Domotex Asia / Chinafloor 2008

Der asiatische Privatkundenmarkt ist noch schwach

Die meisten europäischen Anbieter, die auf dem asiatischen Kontinent mit textilen Bodenbelägen Geld verdienen wollen, zielen auf den Objektmarkt. Denn die private Nachfrage entwickelt sich nur sehr langsam. Als Kontaktbörse empfiehlt sich für sie die Domotex Asia/Chinafloors in Shanghai, die jedoch im Wandel begriffen ist: Sie dient nicht mehr nur ausländischen Lieferanten als Brücke nach Asien, sondern entwickelt sich auch zur Plattform für den Export aus Asien. Immer mehr Amerikaner, Australier, Inder und andere Nationen kommen als Einkäufer in die schnell wachsende Metropole, um von den günstigen chinesischen Produktionspreisen zu profitieren.

Der chinesische und generell der asiatische Markt werden trotz des gewaltigen Konsumentenpotentials für die Industrie immer schwieriger, die Konkurrenz immer größer. Inzwischen haben viele Ausländer vor der geballten Macht einheimischer Produzenten die Segel gestrichen. Wer keine Produktion oder kein Joint-Venture in dem Land betreibt, wer noch nicht einmal ein Verkaufsbüro an entscheidender Stelle errichtet hat, sieht einen mühsamen Marsch vor sich.

Die chinesischen Hersteller haben das Zepter übernommen. Export ist ihre Devise, denn wollen sie expandieren, müssen sie auf den Weltmarkt gehen. Den heimischen Markt beherrschen sie ohnehin. Hier bleibt den Europäern nur der hochqualitative Bereich und jene Verbrauchergruppe, die sich aus Imagegründen am europäischen Geschmack orientiert. Groß ist diese Gruppe nicht, denn als Trendsetter im asiatischen Raum galt bisher die amerikanische Bodenbelagsmode.

So bleiben manche Europäer, die früher auf der Domotex Asia ausstellten, der Messe nun fern. Andere aber verzagen nicht. Sie wollen weiter für sich werben. "Asien ist im mittleren und hohen Preissegment kein Konsumermarkt für das schnelle Geschäft", sagt Birger Karlsson, Verkaufsmanager für Osteuropa und Asien bei Lano. "Es braucht Zeit, die richtigen Kontakte zu schließen."

Zum zweiten Mal war der belgische Hochwert-Teppichbodenhersteller B.I.C. mit seinen anspruchsvollen Produkten auf der Domotex Asia präsent. Das Unternehmen aus Kortrijk zeigt Investitionsmut und Geduld, denn im vergangenen Jahr hatten sich nur 60 Besucher auf dem Stand der Belgier verloren. In diesem Jahr dürfte es kaum mehr gewesen sein, denn das Besucheraufkommen auf der Domotex Asia fiel deutlich geringer aus.

Shags sind nicht nur in Europa beliebt, sondern auch in Asien absolut up to date. Das belegt die gute Resonanz auf die beiden Langflor-Qualitäten Glanzing und Puddle des dänischen Herstellers Fletco, die oft als abgepasste Teppiche verkauft werden. Praktisch: Ihre schnittfeste Konstruktion, die Ketteln oder Einfassungen überflüssig macht.

Der private Endverbraucher ist bei textilen Belägen ein noch kaum beschriebenes Blatt. Nur der begüterte Konsument leistet sich einen Teppichboden. Weiß ist eine beliebte Farbe - im Gegensatz zum typischen Schwarz im Objekt - denn wer einen weißen Bodenbelag hat, demonstriert, dass er sich eine Reinigungskraft leisten kann. In der Masse hat aber in China die Raumgestaltung der privaten Wohnfläche keine Tradition.

Der Durchschnittsbürger verfügt über begrenztes Einkommen, lebt einfach und leistet sich vor allem einen großen Fernseher. Für den Boden bleibt da wenig übrig. Doch das muss nicht so bleiben. Zwar ist er noch vergleichsweise klein, doch hat der Endverbrauchermarkt schon ein jährliches Wachstum von 10 %.

Balta will hier ebenfalls mitmischen. Im Grunde hält Marketingdirektor Geert Vanden Bossche den chinesischen Markt für überschätzt, aber er weiß auch um das Potential: "Als ein großer Player müssen wir auf der Messe und am Markt präsent sein und das strategische Know-How aufbauen für den Moment, an dem der private Einrichtungsboom losgeht." Und Landsmann Philip Dermaut, Geschäftsführer des belgischen High-End-Herstellers B.I.C. Carpets hofft im eigenen Interesse, dass der Geschmack für Designteppiche schon vorhandenen Konsumbestrebungen wie der Kleidermode automatisch nachfolgt.
aus Carpet Magazin 03/08 (Wirtschaft)