natürlich werden wir das Kernthema ClimaBalance in den Vordergrund stellen, das sich in den letzten Wochen und Monaten sehr positiv entwickelt hat. Wir werden auch neue Programme herausbringen unter den Namen Emotions, Estella und Atelier. Diese sollen die qualitative Ausrichtung des Unternehmens unterstreichen. Außerdem kommen neue Produkte im Bereich der kbA-Garne. Das Gewebe ist aus ökologisch angebauter Baumwolle, dort sehen wir in den nächsten Jahren steigende Nachfrage. Natürlich sind die Produkte teurer, aber wir denken, dass ökologische Themen künftig im Focus stehen werden. Dazu sind Initiativen seitens der Industrie notwendig. Wir sind überzeugt, dass derartige Produkte einen nicht unerheblichen Anteil der Bevölkerung ansprechen werden.

Maarten Gaarthuis: Wir sehen da eigentlich eine zweite Welle, weil in der Bekleidungsindustrie mit dem Thema marketingmäßig mächtig gepowert wird, und das wird das ökologische Bewusstsein beim Endverbraucher fördern.

Sanders: Im Mittelpunkt stehen unsere hochwertigen Gewebequalitäten, zum Beispiel superfeine Batiste und exklusive Satinqualitäten, weiterhin Produktinnovationen wie zum Beispiel Baumwolle/Cashmere, exklusive Sea-Island Qualitäten, hergestellt aus den langstapeligsten Baumwollqualitäten auf dem Markt, die durch die kleinen Anbauprovenienzen streng limitiert sind. Wir werden daraus eine kleine, exklusive Linie mit Geweben und Hüllen herstellen. Weiterhin werden wir auf den Messen erstmalig ein Programm unter der Lizenzmarkenführung Estella vorstellen.

Haustex: Was genau haben Sie mit dem Lizenzgeber Estella vereinbart?

Sanders: Wir haben im letzten Jahr die Estella-Lizenz für Zudecken und Kissen mit Füllungen aller Art erworben. Mit Estella erweitern wir unser Markenportfolio, um mit einem bereits eingeführten Namen den Ausbau unseres Fertigwarenprogramms zu stärken.

Haustex: Wie ist Estella positioniert innerhalb Ihres Markenportfolios?

Sanders: Eine Sonderstellung nimmt ClimaBalance ein, denn diese Produkte sind als Unikate weltweit patentiert. Estella hingegen deckt ein breites Marktspektrum in konsumigen bis mittleren Preislagen Vertriebslinien übergreifend ab und kann durchaus neben unseren hauseigenen Programmen positioniert werden.

Haustex: Welche Bedeutung hat die Heimtextil-Messe für das Unternehmen?

Sanders: Die Heimtextil ist für uns seit vielen Jahren die entscheidende Leitmesse. Dies gilt insbesondere für den internationalen Geschäftsbereich. Die Heimtextil ist die internationale Drehscheibe für alle wichtigen Handelspartner. Es kommen Kunden aus der ganzen Welt und dort gibt es die Möglichkeit, ihnen neue Produkte vorzustellen, das Jahr 2008 vor Ort zu besprechen und auch Abschlüsse zu tätigen. Die Heimtextil hat für uns einen hohen Stellenwert. Wie sich das in Zukunft entwickeln wird, muss man beobachten, aber im Moment sehe ich keine echte Alternative. Was die Halle 8 betrifft, gibt es unterschiedliche Meinungen. Wir sind in der Halle 8 mit unserem Standort zufrieden, natürlich wünscht man sich weitere starke Aussteller, die Frequenz ziehen.

Für 2009 werden wir uns dann erneut mit der Messethematik beschäftigen und aus Kundensicht analysieren, wo unsere zukunftsorientierte Positionierung ist. Das Umfeld der Piazza wäre sicher attraktiv und würde einen Wechsel in die Halle 3 überlegenswert machen, was auch unserem Image entsprechen würde.

Haustex: Wie hat sich Sanders im letzten Jahr wirtschaftlich entwickelt?

