Prinz profitiert von Öffnung der Grenzen

Mit Neuentwicklungen in Europa etabliert

Angesichts national weitgehend gesättigter Märkte hängt der Erfolg deutscher Firmen heute maßgeblich von der Entwicklung ihrer Exportgeschäfte ab - auch bei mittelständigen Unternehmen. Der niederrheinische Profilhersteller Carl Prinz konnte sich im europäischen Handelsgeflecht bereits fest vernetzen. Das schraubenlose D.O.S.-System war in diesem Zusammenhang ein wichtiger Wegbereiter.

Einen fulminanten Schub erlebte das Prinz-Auslandsgeschäft mit dem Fall der osteuropäischen Grenzen. Plötzlich standen die Märkte offen, auch für Industrie und Handel aus Westeuropa. "Einkäufer und Handelsvertreter aus dem Osten rissen uns auf Messen förmlich die Produkte aus der Hand", blickt Geschäftsführer Joachim W. Prinz gern auf diese Phase zurück. Für Prinz war diese lebhafte Nachfrage keine Initialzündung, dennoch katapultierte sie den Jahresumsatz schwungvoll nach oben.

Vor allem ein Profilsystem machte Furore, mit dem Prinz in Deutschland Anfang der 1990er Jahre auf den Markt gekommen war: das nach Unternehmensangaben erste System, das sich ohne sichtbare Bohrlöcher und Schraubköpfe im Boden verankern ließ. Herzstück dieser Technologie ist ein glasfaserverstärkter Spezialdübel, der einen genauen Bodenanschluss in jeder beliebigen Neigung garantiert. Dübelfest ohne Schrauben (D.O.S.) hatte Prinz die Entwicklung seinerzeit getauft und zum Patent angemeldet.

Noch heute würde die Firmenspitze die Zeit am liebsten zurückdrehen, denn angesichts mangelnder Erfahrung im Patentwesen sei der Patentschutz verloren gegangen. "Diese Idee war so revolutionär, dass diese Technologie einen regelrechten Nachfrage-Hype auslöste - in den 1990er Jahren national ebenso wie später in den osteuropäischen Staaten", berichtet Prinz.

Inzwischen wurde diese Idee nach Angaben von Prinz von allen ambitionierten Herstellern adaptiert. Und das nicht ohne Grund. "Schraubenlose Profile sind auch heute noch für jeden Hersteller der Türöffner in die osteuropäischen Märkte", meint Geschäftsführerin Katharina Prinz. Was im Umkehrschluss bedeutet: Wer keine adäquate Lösung anbietet, ist derzeit von diesen Wachstumsmärkten ausgeschlossen. Denn "nach wie vor hat das schraubenlose Produkt nicht nur bei uns den stärksten Umsatz", unterstreicht Prinz.

Doch auch die übrigen, patentrechtlich abgesicherten Produkte der Marke Prinz verkürzen kontinuierlich den Absatz- und Umsatzrückstand auf das führende D.O.S.-System. Immerhin sei das Preisargument neben der neuen Technologie ein weiterer Grund für seinen Boom gewesen, bilanziert Prinz.

Mehr Hochwertprofile gen Osten

Vor allem unmittelbar nach der Grenzöffnung waren die Einkommen in Osteuropa sehr niedrig. Auch heute ist das westeuropäische Niveau im Durchschnitt noch längst nicht erreicht, dennoch hat sich der Lebensstandard enorm verbessert. Diese Tendenz spiegelt sich laut Prinz in der Nachfrage nach höherwertigen zweiteiligen Profilen wider. Speziell in Tschechien, Slowenien und der Slowakei sei diese Entwicklung deutlich erkennbar.

In öffentlichen Gebäuden oder in Hotels, in denen westeuropäische Standards erwartet werden, ist bereits heute kein Unterschied mehr zu bemerken. So kommen selbst die jüngsten Neuheiten der Marke Prinz, wie der Kabelkanal und das zugehörige Sortiment an Sockelleisten in St. Petersburg, Moskau oder Prag zum Einsatz.

Exportgeschäft stützt Umsatz

Das Exportgeschäft erweist sich zunehmend als verlässliche Wachstumsstütze - so beispielsweise auch im verheißungsvoll begonnenen Vorjahr. Mit großer Euphorie und gestützt auf eine ausgesprochen lebendige Konjunkturentwicklung war die Wirtschaft ins Geschäftsjahr 2007 gestartet. Doch in der zweiten Jahreshälfte folgte die Ernüchterung.

Vor allem während der letzten Monate des Vorjahres dominierte die Kaufzurückhaltung. "Allein unserem Exportgeschäft haben wir zu verdanken, dass wir das vergangene Geschäftsjahr noch mit einem Umsatzplus von 7% abschließen konnten", beschreibt Joachim W. Prinz den Stellenwert internationaler Geschäfte heute.

Er selbst hatte die ersten internationalen Bande geknüpft, nachdem er das Geschäft 1960 vom Vater Walter übernommen hatte. "Damals gab es noch gar keinen Export", blickt Prinz auf seine Startphase zurück. Aber die Benelux-Staaten lagen nahe und schnell dehnten sich die Aktivitäten auch auf Frankreich und dann auf Skandinavien aus. Bereits vor dem Mauerfall hatte der Export von Prinz einen Anteil am Gesamtumsatz von etwa 20% erreicht. Nach der Grenzöffnung schnellte er rasant um 35 bis 40% nach oben und rangiert heute bei knapp über 30%. Bis 2012 sollen 40% erreicht werden.

Leithändler-Prinzip im Export

"Inzwischen exportieren wir in alle Länder Europas", so Prinz, "teils sogar interkontinental". Gesetzt wird dabei auf das Leithändler-Prinzip. Abhängig von der Größe des Landes kooperiert Prinz entweder mit einem oder zwei Handelspartnern. In Russland knüpfte Prinz Kooperationen in Moskau und St. Petersburg. Prinz: "Die Entfernungen sind dort derart groß, dass sich die Kundenkreise unmöglich überlappen." Im innereuropäischen Warenverkehr gibt es für Prinz kaum unüberwindbare Hürden oder Schwierigkeiten. Vor allem nicht mit Partnern in Staaten, die der Europäischen Union angehören oder in solchen, die darauf warten, aufgenommen zu werden. Dagegen sei der administrative Aufwand für Exporte nach Weißrussland oder in die Ukraine immens höher - aber nicht schikanös und somit kalkulierbar.


Prinz in Kürze

Carl Prinz GmbH & Co. KG
Jakobstr. 8
47574 Goch
Tel: 02823/9703-0
Fax: 02823/80495
www.carlprinz.de

Unternehmensausrichtung: Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Profilen
Geschäftsführender Gesellschafter: Joachim W. Prinz
Geschäftsführer: Katharina Prinz
Mitarbeiter: 72
Außendienst: 14
Produktionsmenge: 7 Mio. Laufmeter
Exportanteil: ca. 30%
aus Parkett Magazin 03/08 (Wirtschaft)