Caparol: Olympiastadion in Peking mit leuchtend rotem Anstrich

"Vogelnest" sorgt für Furore

Pekings neues Wahrzeichen ist nicht zu übersehen. Schon lange vor den Sommerspielen vom 8. bis 24. August 2008 war das Olympiastadion ein Publikumsmagnet. Die vom Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron geplante Sportarena liegt auf einer leichten Erhöhung im Zentrum des olympischen Komplexes. "Vogelnest" wird das architektonische Meisterwerk im Volksmund liebevoll genannt. Mit leuchtend roter Farbe hat Caparol maßgeblich zum faszinierenden Erscheinungsbild des Natonalstadions beigetragen.

Für Herzog & de Meuron war Caparol kein unbekannter Hersteller. "Bereits bei der Münchner Allianz Arena haben wir eng und erfolgreich mit dem Architekturbüro zusammen gearbeitet", berichtet Reinhard Franz, Leiter Planer- und Objektservice. Und so war es nahe liegend, dass sich die Schweizer erneut an Caparol wandten, als für das Pekinger Stadion ein ganz spezieller, leuchtend roter Farbanstrich benötigt wurde. Mit diesem Material sollten sämtliche Wandflächen beschichtet werden, die hinter dem nestartigen Stahlgeflecht der Fassade hervorblitzen.

"Dass wir den Auftrag letztendlich bekommen haben, lag aber nicht nur daran, dass wir Herzog & de Meuron von unserem Produkt überzeugen konnten, sondern auch am Engagement mit einer eigenen Niederlassung vor Ort", ist sich Andreas Gradinger, Leiter Planer- und Objektmanagement, sicher.

90.000 Quadratmeter Wandflächen beschichtet

Produziert wurde das "neue" Rot größtenteils in Peking, und auch die Verarbeitung erfolgte fast ausschließlich durch chinesische Fachkräfte. Dennoch war weiteres Know-how aus Deutschland gefordert. Nachdem die Bauarbeiten so weit vorangeschritten waren, dass im Juli 2007 mit der Beschichtung der gut 90.000 qm Wandflächen begonnen werden konnte, erfolgte die technische Einweisung der Arbeiter. Dazu wurde ein vierköpfiges Team aus der Caparol-Zentrale im südhessischen Ober-Ramstadt zusammengestellt, zu dem auch Anwendungstechniker Henrich Bombala gehörte. Gemeinsam mit den Kollegen der Caparol-Gesellschaft in China starteten sie zu einer dreiwöchigen Schulung der Handwerker nach Peking. "Ich komme ja viel rum, aber eine Baustelle von solchen Ausmaßen hatte ich noch nicht erlebt", erinnert sich Bombala. "Da wuselten bestimmt 10.000 Menschen herum."

Rund um die Uhr im Einsatz

Betreut wurden die Beschichtungsarbeiten über den gesamten Ausführungszeitraum von vier Anwendungstechnikern der Caparol Shanghai, die gemeinsam mit Projektleiter Ronald Bobe vor Ort rund um die Uhr im Einsatz waren und einen reibungslosen Ablauf sicherstellten. "Bei der Ausführung waren höchste Qualitätsansprüche zu erfüllen", berichtet Bobe. Keine einfache Aufgabe, denn die Charakter stiftende Beschichtung hatte es in sich: Der Untergrund besteht in erster Linie aus Beton oder Zementfaserplatten, die aufgrund ausführungsbedingter Unebenheiten zunächst mit einem Gewebe belegt und gespachtelt werden mussten. Mit einer Zahntraufel war anschließend eine weitere Spachtelschicht aufzubringen und ein Glasvlies für zusätzliche Gleichmäßigkeit der Oberflächen einzulegen. Nach zwei Tagen Trockenzeit wurden die Flächen abschließend gespachtelt, geschliffen und mit Wasser abgewaschen. Der Auftrag der leuchtend roten Spezialbeschichtung erfolgte zweimal im rationellen Spritzverfahren. Der gewünschte Glanzgrad der Beschichtung wurde eigens für das Projekt in Zusammenarbeit mit Herzog & de Meuron entwickelt.

Langfristig saubere Oberflächen

Für dieses Prestigeobjekt war eine Beschichtung gefordert, die den in Peking herrschenden extremen klimatischen Verhältnissen und Umweltbedingungen standhält, die mechanisch belastbar ist und das derzeitige Optimum an Sauberhaltung darstellt. Hier kam ein Forschungsprojekt des Ober-Ramstädter Dr. Robert-Murjahn-Instituts (RMI) zum Tragen, in dem verschiedene Beschichtungen auf Verschmutzung sowie Licht- und Wetterbeständigkeit untersucht wurden, um die besten Rohstoffe für diesen Einsatzzweck zu ermitteln. "Ohne diese Lichtbeständigkeit hätte die Dauerhaftigkeit des im Allgemeinen problematischen Farbtons Rot nicht gewährleistet werden können", so Dr. Engin Bagda, Leiter des RMI. Die Spezialfarbe soll jetzt unter der Bezeichnung "Amphibolin international" angeboten werden.

Ein wenig stolz sind die Caparol-Experten zu Recht darauf, dass ihre Fachkenntnis auch bei diesem Prestigeobjekt gefragt war. "Schließlich waren wir eine von zwei deutschen Firmen, die beim Bau des Olympiastadions in Peking einen Auftrag erhalten haben und Material für ein gesamtes Gewerk liefern durften", weiß Projektleiter Bobe.
aus BTH Heimtex 07/08 (Referenz)