Jenny Fabrics AG

Rohgewebe in Vollendung

Zürich/CH - Tradition und Moderne schließen sich keinesfalls von vornherein aus. Im Gegenteil - es gibt Unternehmen, die ihr Augenmerk in beide Richtungen lenken und damit äußerst erfolgreich am Markt agieren. Ein Unternehmen dieser Art ist zweifellos die Jenny Fabrics AG, Weberei der traditionsreichen Fritz + Caspar Jenny AG. Angesiedelt im schweizerischen Glarner Unterland, in Niederurnen, blickt das Unternehmen mittlerweile auf eine 174-jährige Firmengeschichte zurück.

Der Ursprung der Firma geht ins Jahr 1834 zurück, als Fridolin Jenny mit einer Spinnerei in Ziegelbrücke den Betrieb aufnahm. Unter dem Namen Enderlin und Jenny wurde 1836 eine Firma gegründet. 1851 wurde eine Weberei in Niederurnen zugekauft. Mitte der 1860er war die Firma mit 54.000 Spindeln und 520 Mitarbeitern die größte Spinnerei - Weberei des Kantons. Die Expansion des unterdessen in Fritz + Caspar Jenny umbenannten Unternehmens ging bis in die 1980er Jahre weiter, musste dann aber seinen Tribut zollen hinsichtlich kostengünstigerer Produktion und wachsender Konkurrenz auf dem Weltmarkt, indem Teile der Produktion nach Osteuropa bzw. Asien ausgelagert wurden. Die 1986 neu firmierte Fritz + Caspar Jenny AG lagerte 1997 die Betriebsgesellschaften in die Spinnerei Ziegelbrücke AG und die Weberei Jenny Fabrics AG aus. Anders als die im Jahre 2001 geschlossene Spinnerei wurde die Weberei durch beträchtliche Investitionen modernisiert und damit zukunftssicher ausgestattet.

Rund 150 Beschäftigte zählt derzeit das Werk Niederurnen, dazu kommen noch weitere 65 Beschäftigte im tschechischen Partnerbetrieb, in dem aus Kostengründen die einfacheren Artikel gefertigt werden. Insgesamt werden jährlich etwa 12 Mill. Qm Rohgewebe produziert, das entspricht etwa 7,4 Mill. Laufmetern Gewebe. Die Produktionspalette reicht von Bekleidungsstoffen aller Art für Beruf und Freizeit wie beispielsweise Hemden- oder Blusenstoffe über Heimtextilien wie Möbelbezüge, Bettwaren und Vorhangstoffe bis hin zu technischen Geweben. Beim Rohwareneinsatz beträgt der jährliche Garnverbrauch etwa 1,8 Mill. kg, davon bestehen rund 85 Prozent aus Naturfasern wie Baumwolle, Leinen oder Seide. Der Geschäftsführer der Jenny Fabrics AG, Ralf Itzek bestätigt: "Unsere perfekt aufeinander abgestimmten Bereiche Design, Entwicklung und Produktion machen es möglich, eine große Palette qualitativ hochwertiger Rohgewebe herzustellen."

Dank der jüngsten Großinvestition von 6 Mill. Franken in den Maschinenpark des Unternehmens, bei der bei voll laufendem Betrieb insgesamt 48 neue Maschinen installiert wurden (das entspricht der Hälfte aller vorhandenen Maschinen), können nun vermehrt hochkomplexe und kreative Gewebe produziert werden. Ralf Itzek ist sich sicher: "Die massiv getätigten Investitionen, die aus gutem Grund nicht häppchenweise erfolgten, tragen dazu bei, dass unsere Textiltradition, die auf Sortimentsbreite und Qualitätsbewusstsein ankert, nicht nur fortgeführt, sondern noch ausgebaut werden kann." Itzek fährt fort: "Die Stärken unseres Betriebs liegen darin, unseren Kunden termingerecht erstklassige moderne Rohgewebe zu liefern. Eine unserer Spezialitäten sind dabei feinfädige und sehr dichte Gewebe."

Dass die Jenny Fabrics AG sich auch die Bereiche Umweltschutz und Textilökologie auf die Fahnen geschrieben hat, belegt nicht zuletzt die Ende 2007 erfolgreich durchgeführte Re-Zertifizierung als umweltfreundliche Betriebsstätte nach dem Öko-Tex Standard 1.000. Voraussetzung für eine Zertifizierung nach dem Öko-Tex Standard 1.000 ist die Einhaltung festgelegter Kriterien zur Vermeidung bzw. Beschränkung von Schadstoffen in der Produktion, die Beachtung strenger Grenzwerte im Abwasser- und Abluftbereich, ein optimierter Energieeinsatz und bestimmte Maßnahmen zur Arbeitssicherheit. Die Vorgaben werden von Adrian Meili, Auditor der TESTEX, Schweizer Textilprüfinstitut, vor Ort kontrolliert.

In eigener Regie und gemäß dem Motto "sauberer Betrieb" gelang dem Unternehmen jüngst eine eklatante CO2-Reduktion von 25 Prozent durch die Umstellung von Öl auf Gas als Energielieferant. Die nach Öko-Tex Standard 1.000 zertifizierten Unternehmen setzen nach außen ein klares Signal hinsichtlich ihrer ökologischen Ausrichtung. Ralf Itzek ist der Meinung, dass sich aber noch viel zu wenige Betriebe diesem Grundsatz verpflichtet fühlen: "Dabei liegt das doch klar auf der Hand: unsere Kunden, die unser Gewebe weiterverarbeiten, verdienen textiles Vertrauen durch ihre Öko-Tex Zertifikate und werben auch damit. Wenn wir diese spezielle Anforderung an uns bedienen möchten, müssen wir an einem Strang ziehen."

Auch für die tschechischen Betriebsstätten wurde inzwischen eine baldige Zertifizierung nach dem Öko-Tex Standard 1.000 beantragt. Laut Itzek bedeuten die Zertifikate für ihre Empfänger einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber undurchsichtigen Billig-Importen aus anderen Teilen der Welt: "Unsere Kunden wissen immer, was sie bekommen: erstklassige Qualitäten in jeglicher Hinsicht!"
aus Haustex 08/05 (Wirtschaft)