Dennebos/Barth: Holz aus einem Stausee in Surinam

Stauseeholz als Klimaschutz


Mehr Exklusivität für einen Holzboden und eine faszinierendere Geschichte zur Herkunft des Holzes kann man sich kaum wünschen: Das niederländische Unternehmen Dennebos holt Holz aus einem Stausee in Surinam/Südamerika. Die lange Lagerung unter Luftabschluss im Süßwasser verleiht den Hölzern besondere Eigenschaften. Gleichzeitig ist die jetzige Ernte des Stauseeholzes begrüßenswert, weil ein späteres Verrotten zu klimaschädlichen Faulgasen in großer Menge führen würde. In Deutschland vermarktet der Importeur Barth & Co. das Holz unter dem Namen "Stauseeholz". Erste Terrassen- und Massivdielen aus diesem Holz wurden bereits geliefert.

Von 1960 bis 1964 ist im Nordosten Surinams ein Stausee gigantischen Ausmaßes angelegt worden. Über eine Fläche von 1.560 km2 - drei Mal so groß wie der Bodensee - erstreckt sich der nach seinem Erbauer benannte Dr. Blommestein-See, der zu den größten Talsperren der Welt gehört. Das Wasserkraftwerk der Talsperre liefert Energie für die Gewinnung von Aluminiumerzen (Bauxit), für die Schmelzöfen in der Aluminiumhütte von Paranam sowie für die Stromversorgung der Hauptstadt Paramaribo.

Statt die Urwälder vorher einzuschlagen, ist der wertvolle Wald damals lediglich geflutet worden. Die Nutzungsrechte für das im See vorhandene Holz besitzen die Brüder Roy und Orlando Lee-On und der niederländische Unternehmer Jos Dennebos. Jetzt sollen die geschätzten 10 Mio. cbm Holz aus dem See geerntet werden, bevor die wertvollen Bestände zu verrotten beginnen. Wenn sich das Holz zersetzt, entstehen klimaschädliche Faulgase wie Methan, die das Wasser und die Atmosphäre belasten. Daher ist die Ernte der Hölzer aus dem Dr. Blommestein-See zu begrüßen, betont Prof. Dr. Michael Köhl vom Zentrum Holzwirtschaft der Universität Hamburg. Dennebos hat für das Stauseeholz zudem ein Zertifikat der Rainforest Alliance und die FSC-Zertifizierung beantragt, um den ökologischen Wert des Projektes nachzuweisen. Stephan von Schreitter, Geschäftsführer von Barth & Co., ist allerdings überzeugt, dass auch ohne eine solche Zertifizierung das Projekt für sich selbst spricht.

Das Besondere am Stauseeholz: Durch die lange Lagerung im Süßwasser ist es deutlich formstabiler und haltbarer, betonen die Importeure. Zudem sind Inhaltsstoffe ausgewaschen, die bei normal geschlagenen Exotenhölzern zu unerwünschten Verfärbungen führen können. Im Dr. Blommestein-Stausee findet sich eine große Bandbreite an Hölzern von Purple Heart und Ipé über das Wasserbauholz Basralocus bis zu Andira und Bolle Tree. Das dunkelrote Bolle Tree-Holz (auch Massaranduba genannt) ist in Surinam geschützt. Nur die Bäume aus dem Stausee dürfen verwendet werden.

Ernteboote schleppen Holz zum Sägewerk

Von einem Boot aus wird zunächst die sich über der Wasseroberfläche befindende Baumkrone gekappt. Dann folgt die Ernte des unter Wasser liegenden Teils. Da viele dieser Hölzer schwerer als Wasser sind, müssen die Stämme zunächst gesichert werden. Erst danach kappen Taucher die Stämme in einer Tiefe von bis zu 35 m mit Hilfe pneumatisch angetriebener Kettensägen. Das wertvolle Holz wird schließlich von Erntebooten zum Sägewerk geschleppt, das unmittelbar am Ufer errichtet wurde. Dort wird das Rundholz gesägt, getrocknet und zu fertigen Produkten wie Terrassendecks und Parkettfriesen weiterverarbeitet. Die für die Trockenkammer und den Einschnitt benötigte Energie wird aus Holzabfällen gewonnen.

Dennebos schätzt, dass die Kapazität eines Bootes bei bis zu 15 Stämmen bzw. 45 cbm Holz pro Tag liegt. Derzeit sind drei bis vier Ernteboote im Einsatz. Geplant ist ein Ausbau dieser Kapazität auf bis zu zehn Booten. Im Jahr ließen sich dann bis zu 45.000 cbm Stauseeholz ernten. Wenn man davon ausgeht, dass sich rund ein Drittel des Holzes für den Export eignet, wäre das immerhin eine Jahresleistung von 15.000 cbm. Stephan von Schreitter: "Unsere Aufgabe ist es, für alle anfallenden Hölzer und Dimensionen Absatzmärkte zu finden. Derzeit nehmen wir das gesamte dort in Exportqualität anfallende Holz ab."
aus Parkett Magazin 06/08 (Wirtschaft)