Sanders: Wenn man das Jahr Revue passieren lässt, können wir auf ein zufriedenstellendes erstes Quartal zurückblicken, das zweite Quartal war aufgrund des angespannten Marktes schwierig, die zweite Jahreshälfte verlief erwartet positiv. Insbesondere seit Saisonbeginn ab September machen wir ein sehr gutes Geschäft. In der Addition wird 2007 zufriedenstellend verlaufen sein, aber ich würde mir wünschen, dass es künftig nicht nur Umsatzwachstum, sondern auch Ertragsverbesserungen gibt.

Werner Reddehase: Notwendige Preisanpassungen konnten durch die Marktlage in den letzten Jahren nur sehr bedingt realisiert werden. In der schwierigen Phase der Mehrwertsteuererhöhung haben wir den Handel durch Verzicht auf Preiserhöhungen unterstützt und aktiv mit Preisreduzierungen beim ClimaBalance-Programm für eine Kompensation gesorgt

Sanders: Im Grunde benötigen wir als Hersteller zwingend Preiserhöhungen, da die Gesamtkosten erheblich gestiegen sind, vor allem für Energie und die Rohstoffe insbesondere im hochwertigen Bereich. Die Konsequenz daraus ist, dass wir uns zukünftigen Preiserhöhungen bei gleich bleibender Produktqualität nicht entziehen können. Erfreulich ist, dass sich der Fachhandel trotz der allgemeinen schwierigen Absatzlage in diesem Marktsegment für uns positiv entwickelt hat. Das haben wir so nicht erwartet, wir haben eher mit einem leichten Rückgang gerechnet. Auch unser Auslandsgeschäft ist mittlerweile eine stabile und damit tragende Säule geworden. Von daher sind wir, was die Entwicklung unseres Hauses angeht, mit dem Jahr 2007 zufrieden.

Haustex: Welchen Anteil an der Entwicklung hat ClimaBalance?

Sanders: Die Produktgruppe ClimaBalance entwickelt sich kontinuierlich, das ist wie mit einem Schneeball, der vom Berg herunterrollt und immer größer wird. Für uns ist es im Moment ganz wichtig, dass wir eine flächendeckende POS-Positionierung erreichen. Erst dann ist eine Kampagneunterstützung sinnvoll und ökonomisch. Derzeit sind wir bei etwa zwei Dritteln unseres Zieles angekommen. Wir haben knapp 300 Verkaufspositionen, und zwar vorwiegend im Facheinzelhandelsbereich. Entscheidend ist dabei die Abverkaufsfrequenz, die - dies belegen steigende Nachdispositionen unserer Kunden - zugenommen hat. Sobald die Marktdurchdringung abgeschlossen ist, können wir den nächsten Schritt machen und ein bereits vorbereitetes Werbekonzept umsetzen.

Haustex: Sollten sich die Interessenten im Handel also beeilen, um noch einen ClimaBalance-Shop zu bekommen?

Sanders: Nein, prinzipiell gibt es keine Standortexklusivität, ein gewisses Mindestmaß an Umfeld sollte allerdings vorausgesetzt werden. Für uns ist es wichtig, flächendeckende POS-Punkte zu besetzen, um künftig werbliche Streuverluste zu vermeiden.

Reddehase: Es gibt gleiche Chancen für alle. Wir arbeiten mit einem fixen Preissystem, das auch praxisbezogen allseitig Akzeptanz findet, und insofern entwickelt sich ClimaBalance kontinuierlich weiter, weil diese Produktgruppe idealer Weise beim beratungskompetenten Fachhandel positioniert ist.

Haustex: Nun wird ja gerne auf den Fachhandel geschimpft, er sei schwer beweglich und wenig innovations- und risikofreudig.

Sanders: Ich sehe das ganz anders. Man kann den Facheinzelhandel nicht über einen Kamm scheren. Es gibt wie überall solche und solche. Die Auslese im Fachhandel ist in den letzten Jahren sehr erheblich gewesen. Logischerweise haben sich dabei die durchgesetzt, die kreativ und innovativ waren. Diesen Rückgang, den wir in den letzten Jahren erlebt haben, sehe ich zukünftig nicht mehr. Ich denke, wir sind auf einem stabilen Niveau angekommen. Das resultiert auch daraus, dass der Facheinzelhandel jetzt seine Position gefunden hat: in der Beratung. Sie ist von strategischer Bedeutung, und insbesondere durch die Innovation und die Umsetzung der richtigen Produkte. Ich sehe für den Facheinzelhandel also eine positive Zukunft und glaube, er wird auch seine Marktberechtigung behalten - solange er sich nicht auf das preisliche Schlachtfeld begibt und in Konkurrenz zu preisfokussierten Anbietern tritt.

