Akzo Nobel Deco: Erfolgreiche Integration von ICI

"Profimarkt bietet erhebliche Wachstumspotentiale"

Nachdem Akzo Nobel den britischen Chemiekonzern ICI im November vergangenen Jahres übernommen hat, eröffnen sich für die deutsche Tochter der Niederländer ebenfalls interessante Synergieeffekte. "Im Do-it-yourself-Bereich, wo Akzo Schwächen hatte, sind die ehemaligen ICI-Geschäfte stark. Im Handwerkermarkt ist es genau umgekehrt", erläuterte Gunnar Meister, Geschäftsführer der Akzo Nobel Deco im Rahmen einer Pressekonferenz am Standort Köln. Für die Profischiene kündigte er an, dass sich das Unternehmen weiterhin auf zwei Vertriebswege stützen wolle: den unabhängigen Großhandel und die eigene integrierte Distribution - Akzo Nobel Farbe & Heimtex.

Ende 2007 hatte Akzo Nobel seinen britischen Rivalen Imperial Chemikal Industries (ICI) für rund 12 Mrd. EUR übernommen, um seine weltweite Position auf dem Sektor Bautenanstrichmittel entscheidend zu stärken. Bei dem Deal wurde Akzo von Henkel unterstützt. Teile des Klebstoffgeschäfts der ICI-Tochter National Starch wurden an die Düsseldorfer für knapp 4 Mrd. EUR weitergereicht.

Gunnar Meister, Geschäftsführer der Akzo Nobel Deco, erläuterte auf einer Pressekonferenz den Stand des Integrationsprozesses von ICI und die Strategie auf dem deutschen Markt für Baufarben. Aufhorchen ließen selbstkritische Töne, zum Beispiel die vor 10 Jahren von Akzo hervorgerufenen Irritationen im Großhandel. "Etwas Wesentliches muss damals schief gelaufen sein", stellte Meister fest, ohne Details darzulegen.

Großhandel vermisst Beständigkeit

Wie Branchenkenner wissen: schief gelaufen war 1998 die Einführung einer Quotenregelung, mit der Akzo eine stärkere Kundenbindung erreichen wollte. Meister weiß, dass das von ihm geführte Unternehmen nach wie vor ein Imageproblem hat. In seinen Kundegesprächen sei vor allem ein Mangel an Beständigkeit kritisiert worden. Um jedoch als verlässlicher Lieferant zu gelten, sei Dauerhaftigkeit unabdingbar.

"Wir haben großes Vertrauen in das Handwerk in Deutschland und wollen die Maler und Lackierer unterstützen, wo immer wir können", betonte Meister. Dabei werde sich das Unternehmen auch in Zukunft auf zwei Vertriebswege stützen: den unabhängigen Großhandel sowie die eigene, integrierte Distribution unter dem Dach der Akzo Nobel Farbe & Heimtex, die 66 Maler-Meister-Zentren umfasst. Dazu ist Akzo zu 30 % am Großhändler Joh. Peters sen. in Viersen beteiligt, der über 26 Outlets verfügt.

Meister räumte ein, dass die Rendite der Akzo Nobel Deco noch nicht auf dem Niveau des Wettbewerbs ist, rechnet sich aber gute Chancen für die Zukunft aus. "Im Profimarkt sehen wir für uns erhebliche Wachstums-potentiale", unterstrich er. Diese gelte es in den kommenden Jahren durch harte Arbeit und Fokussierung auf die verschiedenen Kunden zu realisieren.

"Langfristige Strategie für den deutschen Markt"

Wenn die eigenen Großhandelsaktivitäten ausgebaut und effizienter gestaltet werden sollen, bedeute dies keineswegs das Ende der Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Großhandel. "Im Gegenteil, wir begrüßen die Dualität der Systeme und glauben, dass durch eine gesunde Wettbewerbssituation auf Basis vernünftiger Preise die Leistungsfähigkeit der gesamten Branche nachhaltig gesteigert werden kann", verdeutlichte Meister den Standpunkt in seinem Hause. "Wir haben eine bis in die Konzernspitze abgestimmte, langfristig angelegte Strategie für den deutschen Markt entwickelt, die es ermöglicht, unseren Handelspartnern und Malerkunden das zu liefern, was sie benötigen: gute Produkte und einen hervorragenden Service", so der Geschäftsführer.

Viele starke Marken im Sortiment

Was die Integration von ICI betrifft, verlaufe in Deutschland alles nach Plan. "Wir haben hier eine gute Ausgangsbasis, die beiden Unternehmen ergänzen sich hervorragend", berichtete Meister. "Im Do-it-yourself-Bereich, wo Akzo Schwächen hatte, sind die ehemaligen ICI-Geschäfte stark. Im Bereich Profi ist es genau umgekehrt." Die stärkste Ausstrahlung am deutschen Markt haben die angestammten Premiummarken Sikkens, Herbol und Glasurit sowie die ehemaligen ICI-Label Xyladecor, Dulux, Basiment, Consolan, Molto, Hammerite, Meisterpreis und Profi Consolan. Wie es hieß, sei es durchaus denkbar, dass eine dieser Marken für den Großhandel reserviert wird.

Der Ablaufplan für die Integration ist laut Meister bereits festgelegt. Dabei gehe es unter anderem um die Überarbeitung der Markenportfolios in den Bereichen Einzelhandel und Profi, die Anpassung der Außendienststrukturen und die Zusammenführung der Bereiche Finanzen und Buchhaltung. Apropos Außendienst: für die Marken Herbol und Sikkens wird es künftig ein kundenspezifisches Vertriebssystem geben. Das bedeutet: der unabhängige Großhandel, Peters und die eigene Distribution werden jeweils durch unterschiedliche Außendienstler besucht, die für beide Marken zuständig sind. Der Geschäftsführer rechnet damit, einen Großteil dieser Projekte bis zum Ende des Jahres abzuschließen. Konzentriert werden die Bautenanstrichaktivitäten am Standort Köln.

Auch das Geschäft mit dem Heimwerker soll künftig vom Zusammengehen der beiden Unternehmen profitieren. Thomas Biermann, Vertriebsdirektor für den Bereich Retail: "Starke Marken sind Entscheidungsverkürzer am POS. Sie benötigen dazu jedoch einen bekannten und anerkannten Absender - eine Adresse, die Vertrauen, Erfahrung und Innovation ausstrahlt." ICI sei eine solche Adresse gewesen. "Und Akzo Nobel ist sogar noch stärker", legte Biermann nach.

Holger Ebbighausen, Manager für Unternehmenskommunikation und verantwortlich für Baufarben, präsentierte die neue Identität von Akzo Nobel. Als sichtbares Zeichen für die grundlegende Neuerung und Veränderung im Unternehmen steht der Anspruch, die Herausforderungen der Zukunft nicht nur anzunehmen, sondern schon in der Gegenwart die passenden Lösungen zu finden - "Tomorrows Answers Today" lautet folglich das Leitmotiv.
aus BTH Heimtex 05/08 (Wirtschaft)