Decorate Life Tendence Herbst / Winter

Wohnaccessoires stehen hoch im Kurs

Frankfurt/Main - Eine wichtige Messe, auch wenn Termin und Name verändert worden sind. Der auf Anfang Juli anstelle Ende August vorverlegte Termin der wichtigen Ordermesse für die zweite Jahreshälfte wurde zwar von den Ausstellern - in unserem Fall im Haustextil-Bereich - begrüßt, brachte aber bei weitem nicht die Besucherzahlen, die man sich erhoffte, auch im Hinblick auf den neuen Messeverbund Decorate Life, zu dem neben der Tendence die Collectione für Großkunden, Outdoor Living und die zum dritten Mal veranstaltete Design Annual mit grundlegenden Strömungen im Spitzen-Design gehören. Die Messeleitung wertete die rund 70.000 Besucher aus aller Welt als solides Fundament für die nächsten Veranstaltungen", wobei Dr. Michael Peters, Geschäftsführer der Messe Frankfurt GmbH, für den Messeverbund noch ein gutes Stück des Weges" vor sich sieht.

Als Probelauf im positiven Sinn betrachteten die Aussteller von Haustextilien die "neue" Tendence. Die meisten von ihnen hatten ihren Stand in Halle 4.1. Einige der langjährigen Aussteller blieben fern, andere, die längere Zeit "Pause" machten, wollten die Chance im veränderten Messerahmen nutzen. Im Vordergrund bei allen stand sicher der Wunsch, mit einer klarer denn je konzipierten Produktpalette neue Kunden zu gewinnen, nicht zuletzt aus dem Ausland.

Die Aussagen der meisten Hersteller klangen zwar zuversichtlich, dennoch ließ die Kundenfrequenz sichtbar zu wünschen übrig. Es gab aber keine Klagen, eher Bedauern und den Vorsatz, der Sache nachzugehen und zu versuchen, wieder Leben in das Ordergeschehen für die zweite, obendrein festliche Jahreshälfte zu bringen. Der Handel generell braucht attraktive neue Ware und das rechtzeitig! Die Messe Frankfurt und Thomas Grothkopp vom GPK Bundesverband für den gedeckten Tisch, Hausrat und Wohnkultur e.V. sahen den Grund für die offensichtliche Besuchs- und Kaufzurückhaltung vor allem des deutschen Fachhandels in der ungünstigen konjunkturellen Entwicklung der vergangenen Wochen, wobei auch die Fußball-Europa-Meisterschaft ins Kalkül gezogen wurde. Laut Grothkopp konnte zwar der Durchschnittsumsatz pro Kunde im Fachhandel um 6,5 Prozent gesteigert werden, die Kundenfrequenz sei aber weiterhin im Schnitt rückläufig. Im GPK-Einzelhandel lagen im Zeitraum von Januar bis Mai der gesamte Cucina-Bereich und Outdoorprodukte im Plus. Entsprechend rankten sich auf der Tendence die Erwartungen um diese Bereiche. Mit unterschiedlich großem Erfolg, so war zu hören. Ein weiterer nicht so leicht korrigierbarer Grund für den schwachen Fachbesuch aus Deutschland sind die großen Ferien, die die meisten Bundesländer bereits hatten. Die Messe meldete jedenfalls gestiegene Internationalität und Bestnoten für die Einkaufs- und Entscheidungskompetenz der Fachbesucher.

Wo holt man sich als Einzelhändler Inspiration, Übersicht und die richtige Ware? Welche Alternativen gibt es für Hersteller, sich den Handelspartnern darzustellen, wenn nicht auf eingeführten Messen? Natürlich wurden viele Möglichkeiten erörtert - Showroom und verstärkter Vertreterbesuch, die regionalen Messen (München, Hamburg, Dortmund), internationale Messeplätze, allen voran Paris mit der Maison & Objet. GPK-Hersteller und Textiliten sehen für den Konsumgüterbereich mögliche Zuwachsraten im Möbelfachhandel, in Möbelhäusern. Sie könnten also an einem Strang ziehen für kundenfreundliche und emotional ansprechende Präsentation. Der Anfang dazu wird wiederum am besten mit entsprechender Standgestaltung auf der Messe gemacht.

