AHEC: Europa-Direktor David Venables über Holzvermarktung

"Wir müssen den Markt an das Holzangebot anpassen, nicht umgekehrt"

"Die Entwicklung der weltweiten Laubholzmärkte ist nicht vorhersehbar", sagt David Venables, Europa-Direktor des American Hardwood Export Councils (AHEC), der internationalen Handelsorganisation der amerikanischen Laubholzindustrie. "Deshalb steht die Anpassung des Marktes an die Rohstoffversorgung im Mittelpunkt unserer Marketingaktivitäten." Wie der europäische Markt vorbereitet wird, erklärt Venables nachfolgend anlässlich des 20-jährigen Bestehens von AHEC.

Die gängige Definition von Marketing trifft nicht auf amerikanisches Laubholz zu. Wir machen keine Befragungen von Kundenzielgruppen, um die Ergebnisse für Entscheidungen zum Design des Produktes, zur Preispolitik und zum Vertrieb auszuwerten. Wir promoten keine Produkte, die den Erfordernissen der sich ändernden Geschmacks- und Marktverhältnisse angepasst werden können. Unser Produkt ist ein natürlicher, nachwachsender Rohstoff, auf dessen Wachstum und Erscheinungsbild wir nur wenig Einfluss nehmen können - ausgenommen durch Beizen und die Auswahl bestimmter Holzarten und Sortierungen.

Unser Marketing ist deshalb das genaue Gegenteil der gängigen Definition. Wir müssen wissen, was verfügbar ist und dann den Markt im Hinblick auf unsere Mitbewerber für Holz und andere Materialien darauf vorbereiten. Insbesondere sind wir bestrebt, die Bedürfnisse unserer Kunden zu verstehen und diese mit den uns zur Verfügung stehenden Hölzern zu vereinbaren. Wir müssen ständig unsere Märkte analysieren und bewerten. Wir müssen Trends und Moden, wenn möglich, im Voraus aufspüren. Wir müssen kreativ sein, wenn es gilt, die Märkte mit Produktinformationen zu versorgen.

Verfügbarkeit von Holz und Nachfrage sind nicht ausgewogen

Der Markt ist konjunkturabhängig und kann in hohem Maße von Modetrends beherrscht sein. Obwohl wir 22 amerikanische Holzarten anbieten, sind die Verfügbarkeiten der Sortimente mengenmäßig und marktabhängig nicht ausgewogen. Während beispielsweise die Nachfrage nach amerikanischem Nussbaum (Black Walnut) enorm hoch ist, macht diese Holzart nur etwa ein Prozent des amerikanischen Laubholzbestandes aus.

Wir möchten aber das Image von wenig genutzten Hölzern erhöhen. Viele amerikanische Laubholzarten haben das Potenzial, auf den europäischen Märkten verstärkt eingesetzt zu werden. American Red Oak (Roteiche) ist ein vorzügliches Beispiel. Diese nachhaltig verfügbare und vielseitig einsetzbare Holzart wird bisher relativ gering nachgefragt. Ihre helle Farbe, die keineswegs rot ausfällt, eignet sich für zeitgemäße Inneneinrichtung. Mit unserer Kampagne "Amerikas bestgehütetes Geheimnis" haben wir den Export von Red Oak nach Europa im Jahr 2007 schon erkennbar angekurbelt.

Nachweise zur Nachhaltigkeit

Im Mittelpunkt unserer Tätigkeit steht das Bemühen, den Markt über die uns zur Verfügung stehenden Holzarten sowie deren Einsatzmöglichkeiten und Anwendbarkeit zu informieren.

Die Bereitstellung von ausreichend Rohholz ist die geringste unserer Herausforderungen. Das Nettovolumen des amerikanischen Laubholzbestandes ist von 1953 bis 2007 von 5,2 Mrd. cbm auf 11,3 Mrd. cbm gestiegen. Die ständig zunehmenden Ressourcen beweisen, dass amerikanische Laubhölzer aus legalen Quellen stammen. Auf Nachfrage der Kunden nach einem unabhängigen Nachweis haben wir zudem bei Seneca Creek Associates eine Legalitätsstudie in Auftrag gegeben. Und wir planen eine weitere Initiative zur Bestätigung der Nachhaltigkeit.

Zertifizierung wird immer eine unserer Hauptaufgaben sein. Die erfolgreiche Promotion von American Tulipwood als Ersatz für Ramin in den 1990er Jahren ist ein klassisches Beispiel für das Verknüpfen der verfügbaren Holzressourcen mit den Gegebenheiten des Marktes. Das Gleiche gilt für die Kampagne gegen "Holzverschwendung". Hier fordern wir, dass natürliche Holzmerkmale stärker akzeptiert werden. Schließlich beweist unsere strategische Ausrichtung hin zu Architekten und dem Bausektor während der vergangenen zehn Jahre, wie wichtig es ist, auf Veränderung der Märkte zu reagieren. Der Dialog mit Architekten und Planern muss fortgeführt werden.

Unser "entgegengesetztes Marketing" scheint ein Widerspruch in sich zu sein, aber es ist eine Marketingtechnik, die wir zum Nutzen der amerikanischen Laubholzindustrie vervollkommnen möchten."
aus Parkett Magazin 03/08 (Wirtschaft)