AHEC im neuen Konservatorium in Amsterdam

Amerikanische Roteiche gibt Ton an


Der Architekt Frits van Dongen (de Architekten Cie.) bezeichnet sich selbst als einfachen "Bastler", aber mit seinem neuen Konservatorium gelang ihm wieder ein Meisterwerk. Mit amerikanischer Roteiche in verschiedenartigen Anwendungen behaupten sich die sehr leisen Töne gegen die sehr lauten aus Beton, Stahl und Glas.

Beim Blick vom Prins Hendrik Kai über das Wasser zum Oosterdok fällt sofort das neue Konservatorium von Amsterdam auf. Es ist kleiner und kompakter als die daneben gelegene Amsterdamer Bibliothek. Durch die markante Fassade wirkt das Gebäude jedoch wie ein Glaspalast.

Die Deckenverkleidungen über dem zurückgesetzten Eingang und über den kleinen Fenstererkern aus amerikanischer Roteiche geben einen ersten Hinweis auf die Holzart, die am häufigsten für den Innenausbau des Konservatoriums verwendet wurde. Decken- und Wandbekleidungen, Fußböden, Treppen, einzelne Möbelstücke sowie Türen und Fenster im Innenbereich bestehen hauptsächlich aus Roteiche. Beeindruckender Höhepunkt ist das Foyer im Aufführungszentrum, wo diese Holzart großflächig auf hohen und abgehängten Decken, im Zwischengeschoss, auf Fußböden und an Treppen eingesetzt wurde. Der Kontrast des Holzes zu den Außenwänden aus Glas, Treppenkonstruktionen aus Stahl, Betonwänden und beeindruckenden Betonpfeilern, die senkrecht, diagonal und asymmetrisch V-förmig in dem Foyer stehen, ist ein Beispiel für schöpferische Stärke. Der Gebrauch von soviel Holz war für van Dongen überaus wichtig, weil Holz für ihn die Wärme der Musik ausdrückt.

Der Architekt suchte nach einer besonderen Holzart, die er auf den Fußböden unbehandelt verwenden wollte und die auch zu der rustikalen Hafenatmosphäre passen sollte. Ferner wollte er einen Effekt vermitteln, der ihn in französischen und spanischen Cafés beeindruckt hatte. Nach der Begutachtung vieler Holzmuster fiel die Wahl der Holzart auf amerikanische Roteiche. Van Dongen meinte, dass diese Holzart am meisten Charakter aufweise. Der Architekt sagte später in einem Interview: "Parkettböden mit deutlichen Gebrauchsspuren sehen einfach wunderschön aus. Nur gelegentlich werden sie mit Sand gescheuert und feuchten Lappen geputzt. So einen Fußboden habe ich auch in meinem Haus." Dass besonders die Fußböden durch den Publikumsverkehr Schmutz annehmen, ist für van Dongen völlig in Ordnung. Er meint: "Die laufende Nutzung erzeugt Perfektion". Zum Einsatz kamen gehobelte Dielen ohne Nut und Feder in nur 9 mm Dicke und 90 mm Breite, die in fallenden Längen auf einer 12 mm dicken Spanplatte geklebt und genagelt worden sind.

Auffallend sind die Farbunterschiede zu den verschiedenen Einbauten aus Roteiche. Ursächlich sind einerseits verschiedene Holzlieferanten und andererseits unterschiedliche Oberflächenbehandlungen. Das wird zum Beispiel deutlich sichtbar beim Kontrast zwischen dem unbehandelten Fußboden im Foyer und den fein geschliffenen Decken- und Wandbekleidungen, die zunächst mit einem feuerhemmenden Schutzanstrich behandelt und anschließend geölt wurden. Dadurch entstand eine wunderschöne rotbraune Farbtönung. Ferner haben, vom fünften Stock aufwärts, alle Innenwände auf der Flurseite der Klassen- und Probenräume raumhohe, lackierte Fensterrahmen aus Roteiche und dazu passend furnierte Akustiktüren.


Objekt Telegramm

Objekt: Konservatorium Amsterdam
Bauherr: Kunsthochschule Amsterdam
Entwurf: Frits von Dongen, de Architekten, Amsterdam
Parkett: 2.300 qm Parkettböden, im zentralen Foyer Roteiche-Massivparkett aus den USA, in Teilflächen FSC-zertifiziertes Keruing und Industrieparkett aus europäischer Eiche
Abmessungen: Dielen mit fallenden Längen in 90 x 9 mm
Parkett-Verleger: Conijn Parket, Alkmaar
Bodenfläche: 16.000 qm
Bauzeit: 2005 - 2008
Baukosten: 23 Mio. EUR
aus Parkett Magazin 04/09 (Referenz)