Hauptsächlich in Halle 4.1 und 4.2 präsentierten sich Haustextilien von einer sehr guten Seite. Tischwäsche - ein sicherlich nicht einfaches Thema - war auf der Tendence gut in den Blickpunkt gerückt mit Materialneuheiten und dem Wohnambiente angepassten Vorschlägen. Das gilt aber auch für Deko- und Sitzkissen - ein scheinbar Endlos-Thema, besonders für kreative Hersteller, die sich mit Wohnen und Einrichten intensiv beschäftigen und immer wieder neue Themen zusammenstellen. Unverändert sind Konzepte gefragt und es muss auch etwas gewagt werden, das in höhere Qualität und Preisstufe geht. "Schmackhaft machen" könnte man das in Gourmet-Sprache nennen und neben Zungenreizen sind auch "Augen-Schmankerln" gesucht. Oder wie Alok Kumar, Geschäftsführer von Banaras, und sein neuer Verkaufsleiter Jürgen Meurer (vorher ElIlee) sagten: "Wir bieten nicht mehr nur Kissen, also Artikel an, wir denken mehr in Richtung Ambiente-Konzept."

Bei Tischwäsche z.B. ist Vielseitigkeit und Abwechslung gefragt, viele kleine Details und Accessoires, die praktisch und amüsant sind, oder auch festlich und gemütlich. Das weihnachtliche Saisongeschäft ist in diesem Bereich sehr wichtig, wurde aber im Vergleich zu den Vorjahren weniger vordergründig präsentiert. Dafür werden Basics gepflegt und so aufgebaut, dass sie rasch verfügbar sind und leicht mit Neuheiten ergänzt werden können. Gerade für Spezialisten wie Linum und Scantex, die dem Fachhandel ein breites Angebot bieten, ist das wichtig. Auf "Made in Germany" ist zwar nicht unbedingt Verlass, aber ein gepflegtes und eher unaufdringliches Trading up wird honoriert. Gerade Qualitäten wie Leinen und Seide sind zunehmend gefragt.

Die Firma Apart, seit Jahren der Abwesenheit wieder auf der Messe, zeigte ein im klaren Basic-Konzept aufgebautes Sortiment mit Sets, Läufer, Kissen, Sitzwürfel in 34 Farben. Proflax/Table Fashion nutzte seit langem zum ersten Mal wieder die Tendence mit einem vielfältigen Tischwäsche-Angebot, das im Basic- wie im modischen Bereich interessante Qualitätsneuheiten bietet - unter anderem pflegeleichte Festlichkeit für den großen Tisch, oder eine spezielle Outdoor-Linie mit Kissen. Einen gelungenen Stand-Auftritt - mit entsprechendem Erfolg - hatten die drei deutschen Premium-Hersteller Sander, Elegante und Cawö mit Luxury Home - Table, Bed, Bath. Kluge Synergien mit richtiger Kundenansprache lohnen sich durchaus, so das Fazit.

Schlicht und elegant - das könnte im Großen und Ganzen der Trend-Tenor des gesamten Tendence-Angebots sein. Wohnaccessoires stehen hoch im Kurs, solide verarbeitet und langlebig. Die Formen sind klar und schnörkellos. Das bedeutet für Haustextilien eine eher ruhige, material- und verarbeitungs-betonte Linie. Inspiration kommt deutlich aus der Natur, gut sichtbar in Formen und Drucken, aber besonders an Oberflächenstrukturen. Holz, Steine und Glas sind Vorlagen, Pflanzen, wilde Tiere, Muscheln, Schnecken, Korallen geistern durch die Musterungen. Bei Textilien wird das Thema Streifen teils handwerklich raffiniert durchgespielt und metallisch belebt.

Weiß und Grautöne, Braun in allen Nuancen von hell bis ganz dunkel bestimmen das Farbbild, akzentuiert mit Violett und Pflaume, Gelb, Grünvarianten und Blau. Rot und Tannengrün sind nach wie vor die Farben der deutschen Weihnacht, die allerdings auch Weiß und Silber Raum lässt.

Auch The Design Annual in der Frankfurter Messe-Festhalle, von der Messe Frankfurt in Kooperation mit der Stylepark AG jährlich durchgeführt und für Fach- und Privatbesucher gleichermaßen geöffnet, hatte - wahrscheinlich ferienbedingt - im Vergleich zum Vorjahr 1.500 Besucher weniger. Rund 80 international renommierte Hersteller, Designer und Architekten verwandelten die Festhalle unter dem Motto "Leben, Wohnen, Arbeiten: Das beste Design unserer Zeit" in Lebensräume der Spitzenklasse. Damit soll Interessierten eine spektakuläre Bühne für neue Ideen, Geschäfte und Kundenkreise geboten werden.

Der nächste Herbstmesseverbund Decorate Life findet vom 3. bis 7. Juli 2009 in Frankfurt am Main statt.
aus Haustex 08/08 (Wirtschaft)