Der Großhandel - die Entwicklung im ersten Halbjahr 2003


Großhandelsumsätze Januar bis Juni 2003

Der Großhandel litt im ersten Halbjahr weiter unter rückläufigen Umsätzen. Nachdem sich die Erlöse 2002 um 4,3% verminderten, schrumpften sie im per 30. Juni um weitere 4,2%, bedingt durch ein ausgesprochen schwaches zweites Quartal. "Leider sieht das dritte Quartal nicht besser aus", bedauerte GHF-Vorstandsvorsitzender Martin Geiger, und für das vierte seien auch keine nennenswerten Veränderungen zu erwarten. "Das wird den Bereinigungsprozess in unserer Branche weiter vorantreiben.

Textile Bodenbeläge bereiten weiterhin große Sorgen. Nachdem der Großhandel hier schon im vergangenen Jahr ein Umsatzminus von 11,1% einstecken musste, erhielt er im ersten Halbjahr 2003 mit -15% einen regelrechten Schuss vor den Bug, unter anderem durch zunehemenden Direktvertrieb. Positiv: "Wenn Teppichboden gefragt wird, sind hochwertige Qualitäten gefragt".

Bei elastischen Belägen kam der Großhandel im ersten Halbjahr mit einem blauen Auge davon; hier sank der Umsatz nur um vergleichsweise moderate 2,4%, nachdem im Vorjahr sogar ein kleines Plus von 0,5% erzielt worden war. Gerade im CV-Bereich seien die oberen Preissegmente überbesetzt. Es sei nicht gelungen für CV ein Ventil im Objektgeschäft zu finden.

Aber: nach langjähriger Diskussion sind sich Großhandel und Industrie einig, die Laufzeiten der CV-Standardkollektionen ab dem nächsten Jahr von 2 auf 3 Jahre zu verlängern. Der Vereinbarung zugestimmt haben bislang Armstrong-DLW, Forbo Flooring, Gerflor und Tarkett Sommer, der GHF will auch noch Domo und IVC dafür gewinnen. Durch die längeren Laufzeiten sparen alle: Die Musterkosten werden besser amortisiert, die Verteilkosten und Kollektions-Zuschusskosten reduzieren sich.

Nach einem Umsatzanstieg von 2,6% im Jahr 2002 ging es bei Parkett und Laminat im ersten Quartal mit +8% fast steil bergauf - und dann folgte der Absturz im zweiten Quartal. Unter dem Strich blieb damit für das erste Halbjahr ein Minus von -0,5%. Wachstumsträger sei allein Parkett gewesen, Laminat habe stagniert oder gar verloren. Der Preisdruck hat sich verschärft. "Wir fahren mehr vom Hof, aber der Markt ist deutlich härter." Dennoch konnte der Großhandel seine Marktposition im mittleren und oberen Preissegment behaupten. "Aber das untere ist verloren".

Bei Farben und Lacken ist der Großhandel inzwischen auch unsanft in der Wirklichkeit angekommen. Lange Zeit konnte er sich vom schwachen Umfeld abkoppeln, doch das ist vorbei. Bei Lacken fuhr er im ersten Quartal ein Minus von 5,1% ein, dass sich allerdings bis Ende Juni auf -1,7% reduzierte. Die Industrie musste demgegenüber Einbußen von 4,3% hinnehmen. Dispersionsfarben konnten mit -0,4% fast auf dem Vorjahresstand gehalten werden, während die Industrie -3% verlor.

Bei Heimtextilien ging es beständig weiter abwärts: -6,3% im Jahr 2002, -7,3% im ersten Quartal und -7,9% im ersten Halbjahr 2003. Dabei waren Möbelstoffe stabil, Sonnenschutz konnte leicht zulegen, allerdings zu Lasten der klassischen Gardine.

Genau umgekehrt war die Entwicklung bei der Tapete: Sie hat das Jahr 2002 mit unerfreulichen -8,8% abgeschlossen, im ersten Quartal lag sie um 5,5% hinter dem Vorjahr zurück, im ersten Halbjahr 2003 nur noch 3%. Ein Problem ist laut Geiger die zunehmende Verlagerung zum Zimmergeschäft. "Dieses Klein-Klein-Geschäft erhöht den Kostendruck."
aus BTH Heimtex 11/03 (Großhandel)