Haustex: Hat Sie der Fachhandel etwas überrascht, wenn Sie ursprünglich überlegten, mit ClimaBalance auch auf die Großfläche zu gehen? Das haben Sie ja offenkundig gar nicht nötig.

Sanders: Nicht nötig will ich nicht sagen. Aber wir sehen im Fachhandel unseren Schwerpunkt. Nicht zuletzt deshalb, weil hier qualifizierte Beratungsarbeit geleistet wird. Das ist wichtig für ein erklärungsbedürftiges Produkt wie ClimaBalance. Letztlich ist diese Produktgruppe nicht ausschließlich auf den Fachhandel beschränkt, wenn in weiteren Vertriebslinien die Spielregeln eingehalten werden.

Haustex: Wo stünde Sanders heute ohne ClimaBalance?

Sanders: Das Angebotsspektrum unseres Hauses beinhaltet viele innovative Produktlinien, und die Entwicklung des Unternehmens hat dadurch einen insgesamt positiven Verlauf genommen. Natürlich steht ein Produktunikat wie ClimaBalance mit derartigen einzigartigen Eigenschaften im Fokus und forciert in starkem Maße die allgemeine positive Entwicklung. Der erfolgreiche ClimaBalance-Absatz hat sicherlich auch zu einer Belebung des generischen Programms geführt.

Reddehase: Ich glaube, man muss die Entwicklung sehen. Es war am Anfang schwierig, denn wir sind mit einem Produkt gekommen, das anders aussieht und anders funktioniert als herkömmliche Bettwaren. Das einzigartige Wirkungsprinzip ist erklärungsbedürftig. Wir hatten drei Hürden zu nehmen: den Händler/Entscheider, den Verkäufer, den Konsumenten. Die Akzeptanz dieser außergewöhnlichen Produktgruppe musste auf allen Ebenen gegeben sein. Letztlich haben wir über ein schlüssiges Depot-Partner-Konzept alle Hürden genommen. Wir haben dann ein POS-Konzept entwickelt, mit dem wir auch die Zweifler überzeugen konnten. Das ging nicht von heute auf morgen, ich muss einräumen, dass auch für uns viele Lerneffekte mit diesem Prozess verbunden waren. Erfreulicherweise können wir aktuell aus Kundengesprächen entnehmen, dass mehr und mehr ein Multiplikatoreffekt zum Tragen kommt, das heißt, dass Kaufinteressenten durch Empfehlungen begeisterter ClimaBalance-"Schläfer" Neukäufe tätigen. Da werden natürlich auch jene wach, die sich bis jetzt zurückgelehnt haben, und überlegen, das Produkt auch aufzunehmen. Ich finde, dass ist eine schöne Entwicklung.

Sanders: Wir haben natürlich noch viele andere innovative Produkte. Dazu haben wir 2001 eine Entwicklungsabteilung aufgebaut. Aber mit ClimaBalance ist uns ein Wurf gelungen, den wir so nicht erwartet hatten. Und das ist nun auch die Speerspitze, mit der wir als Unternehmen nach vorne gehen und weitere Innovationen in den Markt bringen wollen.

Haustex: Welche Vorteile hat der Fachhändler, wenn er ClimaBalance im Depot führt?

Sanders: Er hat nicht nur ein Produkt mit einzigartigen Gebrauchseigenschaften, sondern er hat auch die Sicherheit, dass ClimaBalance eine absolute patentgeschützte Alleinstellung behalten wird. Dies gibt ihm die Sicherheit, dass diese Produktgruppe durch billige Nachahmungen nicht preislich verrissen wird. ClimaBalance-Zudecken wurden umfangreichen medizinischen Tests unterzogen, das gibt Sicherheit. Eine Langzeit-Schlaflabor-Studie wurde unter anspruchsvollen Testbedingungen durchgeführt, nämlich als Doppelblindstudie im Cross-Over-Design. Diese Vorgehensweise kennen wir aus dem Medizinbereich.

