Appell der Decor-Union

"Das Glas ist halb voll - in jeder Krise stecken auch Chancen"

Die Decor-Union lässt sich von dem allerorten beschriebenen Krisenszenario nicht beirren und appelliert auch an die gesamte Branche, sich nicht von den negativen Prognosen irritieren zu lassen. Denn: In jeder Krise steckten auch Chancen. Wer sie zu nützen versteht, könne sogar gestärkt daraus hervorgehen. Kopf in den Sand stecken und Selbstmitleid wären dagegen der falsche Ansatz.

Wenn derzeit etwas Konjunktur hat, dann sind es Krisenprognosen für die Wirtschaft. Die renommierten Institutionen überschlagen sich in düsteren Prophezeiungen. Allen voran das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), das für das Jahr 2009 einen Konjunktureinbruch von 2,7 % voraussagt. Dem stehen durchaus auch positive Signale gegenüber, etwa die, nicht zuletzt aufgrund des Preisverfalls bei Öl und Gas, gesunkene Inflationsrate. Das Weihnachtsgeschäft wurde von den Einzelhandelsbranchen teils als ordentlich, teils als kleiner Kaufrausch bewertet. Und es gibt noch das eine oder andere Signal mehr, das in den Medien allerdings nur am Rande Erwähnung findet.

Wer sich von dem Krisengerede anstecken lässt, hält sich bei den privaten Ausgaben zurück und leistet damit selbst einen Beitrag zur Ausbreitung der Krise. Insofern hat alles auch mit Psychologie zu tun. Fakt ist, dass sich der Mittelstand in der Krise bisher als robust erweist und nur bedingt von der allgemeinen Schwarzmalerei angesteckt wurde. Insofern kommt das gleichlautende Ergebnis einer Konjunkturumfrage, die die Decor-Union bei einem Teil ihrer Erfa-Mitglieder Anfang des Jahres durchführte, nicht überraschend. Wichtig ist es, die Krise als Chance zu begreifen: Denn die Rückbesinnung auf traditionelle Werte rückt automatisch die eigenen vier Wände in den Vordergrund. Und hier gilt es, den Kunden abzuholen.

Um ihre Verweigerungshaltung aufzubrechen und Konsumanreize zu schaffen, sind die alten Rezepte nach wie vor gültig. Sie lauten: "Gönnen Sie sich ein schönes Zuhause als Insel der Ruhe und Entspannung. Schauen Sie sich die Vielfalt an neuen Designs, Farben und Materialien bei Stoffen, Tapeten, Bodenbelägen und Farben an. Sie leben heute - deshalb machen Sie es sich schön." Die Aufwertung der Produkte in höherwertige Segmente und der Trend zu nachhaltigen Waren bieten weitere Wachstumschancen.

Unternehmensberater Gottfried Heßling empfiehlt dem Handel dazu dringend, auch auf die handwerkliche Dienstleistung zu setzen. Also Teppichboden, Gardinen und Tapeten nicht nur über die Ladentheke zu verkaufen, sondern möglichst mit dem vollen Service. Die fachgerecht ausgeführte Dienstleistung erhöhe für die Verbraucher das Wohnvergnügen und für den Handel die Rendite. Sie bilde die Alternative zum Do-it-yourself-Verkauf anderer Anbieter.

"Die Investition in die Dienstleistung zahlt sich seit längerem aus", sagt Decor-Union-Geschäftsführer Enno Kramer. "Sie bildet das Fundament, das vielen unserer Mitgliedsfirmen hilft, auch schwierige Zeiten zu überstehen. Lassen Sie sich vom Preiskampf der Baumärkte nicht anstecken. Den können sie nur verlieren. Spielen Sie hingegen Ihre Stärken als Fachgeschäft mit hoher Waren-, Beratungs- und Servicekompetenz aus."

Dass auch die Mitgliedsfirmen der Decor-Union nicht pessimistisch sind, zeigt eine aktuelle, interne Umfrage: Danach waren 72,4 % des Einzelhandels mit der Entwicklung ihres Unternehmens im Jahr 2008 zufrieden bzw. sehr zufrieden - in einer Zeit also, als die drohenden Vorboten der Krise schon zu erkennen waren. Die Erwartungen für die Geschäftsentwicklung 2009 sind allerdings nicht hoch gesteckt, doch immerhin sehen 34,6 % der Einzelhändler dem gerade angelaufenen Jahr 2009 eher positiv entgegen, 10,3 % sogar sehr positiv.

Die unternehmerische Priorität liegt bei den meisten der Befragten auf der Sicherung der Liquidität - so ist sie für 62,1 % sehr wichtig, für 20,7 % wichtig. Ebenso bedeutsam sind die Motivation der Mitarbeiter (gleichfalls für 62,1 % sehr wichtig), die Einkaufskontrolle (für 51,7 % sehr wichtig, für 34,5 % wichtig) und die Sicherung der Rentabilität (für 44,8 % sehr wichtig, für 31,9 % wichtig). Der derzeitige Auftragsbestand erreicht bei 62,1 % der Decor-Union-Einzelhändler das gleiche Niveau wie 2008, bei 10,3 % ist er sogar noch besser.

Noch zuversichtlicher als ihre Kollege aus dem Einzelhandel beurteilen die Großhändler die Lage: 44,4 % charakterisieren sie als eher positiv, 22,2 % als positiv. Der Auftragsbestand hält sich auf Vorjahresniveau; Rentabilität, Einkaufstrolle und Mitarbeitermotivation sind dem Großhandel noch wichtiger als die Sicherung der Liquidität.

Aus der Gruppe der Decor-Union-Objektpartner verweist Thomas Böhmler, der das Objektgeschäft des renommierten Münchner Einrichtungshauses Böhmler verantwortet, auf eine Initiative, von der sein Unternehmen bereits profitiert hat und künftig weiter profitieren soll: Das Netzwerk-Konzept Health & Care und Home & Care, initiiert von der Decor-Union, das für Neubau und Renovierung medizinischer und paramedizinischer Objekte mit Schwerpunkt Arztpraxen Komplettlösungen im Innenausbau anbietet. Böhmler konnte dafür das Dentaldepot Henry Schein gewinnen, das allein in Bayern 4.000 Zahnarztpraxen betreut.

Fazit aus Sicht der Decor-Union: In jeder Krise stecken auch Chancen. Wer sie zu nutzen versteht, überlebt mit seinem Unternehmen einigermaßen ungeschoren, kann sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen. Vorausgesetzt, es werden die Ratschläge von Betriebswirtschaftlern und Marketingfachleuten befolgt - und zwar bevor die Krisensituation da ist. Den Kopf in den Sand stecken, Selbstmitleid und Inaktivität wären schlechte Ratgeber.
aus BTH Heimtex 03/09 (Wirtschaft)