Decosit Brüssel bekommt neuen Namen

Mit "Mood" in die textile Zukunft

Die Decosit Brüssel feierte im September ihren 30. Geburtstag. Trotz leicht gesunkener Besucherzahlen zog die Messeleitung ein positives Resümee. Im kommenden Jahr geht die Veranstaltung unter neuem Namen an den Start: Mood (Meet only Original Designs).

Schon 30 Jahre lang ist die Decosit die Referenzmesse für Polstermöbelstoffe. Inzwischen ist aus ihr sogar noch viel mehr geworden. Sie läuft zur gleichen Zeit und unter demselben Dach wie die Messen DecoContract für den Objektmarkt, Decotec mit neuen technischen Textilien, Indigo mit kreativem Design und die Expofil Déco, die sich thematisch den Garnen widmet.

Auf der Decosit Brüssel kamen 2008 rund 370 Aussteller aus 30 Ländern zusammen. Sie nahmen insgesamt etwas weniger als 50.000 qm Standfläche in fünf Hallen ein. Traditionell ist Italien das auf allen Teilmessen am stärksten vertretene Land, gefolgt von Belgien, Spanien und der Türkei. Den fünften Platz teilen sich Frankreich, Deutschland und die USA. Auf dem Messegelände präsentierten 80% der Aussteller Polsterstoffe; rund die Hälfte aller Standbesitzer verfügt auch über Fensterbekleidung. Wandbekleidung war zu 11% vertreten. Auffällig: Die Decosit geht immer stärker in Richtung Objektausstattung. Bei 80% der Aussteller konnte der Besucher dieses Jahr Contract-Qualitäten finden.

Trotz rückläufiger Besucherzahlen - 11.150 wurden gezählt, 4% weniger als im vergangenen Jahr - wurde die diesjährige Decosit als kommerzieller Erfolg gewertet. Mit 90% nicht-belgischen Besuchern sitzt Brüssel als internationaler Mitspieler fest im Sattel. Gerade in Hinblick auf die momentane Wirtschaftslage ist das positiv.
Doch trotz dieses Erfolges wird es Decosit und DecoContract künftig in dieser Form nicht mehr geben. Unter dem Motto "One strong brand for one strong product" geht die Textilmesse 2009 mit Decosit und DecoContract unter dem Namen Mood (Meet only Original Designs) an den Start. "Der hektische Markt zwingt uns, eine neue Herausforderung anzugehen", begründet Mood-Geschäftsführer Patrick Geysels den Schritt. Die echte Erneuerung findet sich im Produktangebot: In Zukunft werden auch Aussteller zugelassen, die eigene Kreationen in den Bereichen Möbelbezugstoffe, Gardinen und Wandbekleidungen anbieten. Mit dieser Erweiterung reagiert die Messeleitung auf den Trend, dass Produzenten immer öfter vollständige Kollektionen anbieten.

Die Stimmung bei den deutschen Ausstellern war trotz rückläufiger Besucherzahlen durchaus positiv. Hanns Bergmann von Stoeckel & Grimmler berichtete vor allem von Neukontakten nach Osteuropa und nach Indien, die Deutschen hat er allerdings vermisst. Bernd Kout von Munzert wiederum vermisste Besucher aus Asien und Übersee. "Ein großes Problem ist der starke Dollar. Alle haben Schwierigkeiten mit den Energiekosten und dem weltweit fehlenden Einkaufsbudget", befand Kout. Gunnar Pongs von Pongs bedauert, dass sich das Angebot immer mehr vermische: "Es sind jetzt auch Converter dabei", fügte er kritisch hinzu.

Nächstes Jahr findet die Messe erstmals nicht mehr am Wochenende statt. Bei der ersten Ausgabe von Mood vom 8. bis 11. September 2009 werden dann Möbelbezüge sowie Fenster- und Wandbekleidungen präsentiert.

Trends und Neuheiten auf der Decosit

Der Trend ging auf der diesjährigen Decosit einerseits zu Naturoptiken und andererseits zu Matt-Glanz-Effekten und raffinierten Hightech-Geweben. Dem Ökotrend und der Nachhaltigkeitsdiskussion kommen die Weber mit Bio-Baumwolle, Leinen, Flachs und Stoffen aus Bambusfasern nach. Immer mehr Produzenten setzen auf schwer entflammbare Trevira-CS-Fasern mit weichem Griff und raffinierten Dessins. Inzwischen bieten mehrere Weber auch wollartige und leinenartige CS-Qualitäten an. Sehr experimentierfreudig zeigte sich Lodetex: Im Angebot waren Trevira-CS-Gewebe mit flottierenden Fäden, 3-D-Effekten oder Scherlis mit Schrumpf.

Bei den Farben dominieren Naturtöne wie Vanille, Mocca, Sand und Grau. Rot ist die stärkste Farbe des kommenden Winters, kombiniert mit Petrol, Orange, Pink, Lila und Türkis. Akzente werden mit Flieder, Violett und Bordeaux, Beerentönen, leuch-tendem Gelb, Grün und Blau gesetzt. Neu sind lichte, kühle Töne wie Schwefelgelb, Grau, Grasgrün und Puderrosa.

Bei den Dessins steht Florales und Grafisches hoch im Kurs. Glanz- und Metalliceffekte sowie aufwendige Beschichtungen beleben das Erscheinungsbild. Schrumpfgarne lassen Doppelgewebe plastisch wirken. Samt und Breitcord, Plüsche und Fell-Imitate bringen den Kuschel-Faktor. Insbesondere Mohair wird wieder stärker nachgefragt. "Die Leute sind bereit, Geld für wertige Qualitäten auszugeben", so Gunnar Pongs.

Schwerpunkt der Messe war das Thema "Outdoor": Aus Branchensicht ein interessanter Wachstumsmarkt. Der Palace 12 wurde dafür in eine grüne Zone verwandelt, ein Parcours kennzeichnete den Weg zu den 46 Ausstellern in den übrigen Hallen, die Outdoor-Stoffe präsentierten. Eine Outdoor-Plattform im Rahmen der Decotec zeigte, was in diesem Bereich alles möglich ist: Neue Materialien, Fasern, Guss- und Webtechniken, die der Möbelindustrie neue Möglichkeiten für die Zukunft bieten.

Raymakers etwa spielte mit Farben und Strukturen und hatte seine Outdoor-Kollektion in Flach-, Bouclé-, Chenille und Samtqualitäten und sechs Farbfamilien eingeteilt. Libeco präsentierte eine Outdoorkollektion in Leinenoptik in 19 Farben. Und Munzert sorgte mit seiner neuen eleganten Kollektion für Bespannungen und Wintergärten für Aufsehen. Die Dekostoffe sind witterungsbeständig, filtern bis zu 60% der schädlichen Strahlen heraus und vergilben nicht. Sie fühlen sich zudem wie Baumwolle an und sehen auch so aus.
aus BTH Heimtex 11/08 (Wirtschaft)