Haustex: Wie funktioniert so eine Doppelblindstudie Crossover?

Björn Schall: Es wurden ClimaBalance-Decken im Vergleich zu herkömmlichen Zudecken getestet. Nach einem bestimmten Zeitraum wurden die unterschiedlichen Versionen über Kreuz getauscht, wobei zu keinem Zeitpunkt bekannt war, welche Decke sich in Benutzung befand. Dadurch konnte man den Placebo-Effekt ausschließen. Und über den Placebo-Effekt hinaus haben sich objektiv messbare, signifikante Verbesserungen der Schlafqualität ergeben, diese waren insgesamt sehr positiv.

Haustex: Hat es schon Versuche gegeben, etwas Ähnliches wie ClimaBalance auf den Markt zu bringen?

Sanders: Es gab in der Tat Versuche, die Produkte nachzuahmen oder sogar direkt nachzustellen. Wir haben sofort juristische Schritte eingeleitet und es mussten dann auch sehr schnell Produkte aus dem Markt gezogen werden. Wir werden ClimaBalance natürlich verteidigen. Es verursacht hohe Kosten, solch ein Produkt in den Markt zu bringen, nicht nur vom Namen her, sondern auch vom Patentschutz. Wir haben weltweit Patente, zum Beispiel in der EU, in den USA, in China, in Russland. Deshalb haben ClimaBalance-Markenprodukte eine starke Position. Allein für die Patentierung haben wir rund eine halbe Million Euro aufwenden müssen, vorzugsweise auch in den Regionen, in denen Plagiatherstellung vermutet wird. Dafür haben wir aber auch einen langfristigen Patentschutz

Schall: Unseren Partnern im Ausland bieten wir die Möglichkeit, auf Lizenzbasis die ClimaBalance-Technologie zu nutzen. Auch in Deutschland gibt es Lizenznehmer, die diese innovative Lösung erfolgreich einsetzen.

Sanders: Die Vergabe einer Vertriebs- oder Herstellungslizenz gibt uns natürlich auch die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Lizenzpartner in seinem Land das Produkt zu verteidigen, er hat dann ja auch ein Eigeninteresse. Ich denke zum Beispiel an China, wo wir einen starken Partner haben.

Gaarthuis: Aber auch in anderen Regionen, wir sind eigentlich überall aktiv. Unsere Marktbeobachter haben wir sowieso in Form unserer Kunden in der ganzen Welt.

Haustex: Sie rissen das Thema Werbung vorhin schon mal an. Wie soll es denn konkret weiter gehen mit der Endverbraucher-Kampagne von ClimaBalance?

Sanders: Wir stehen mit einer neuen Kampagne in den Startlöchern, sie ist vom Grundsatz verabschiedet, jetzt bedarf es noch des Feinschliffs und der flächendeckenden Distribution. Das müssen wir noch abwarten, und dann müssen wir sehen, wann wir damit starten. Aber vom Grundsatz her könnten wir das Thema ziemlich schnell auf die Straße bringen, wobei die erheblichen Vorlaufzeiten der Medien zu berücksichtigen sind.

Haustex: Können Sie Ihre Pläne ein wenig konkretisieren?

Sanders: Im Augenblick ist die Planung so, dass wir über alle Medien gehen wollen, einschließlich TV. Deswegen ist es eben von so großer Wichtigkeit, den Streuverlust so gering wie möglich zu halten, weil die Kosten/Nutzen-Relation in einem vernünftigen Verhältnis stehen muss. Es gibt natürlich viele Bereiche im Fernsehen, es läuft mittlerweile ja rund um die Uhr. Es ist aber jetzt noch verfrüht, über Details zu sprechen. Voraussetzung ist in jedem Fall die flächendeckende Präsenz von ClimaBalance am POS. Dieser Punkt bestimmt die weiteren Schritte.

