Interview mit Darko Pervan, Välinge Innovation, Schweden

"Das 5G-System ist der aktuellste Standard bei leimfreien Verbindungen"

1994 entwickelte das Unternehmen Välinge Innovation in Schweden die mechanische, leimfreie Verbindung für Holz- und Laminatfußböden. Diese sogenannten Lock- oder Klickverbindungen ermöglichen, die Fußbodenelemente ohne den Gebrauch von Leim schwimmend zu verlegen. Nur drei Arbeitsschritte waren dazu notwendig - das Einklinken der langen Seite, eine kleine Verschiebung und dann das horizontale Ineinanderklicken der kurzen Paneelseite. Heute nutzen gut 100 Lizenznehmer dieses patentierte Grundprinzip für die leimfreie Verbindung ihrer Böden.

Välinge hat die ersten Klickverbindungen weiter entwickelt und sowohl die Verbindungskraft und Auszugsstärke verbessert, wie auch technologische Prinzipien vereinfacht und kostensparende Produktionsformen entwickelt. Seitdem ist die Verlegung noch schneller geworden. Die jüngste Välinge-Entwicklung heißt 5G. ParkettMagazin hat sich bei Välinge-Geschäftsführer Darko Pervan über Eigenschaften und künftige Perspektiven der 5G-Verbindung informiert .

PM: Was genau ist unter '5G" zu verstehen?

Darko Pervan: Die 5G-Verbindung ist sicher das fortschrittlichste Verbindungssystem auf dem Markt und gleichzeitig die schnellste und einfachste Methode, Holz- oder Laminatfußböden zu verlegen. Man kann die Elemente sehr leicht wieder lösen und während der Verlegung neu justieren. 5G nutzt die sogenannte 'Single-Action"-Methode, das heißt, die Kopfseite des Bodenelementes wird gleichzeitig mit dem Einklicken in die lange Seite verriegelt. Das geschieht auf der Kopfseite automatisch durch vertikales Einschnappen während des Arbeitsvorganges an der langen Seite. Das Geheimnis dahinter ist eine herausnehmbare Glasfiber-Feder auf der kurzen Paneelseite. Die Verriegelungsmethode besteht in einem einfachen Herunterklappen. Wir glauben, dass sie allmählich alle anderen leimfreien Verbindungen ersetzen wird.

PM: Wie kam Välinge auf diese Idee?

Darko Pervan: Zum Teil haben unserer Lizenznehmer die 5G Entwicklung angestoßen. Sie wollten ein Verbindungssystem für große, konventionelle Dielenformate, das genau so leicht zu nutzen war, wie bei kurzen Stäben oder Paneelen. Välinge hatte schon 2002 ein fortschrittliches Verbindungssystem für kleine Laminatbodenformate entwickelt. Der einzige Nachteil jenes 'Single-Action"-Systems war, dass es nur mit schmalen Bodenelementen funktionierte. Um die Methode auf größere Standardformate zu übertragen, brauchten wir eine Feder an der Kopfseite, die sich während des Verriegelungsvorganges bewegen ließ. Als Lösung entwickelten wir das 5G Prinzip mit einer flexiblen, herausnehmbaren Feder, die so funktioniert wie ein Tür, die ins Schloss fällt. Diese flexible Feder wird schon während des Produktionsprozesses in die kurze Seite eingefügt. Bei der Verlegung wird sie später nach innen gepresst und schnappt zurück in die Nut, wenn das neue Bodenpaneel herunter gedrückt ist. Dadurch entsteht eine sehr starke, einfache und verlässliche Verbindung an der Kopfseite.

PM: Wie lange dauerte die Entwicklung?

Darko Pervan: Die erste Version von 5G wurde 2004 entwickelt und das erste kommerziell nutzbare Produkt kam 2005 auf den Markt. Die ganze Prozedur ist etwas komplexer als bei vorangegangenen Klicksystemen, weil wir erst die Ausrüstung entwickeln mussten, um die flexible Feder bei der Herstellung in die Kopfseite einzubringen. Während dieser Zeit wurde übrigens eine ganze Reihe unterschiedlicher Prinzipien der Klickverbindung und entsprechender Produktionsmethoden entwickelt und gleich patentiert.

PM: Wie ist denn die aktuelle Patentlage?

Darko Pervan: Unser Grundpatent schützt eigentlich alle Klicksysteme, weil auch alle nachfolgenden Entwicklungen auf dieser Art der Verbindung von langer sowie kurzer Seite aufbauen. Darüber hinaus besitzt Välinge, nach unserer Ansicht, den breitgefächertsten Patentbestand in Sachen Klickverbindungen. Allein für 12 verschiedene Formen der 5G Technologie haben wir Patente beantragt. Dazu haben wir Cross-Licence-Vereinbarungen mit anderen Patenthaltern wie Classen und Pergo. So können wir Lizenzen anbieten, die alle relevanten Patente der Klickverbindungen abdecken.

PM: Wie viele Hersteller haben bereits 5G Lizenzen erworben und wie wird die Technologie im Markt akzeptiert?

Darko Pervan: Välinge hat etwa 25 Lizenznehmer, die das 5G Klicksystem produzieren und ihre Produkte damit vermarkten dürfen. Jene, die bereits damit in den Verkauf gegangen sind, scheinen recht erfolgreich zu sein. Wir sind überzeugt, dass dieses neue Verbindungssystem bald einen großen Anteil bei Holz- und Laminatfußböden haben und sogar künftig als Standard für hochwertigen Fußboden gelten wird. In den USA beispielsweise haben sowohl Pergo als auch Shaw 5G Produkte in ihrem Laminatsortiment. Bei Holzfußböden ist es etwa die Firma Arborcraft, die schon 2008 unter der Marke 'Harris" einen 5G Fußboden verkaufte. In Europa sind Terhürne-Gründorf und Kronotex die führenden Pioniere. Und wenn man nach Asien schaut, war der indonesische Hersteller Teka der Erste, der Teile seiner Böden mit 5G ausgestattet hat. In 2009 werden noch viele andere Hersteller Produkte mit dem 5G Klicksystem auf den Markt bringen. Und zwar sowohl große Unternehmen, als auch kleinere Nischenproduzenten, die jenes Segment des Marktes erreichen wollen, wo fortschrittliche und verlegefreundliche Produkte gefragt sind.

PM: Werden wir in Kürze noch von anderen Innovationen aus der Välinge-Entwicklung hören?

Darko Pervan: Wir versuchen stets, dem Markt voraus zu sein. Unser neues Entwicklungszentrum, das wir für 40 Mio. EUR errichten, ist im Mai 2009 voll funktionsfähig. Es wird unsere Kapazitäten gewaltig erhöhen. Unsere Lizenznehmer haben dann Zugang zur modernsten Fußbodentechnologie, die alle Schritte von der Herstellung des Trägermaterials über die Laminierung bis zur Oberflächentechnologie und Profilierung in höchster Arbeitsgeschwindigkeit darstellt. Wir könnten damit theoretisch 20 Mio. qm Laminatboden im Jahr herstellen, aber wir werden nur 1-2 Mio. qm als Start-up-Produktion für unsere Lizenznehmer fertigen. Unser erstes Ziel ist es, Lizenznehmer zu unterstützen. Alle, die in unsere Technologie investieren, werden bestens für die Herausforderungen des Marktes gerüstet sein, mit denen wir in den kommenden Jahren zu tun haben.
aus Parkett Magazin 01/09 (Wirtschaft)