Lechner produziert seit Jahrzehnten Bodenbelagsklebstoffe und Farben

Neue Strategie forciert Eigenmarke

Lechner ist selbst im heimischen Italien in der Parkettbranche weitgehend unbekannt. Dabei existiert das Chemieunternehmen seit 1920 und ist neben Mapei die wohl einzige Firma, die Klebstoffe für alle Bodenbeläge von Parkett über Lino, Teppich und PVC herstellt. Als Anbieter von Spezialprodukten hat Lechner jahrelang auch für bekannte deutsche Chemieunternehmen produziert. Jetzt wollen die Italiener aus dem Schatten eines unbekannten Zulieferers heraus und ihre eigene Marke forcieren.

Lechner begann als Hersteller von Farben und Produkten für den Malerbedarf und wandte sich 1930 den Klebstoffen zu. In der 3. Generation unter Paolo Lechner spezialisierte sich das Unternehmen auf Bodenklebstoffe und Lacke. Der Holzsektor bot damals lohnende Aussichten und die unternehmerische Entscheidung lautete, für andere Hersteller zu produzieren. Maßgeschneiderte Produkte für weniger flexible Großkonzerne war das Erfolgsrezept. So arbeitete Lechner von der Öffentlichkeit und der Parkettbranche weitgehend unbemerkt, sammelte aber viel Erfahrung. Zukäufe steigerten das Know-how. Der italienische Hersteller von PVC-Klebstoffen, Chamberlain, wurde im Jahr 2000 übernommen und 2002 kam Italcoll hinzu, ebenfalls Hersteller von Klebstoffen für PVC-Böden sowie Linoleum und Gummibeläge.

Seit die Margen geringer geworden sind, keimte bei Lechner die Idee, mit eigenen Produkten direkt in den Markt zu gehen. Vor etwa zwei Jahren wurden die Weichen gestellt. Der über Italien hinaus bekannte Chemiker Dr. Armando Papini wurde für die Entwicklungsabteilung verpflichtet und von Kerakoll kam der Exportleiter Marco Cainero, in jungen Jahren italienischer Spitzensportler, der über die Motivation verfügt, sich in kurzer Zeit die deutsche Sprache in erstaunlich perfekter Weise anzueignen.

Die Anstrengungen sind zielgerichtet. Marco Cainero hält viel von der deutschen Chemieindustrie. In Qualität und Aufstellung ist sie ein Vorbild, dem Lechner folgen will. "Technische Merkblätter müssen so formuliert werden, wie es die Deutschen tun".

Deutscher Partner gesucht

Um in den wichtigen deutschen Markt vordringen zu können, braucht Lechner einen Partner, der genauso flexibel ist wie der italienische Hersteller. Als großer Händler sollte er über ein Lager und eine kompetente Verkaufsmannschaft verfügen. Mit Standardprodukten, aber auch mit speziellen Lösungen - etwa einer schnell trocknenden Spachtelmasse - könnte Lechner in Deutschland und anderen europäischen Märkten Fuß fassen. Grundierungen, Spachtelmassen, Klebstoffe, Lacke für Parkett und auch Öle haben die Italiener im Programm.

Seit Jahren entwickelt und liefert Lechner maßgeschneiderte Produkte für Kunden, die sich vom Wettbewerb abgrenzen wollen. Zu solchen Produktgruppen zählen u.a. Verlegewerkstoffe im Schiffsbau, wo ganz spezielle Zertifizierungen verlangt werden. Alle drei bis vier Jahre wird auf Kreuzfahrtschiffen der Boden ausgewechselt. Eine besonders leichte Spachtelmasse ist hier gefragt. Nicht nur die Verlegung muss schnell vonstatten gehen, auch die Lieferung muss zügig sein. "Diese Kunden bestellen heute und wollen morgen ihre Ware erhalten", sagt Marco Cainero.

"Wir wollen im Markt Präsenz zeigen"

Selbst im Bereich der Kunstrasen-Klebung ist Lechner eine verborgene Größe, obwohl hierfür ein einkomponentiger PU-Klebstoff entwickelt wurde. Dazu liefert Lechner ein Auftragsgerät, mit dem dieser PU-Klebstoff in stehender Haltung aufgezogen werden kann.

Ab Januar 2009 wird ein neuer Produktkatalog zur Verfügung stehen, unterteilt nach den verschiedenen Bodenbelägen. Derzeit werden dazu die Produktlabels kreiert, Etiketten entworfen und das Corporate Design auf einen aktuelleren Stand gebracht.

"Wir wollen uns nicht mehr verstecken, sondern unsere Firma dem Markt vorstellen", lautet das Credo von Dr. Papini und Marco Cainero. Eine eigene Marketingabteilung hält Lechner in seiner jetzigen Größenordnung allerdings noch nicht für notwendig.

Im kommenden Jahr sind umfangreiche Investitionen vorgesehen. Geplant ist ein kompletter Firmenneubau, mit demEnde 2009 begonnen werden könnte, wenn die behördlichen Genehmigungen für das Chemieunternehmen in der touristisch sensiblen Region zügig erteilt werden.

Produkte für alle Bodenbeläge und Untergründe

Ein Umsatzbringer des Unternehmens ist der Primer PU, ein Vorstrich, der vor allem in Osteuropa noch als lösemittelhaltiges Produkt zur Absperrung und Estrichverfestigung eingesetzt wird. Angeboten wird auch eine lösemittel- und wasserfreie Version. Dieser Primer PU 150 Speed benötigt statt 6 Stunden nur noch 2 Stunden Trocknungszeit.

Innerhalb des Spachtelmassenangebots ist Fibrodur für Parkettleger von Bedeutung. Die selbstverlaufende Nivelliermasse kann in Dicken von 3 bis 10 mm aufgetragen werden und wird besonders als Untergrund für Parkett empfohlen.

Sipol heißt der Topseller bei den Klebstoffen. Das zweikomponentige Produkt auf der Basis von Epoxid- und PU-Harzen ist elastisch eingestellt und für alle Parkettarten auf saugenden und nichtsaugenden Untergründen freigegeben. Sipol hat eine besonders lange offene Zeit von 90 Minuten, die vor allem von Bodenlegern in Osteuropa geschätzt wird.

Darüber hinaus bietet Lechner eine Vielzahl von Verlegewerkstoffen, z.B. fünf verschiedene Klebstoffe für unterschiedliche Verlegesituationen bei PVC-Böden. Das Unternehmen möchte zudem den Kunstrasenmarkt besetzen, denn die hierzu notwendigen Produkte lassen sich je nach Kundenwunsch chemisch leicht modifizieren.

Sobald sich Lechner mit seiner Neuausrichtung erfolgreich aufgestellt und erste Resultate eingefahren hat, plant das Unternehmen, als Aussteller zur Domotex zu kommen. Das könnte in drei bis vier Jahren Wirklichkeit werden.


Lechner

Lechner S.p.A.
Frazione Rigoroso
15061 Arquata Scrivia, Italien
Tel. +39 0143 636103
Fax +39 0143 636405
www.lechnerspa.it

Geschäftsführer: Paolo Lechner
Umsatz: 12 Mio. EUR
Mitarbeiter: 25
Produktionsmenge Klebstoffe u. Lacke: 7.000 t/Jahr
aus Parkett Magazin 05/08 (Wirtschaft)