Schall: Wie nachhaltig und ernsthaft wir dieses Thema betreiben, zeigt auch unsere Zusammenarbeit mit einem führenden Schlafwissenschaftler, die wir kürzlich besiegelt haben, mit Prof. Dr. Jürgen Zulley. Zulley kennt ClimaBalance und hat sich mit der Thematik auseinandergesetzt. Er wird sie aus der Sicht des Schläfers beleuchten. Zulley hat ideale Voraussetzungen, da er über ein Schlaflabor an der Universitätsklinik Regensburg verfügt.

Sanders: Zulley ist als kompetenter Schlafwissenschaftler anerkannt und sehr populär durch seine Medienpräsenz. Die Zusammenarbeit mit Prof. Zulley hat für uns einen hohen Stellenwert, da damit die Seriosität und der Anspruch von ClimaBalance untermauert wird.

Schall: Prof. Zulley ist nicht wie Birgit Schrowange ein VIP-Testimonial, sondern er wird uns wissenschaftlich begleiten und hat beratende Funktion. In erster Linie intern, weil wir unser Produkt weiterentwickeln wollen. Nach außen hin wird das natürlich auch werbewirksam werden, indem wir die Kooperation unterstreichen. Wir wollen von ihm lernen und das auch kommunizieren. Wir sind sehr froh, dass wir einen wissenschaftlich so hochkarätigen Partner verpflichten konnten.

Haustex: Wie bewerten Sie den deutschen Markt für Bettwaren und wo geht die Reise hin?

Sanders: Ich sehe schon, dass der deutsche Markt sich im Grunde nicht groß weiter entwickeln wird. Es wird ein Markt der Verdrängung sein, durch Innovation oder durch Preis. Wir werden uns dem Thema der Marktanteils-Gewinnung widmen durch Innovation und Kreativität, durch hochwertige Produkte. Ich sehe in den nächsten drei, vier Jahren keine signifikante Veränderung in dieser Richtung, eher eine Konzentration auf der Industrieseite und in der Summe eher einen Rückgang in der Nachfrage unserer Produkte.

Haustex: Nun gibt es ja verschiedene Absatzbereiche für Bettwaren in Deutschland, vielleicht muss man da unterscheiden zwischen Großfläche und Fachhandel. Gerade bei den großen Möblern scheint sich doch momentan Gravierendes zu verändern.

Sanders: Ich denke, dass der Markt völlig übersättigt war mit Bettwaren, jedes Handelsunternehmen vom Discounter bis zu Tchibo hat sich mit diesen Produkten beschäftigt und hat gigantische Mengen in den Markt hineingepumpt. Dann hat man in diesen Unternehmen festgestellt, dass der Mark nicht mehr so aufnahmefähig war nach einer gewissen Zeit. Über den Preis ist der Kunde nicht mehr zu erreichen, er ist nicht nur preisorientiert in diesem Segment, sondern achtet schon darauf, ob die Qualität stimmig ist. Gerade hier verändert sich meiner Meinung nach eine ganze Menge. Die Mengen in der Großfläche werden sich nach meiner Auffassung reduzieren - losgelöst von Ikea, das ist eine andere Geschichte - weil die Kompetenz in diesen Häusern schwerpunktmäßig woanders liegt.

Was die Möbler betrifft, liegt meiner Auffassung nach eine große Konzentrationswelle vor uns, weil der Konsum und die verfügbare Masse sich in Zukunft anders verteilen und die jüngere Generation ein anderes Einkaufsverhalten hat als die ältere. Den Facheinzelhandel sehe ich eher in einer Stabilisierungsphase, weil er sich abgesetzt hat durch Qualität und Beratung. Und was die Kaufhäuser betrifft, muss man sehen, was passiert. Ich denke, dass die Karstadt-Strukturen sich verändert haben, sich möglicherweise die Thematik Karstadt/Kaufhof in den nächsten Jahren noch entwickeln wird. Das wäre auch sinnvoll und logisch. Man kann im Ausland deutlich beobachten, dass nur ein Kaufhaus Platz hat in seinem Markt, aber nicht zwei oder wie jetzt bei uns wieder drei. Wenn ich die Gesamtmenge sehe, wird sich das Volumen reduzieren, aber eher in den Segmenten des Billigen und des Bereiches, der im Kerngeschäft nicht mit dem Thema beschäftigt ist.

Haustex: Wie definiert Sanders seine Positionierung im Markt?

Sanders: Wenn man die Gruppe nimmt, haben wir mehrere Säulen. Das eine ist unsere Kernsäule, aus der heraus wir kommen, das Gewebe für Federn und Daunen und faserdichte Produkte. Wir weben selbst, haben nebenbei bemerkt neue Hochleistungswebmaschinen gekauft und haben gezielt in die Gewebeveredlung investiert. Das heißt, wir sehen den Standort Deutschland im sehr hochwertigen Bereich als richtig an, um daraus auch Innovationen und Weiterentwicklungen tätigen zu können. Das gilt sowohl für das Inland wie auch für das Ausland. Der Exportanteil unserer Gewebe ist sehr groß und wir sind sicherlich das Unternehmen, das mit dem mittleren und hohen Qualitätssegment identifiziert wird. In diesem Bereich gibt es auch nicht viele Wettbewerber.

Dann haben wir natürlich die fertig konfektionierten Hüllen für den Facheinzelhandel, für unsere deutschen Kunden im Bettwarenbereich. Das ist ein wichtiges Standbein, das wir auch weiter pflegen werden und wo wir auch in den letzten Jahren durch den Rückgang des Marktes Veränderungen erlebt haben, gerade in Deutschland,

Eine weitere Säule sind unsere Fertigbetten-Produkte, zum einen im Handelsmarktsegment unter Sanders sowie auch über die Flächenvertriebsmarke Künsemüller. Und natürlich bedienen wir auch den Private-Labelmarkt außerhalb unseres Markenauftritts. Einen weiteren Schwerpunkt setzen wir aktuell mit der Übernahme der Vertriebslizenz Estella. Estella-Produkte werden zukünftig übergreifend vermarktet. Bundesweit sehen wir uns in den Bereichen Gewebe wie auch bei Fertigprodukten gut aufgestellt und als einer der führenden Anbieter.

Haustex: Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Übernahme der heutigen Mecklenburger Bettwaren Manufaktur?

Sanders: Die Übernahme der Mecklenburger ist ein ganz wichtiger Baustein in der Strategie des Unternehmens, weil wir unbedingt wieder die Kern-Kompetenz für Federn und Daunen erlangen mussten, um den gehobenen Qualitätsansprüchen gerecht werden zu können. Wir hatten auch andere Optionen, aber haben uns aus guten Gründen für Güstrow entschieden. Damit erfüllen wir die klassischen Funktionen einer Bettfedernfabrik. Ausgesuchte Federn- und Daunenprovenienzen werden vollstufig bearbeitet und bilden die Grundlage für ein hochwertiges Angebot aller marktüblichen Sortierstufen. Damit setzen wir in der Mecklenburger Bettwarenmanufaktur die Kompetenz fort, die mit der Gründung der damaligen Bettfedernfabrik Künsemüller vor über 125 Jahren begonnen wurde. Also: Back to the roots.

Reddehase: Für den traditionellen selbst füllenden Fachhandel haben wir mit der "Collection Mecklenburger" wieder ein attraktives Angebot loser Federn und Daunen im Portfolio.

Sanders: Mit dieser neuen Plattform haben wir unseren Qualitätsanspruch stärken können. Die eben geschilderte Positionierung hat das zwingend notwendig gemacht. Die MBM beschäftigt in Güstrow mittlerweile 25 Mitarbeiter, mit sieben sind wir gestartet. Wir sind dort gut ausgelastet und spüren eine stabile Nachfrage. Vor allem haben wir die gesamte Qualitätsschiene der Produktion nach Mecklenburg verlagert. Die hochwertigen Produkte für den Fachhandel aber auch für unsere Exportkunden werden in Mecklenburg produziert: zum Beispiel die Sanders Atelier-Linie sowie das ClimaBalance-Programm.

Haustex: Beabsichtigen Sie, die Mecklenburger auch künftig als kleine, feine Manufaktur zu betreiben, oder haben Sie noch mehr damit vor?

Sanders: Wenn man so ein Unternehmen übernommen hat, muss man das Ganze ja erst einmal "rund" machen. Das ist uns in relativ kurzer Zeit gelungen. Wir wollen die Mecklenburger als die Qualitätsproduktionsstätte weiter ausbauen, auf hohem Niveau. Was sich in der Zukunft tut, kann ich jetzt noch nicht beurteilen, Fläche ist dort genügend vorhanden. Wichtig war uns erst einmal, die Masse von der Klasse zu trennen. Bei Künsemüller in der Produktion sind wir ausgerichtet auf schnelle, gut durchlaufende Kapazitäten. Aber Sie können nicht Masse mit Klasse zusammenbringen, das ist ein Spagat, der auf Dauer nicht haltbar ist. Mit der MBM-Produktion können wir unsere Qualitätsansprüche viel differenzierter umsetzen. Der Geist in einer Produktionslinie unterscheidet sich zwangsläufig, der eine ist reduziert auf Qualität, der andere ist dynamisiert auf Geschwindigkeit und Masse.

Haustex: Haben Sie durch die Produktionsverlagerung in Bramsche Arbeitsplätze abgebaut?

Sanders: Nein, die positive Entwicklung des Unternehmens erfordert auch mehr Personal. Die neue Tochter MBM stellt für uns eine konsequente Ergänzungslösung für erweiterte Marktanforderungen dar.

Gaarthuis: Was auch noch wichtig ist, wenn wir über die Produktion sprechen, sind unsere Produktionsstätten in Winograd und in Irschawa, Ukraine, die wir ab 1992 aufgebaut haben und die sich als wichtiger Bestandteil unserer Produktionskette entwickelt haben. Insbesondere unsere Näherei in Winograd mit 420 Mitarbeitern ist hochmodern aufgestellt. Die Produktion ist sehr effizient, wenn auch die Löhne dynamisch steigen. Ich schätze unsere Näherei in Winograd als eine der Top-Nähereien innerhalb ganz Europas ein, bezüglich Qualität, Produktivität, Leistung und wie sie aufgestellt ist. Wir fertigen dort zum Beispiel für einen ausländischen Kunden auch Gardinen in Einzelfertigung.

Haustex: Wie entwickelt sich die Kollektion Emotions, die Sie vor einem Jahr ja erstmals vorgestellt hatten.

Reddehase: Mit der Kollektion betraten wir damals tatsächlich Neuland, da wir diese Produkte bislang nicht in unserem Produktportfolio hatten. Sie ist sehr positiv aufgenommen worden, wird sich weiterentwickeln und wir werden sie auf der Heimtextil in einer neuen Konfiguration vorstellen. Emotions ist für uns die Luxus-Linie ganz oben, vom Gewebe her, wie auch von der Füllung. Wir sind im Baumwoll-Cashmere-Bereich mit dem Gewebe ganz weit vorne. Wir wollen das weiter in den Vordergrund stellen, aber auch unsere Federn-/Daunenkompetenz weiter ausbauen. Das geht bis zur Eiderdaune.

Haustex: War Emotions nicht ursprünglich als hochwertiges Naturhaarkonzept konzipiert?

Schall: So war das damals angedacht, aber da wir an das Programm glauben, wollen wir das Ganze erweitern als Exklusiv-Programm. Einfach um Produkte auch zu klammern, die den hochwertigen Gedanken stützen. Hinzu kommt unsere Linie Atelier. Als Inlett-Programm führen wir Atelier schon seit vielen Jahren. Jetzt wollen wir eine Symbiose schaffen aus den Inletts, die wir lagermäßig führen und die der Fachhandel auch sehr gut kennt, sowie aus fachhandelsgerechten Daunenqualitäten. So bieten wir zukünftig also auch bekannte und nachgefragte Hüllen mit Qualitätsfüllungen auch als Fertigprodukte an. Damit entsteht ein Zudeckenprogramm, das in deckungsgleicher Ausführung alternativ für den selbst füllenden Fachhandel zur Verfügung steht.

Haustex: Worin liegt der Unterschied zwischen Emotions und Atelier?

Schall: Bei Emotions haben wir wirklich hochexklusive Füllungen, wie Pashmina, Cashmere und Eiderdaunen. Und es wird erweitert um eine Linie Camel. Das Atelierprogramm berücksichtigt ausschließlich Gänsedaunen und -federn.

Sanders: Wir müssen immer wieder etwas "on top" setzen. Unsere Gewebeentwicklung begann mit 100er Garnqualitäten, dann 150er, 200er und heute verarbeiten wir ultrafeine 250er Garne. Wir versuchen permanent, die Qualität zu verbessern und neue exklusive Gewebekompositionen zu entwickeln. Hiermit wird der Anspruch auf Marktführerschaft unterstrichen.

Haustex: Was war der Anlass für Ihre neue Internet-Präsenz?

Sanders: Unser alter Internet-Auftritt war sicherlich sehr attraktiv, als wir ihn damals ins Netz gestellt hatten. Aber in den letzten Jahren hatten wir dann andere Schwerpunkte gesetzt und sind dann zu der Überzeugung gekommen, dass wir angesichts des aktuellen Auftritts der gesamten Firmengruppe dringend einen neuen Internet-Auftritt benötigen, der uns auch für die Zukunft alle Möglichkeiten eröffnet, insbesondere unsere Gruppe darstellt und den Kunden die Möglichkeit gibt, sich über uns zu informieren. Unser stark wachsendes Exportgeschäft erfordert in der Unternehmensdarstellung einen dem internationalen Standard entsprechenden Internetauftritt. Die Homepage gilt als Visitenkarte und dokumentiert global das vorhandene Leistungspotenzial.

Haustex: Ist es wirklich den Aufwand und die Kosten wert, sich in dieser Form im Internet darzustellen?

Sanders: Klares Ja. Warum? Das ist wie im Unternehmen selbst. Wenn wir den Anspruch der Qualitätsmarktführerschaft für uns selbst in Zukunft in Anspruch nehmen wollen, dann müssen wir uns auch in der Summe rundum so präsentieren. Zweitens haben wir das ganz klare Ziel, uns international weiterentwickeln zu wollen, daher auch die neue Internet-Domain Sanders.eu. Und diese Weiterentwicklung betrifft auch die Erstdarstellung. Sie können viel erzählen, wenn Sie mit den Kunden reden, aber wenn sie ins Internet gehen, wird das noch viel deutlicher. Der neue Internetauftritt ist ein weiterer Mosaikstein in unserer Unternehmenspositionierung.

Gaarthuis: Und man hat auch mehr Möglichkeiten der Interaktion. Trotz der großen Entfernung zu unseren Auslandskunden können manche Fragen über das Internet schnell geklärt werden. Wie zum Beispiel Dokumentationen oder Schulungsinformationen. So kann man die Seite auch viel intensiver nutzen als bisher. War der Internetauftritt bislang eher fachhandelslastig ausgerichtet, so wird nun das gesamte Leistungspotenzial dargestellt.

Schall: Der alte Auftritt war doch recht statisch. Jetzt sind wir so aufgestellt, dass wir über die Seite News Aktualitäten kommunizieren wollen. Es wird sich lohnen, die Seite in Zukunft mal öfter anzuklicken.


Gebrüder Sanders Firmentelegramm

Gebr. Sanders GmbH & Co. KG
Maschstraße 2
49565 Bramsche
Tel.: 05461/804-0
Fax: 05461/804-180
E-Mail: info@sanders.eu
Internet: www.sanders.eu

Geschäftsführer: Hans-Christian Sanders
Produktpalette: Feder- und daunendichte Gewebe; faserdichte Gewebe; Inletthüllen für den selbst füllenden Handel sowie die Federn und Daunen verarbeitende Industrie; Federn und Daunen als lose Ware; Fertigproduktlinien mit verschiedenem Füllgut, wie zum Beispiel Atelier, Emotions, ClimaBalance, Estella; Privat-Label Produktion.
Mitarbeiterzahl:
- Gebrüder Sanders 175
- Mecklenburger Bettwaren Manufaktur 25
Umsatz 2007: Rund 40 Mio. Euro
Umsatzziel: Steigerung um 20 Prozent in zwei Jahren
Exportmärkte: Westeuropa, Nord- und Südamerika, Ost- und Südost-Asien, Süd-Afrika, Skandinavien, Australien
aus Haustex 01/08 (Wirtschaft)